Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0261 - Im Bann der Tiermenschen

0261 - Im Bann der Tiermenschen

Titel: 0261 - Im Bann der Tiermenschen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
Dorf sein. Kommen wir später wieder. Vielleicht ist er auch schon unterwegs zum Doc. Wir wissen ja, wie rasch der Dorftratsch funktioniert.«
    »Nein«, widersprach Pyter Kilroy, der Jüngste und dennoch Besonnenste von ihnen. »Später kann es zu spät sein. Wir kehren nicht zum Doc zurück, ehe wir Mallory gesprochen haben.«
    »Wie meinst du das, später kann es zu spät sein, eh?« mischte sich O’Neal, der Dritte im Bunde, ein.
    »Wart’s ab«, sagte Kilroy schlicht und schrie: »Mallory! Verdammt, hörst du nicht? Wir müssen dich sprechen! Es geht um deinen Hund…«
    Während er rief, bearbeitete er den eisernen Klopfer, der in Brusthöhe an der massiven Haustür befestigt war.
    »Nichts. Keine Reaktion«, brummte O’Neal. »Was ist mit seiner Haushälterin? Die müßte uns doch wenigstens hören und aufmachen.«
    »Tut sie aber nicht«, keifte Dury. »Bei den dämonischen Fomore - da ist etwas faul, spürt ihr das denn nicht? Los, laßt uns umkehren! Denkt an den Toten, den wir draußen gefunden haben!«
    Kilroy lachte bitter.
    »Daran denken wir. Deshalb sind wir ja hier!«
    »Ohne mich. Das kann niemand von mir verlangen. Das Haus riecht nach Tod! Ich kehre um. Wer kommt mit?« Dury trat unruhig von einem Stiefel auf den anderen. Dabei ließ er das weiß vor ihm aufragende Haus keine Sekunde aus den Augen. Sein Blick huschte von Fensterhöhle zu Fensterhöhle, als warte er nur darauf, irgendwo einen wegzuckenden Schatten oder ein anderes Indiz für seine Befürchtungen zu entdecken.
    »Niemand kommt mit, bevor die Sache nicht geklärt ist. Du mußt schon alleine gehen«, entschied Kilroy seelenruhig.
    »Aber geh nur, geh! Zeige allen, was für ein Feigling du bist!«
    Dury duckte sich wie unter unsichtbaren Peitschenhieben. »Feigling? Ich ein Feigling?« stieß er heiser hervor.
    Niemand gab Antwort.
    Durys eben noch gestraffter Körper sank leicht in sich zusammen, als würde irgendwo Luft entweichen. Mit hängenden Schultern stierte er seine beiden Begleiter an. Nur seine kleinen, fast runden Augen funkelten böse. Der Rest des eher schmächtigen Körpers wäre auch niemals in der Lage gewesen, den anderen zu drohen oder zu einer Entscheidung zu bewegen, die sie nicht billigten.
    »Laßt uns ums Haus herum gehen«, meldete sich Kilroy nach längerem Überlegen wieder zu Wort. »Vielleicht ist hinten offen.«
    Sie gingen.
    Hinten war offen.
    Die Tür zum Hof hin stand sogar spaltbreit nach innen auf. Und das bei dieser Hundekälte, dachte Kilroy.
    Sie zögerten nicht lange und betraten den düsteren, kalten Korridor, der sich hinter der Tür erstreckte. Hank Dury war der letzte, den das Haus verschluckte.
    Langsam stapften sie den Gang entlang. Ihre Stiefel hinterließen überall ihre Schneespuren.
    Rechts und links wurde der Korridor von Türen unterbrochen. Die Männer riefen zuerst, klopften dann mit geballten Fäusten gegen das dünne Holz und warfen anschließend einen kurzen Blick in jeden Raum.
    Sie fanden niemanden.
    Erst als sie den großen, holzverkleideten Wohnraum mit dem offenen Kamin betraten, in dem ein heruntergebranntes Feuer vor sich hin schwelte, wurde ihnen endgültig klar, warum sich niemand auf ihr Klopfen und Rufen meldete.
    Gordon Mallory, der Bürgermeister von Macgillycuddy, lag mausetot und kreidebleich unweit des Kamins neben einem Haufen aufgestapelter Holzscheite und starrte mit glasigen Augen zur Decke.
    Die Haushälterin fanden sie in der Küche. Sie lag seltsam verkrümmt unter dem großen Holztisch. In ihrer rechten Hand hielt sie noch ein langes, spitz zulaufendes Messer, als hätte sie in ihren letzten Atemzügen noch versucht, sich gegen ihren Mörder zu wehren.
    Erfolglos.
    Ebenso erfolglos wie Mallory.
    ***
    Gegenwart
    Nicole Duval erwachte wie aus einer superstarken Hypnose. Etwas zog sich wie ein nebliger Schleier von ihrem Bewußtsein zurück und gab ihr die Möglichkeit, wieder eigene klare Gedanken zu fassen.
    Als sie sich umsah, befand sie sich unverändert innerhalb des Kristalleies, einer ovalen, eiförmigen Kammer, deren Wände aus schwarzen, wispernden Kristallstrukturen zusammengesetzt waren.
    Vergebens suchte sie jedoch die Türöffnung, durch die sie ins Innere dieses seltsamen Ortes gelangt war. Fugenlos glatt boten sich die Wände zu allen Seiten dar. Nirgends war ein Hinweis auf eine früher vorhandene Öffnung zu sehen, die sich mittlerweile aus geheimer Kraft geschlossen hatte.
    Bin ich eine Gefangene, dachte Nicole, immer noch benommen von den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher