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0261 - Im Bann der Tiermenschen

0261 - Im Bann der Tiermenschen

Titel: 0261 - Im Bann der Tiermenschen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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anderem mehr nütze, als damit die Opfer der Lia Fail zu heilen.
    Vielleicht hatte alles so sein sollen.
    Sorgen machte ihm nur der Verbleib seiner Freunde. Waren sie noch unten in der Tiefe? Oder war dort alles in sich zusammengebrochen, als der Druidenstein sich aus seiner unterirdischen Scheinwelt löste?
    Nach einer Weile sah Bill Bewegung auf dem Wasser.
    Als er den Suchscheinwerfer darauf richtete, erkannte er die Schwimmer. Zamorra, Nicole und zwei Männer, die er einmal im Dorf gesehen zu haben glaubte. Er wartete ihre Ankunft ab.
    Sie schüttelten sich wie nasse Katzen. Ohne weitere Erklärungen streiften sie die Anzüge ab, trockneten sich ab und legten ihre normale Kleidung wieder an. Erst dann begann Zamorra zu erzählen, was sich abgespielt hatte. Bill war derweil nicht untätig geblieben und hatte die Tiermenschen von ihrem Bann befreit.
    »Die Hexe dürfte es jetzt nicht mehr geben«, schloß Zamorra. »Sie ging in dem Kristall auf, und der Kristall ist zerstört. Die Lia Fail glaubte uns mit der Explosion mit zerstören zu können. Sie muß wirklich wahnsinnig gewesen sein. Und wenn die Zigeunerin uns nicht geholfen hätte, hinauszukommen, dann gäbe es uns jetzt auch nicht mehr.«
    Bill schluckte. »Ich verstehe das nicht. Demzufolge müßte doch ein Bewußtseinsanteil den anderen bekämpft haben.«
    »Schizophrenie«, warf Nicole ein. »Schizophrenie in einer uns bis jetzt völlig unbekannten, fantastischen Art. Die Bewußtseinsteile spalten sich und werden körperlich. Damit dürfte die Mitternachtshexe einmalig im Universum gewesen sein. Eigentlich ist es schade, daß so ein Phänomen vergehen mußte.«
    »So schade ist es nun eigentlich doch wieder nicht«, knurrte Bill.
    »Es bleibt uns nur ein Wermutstropfen«, sagte Zamorra. »Sowohl das Schwert als auch der Ju-Ju-Stab sind nun verloren. Jetzt stehen wir endgültig waffenlos gegen das Heer der Dämonen.«
    »Seien wir froh, daß wir wenigstens noch leben«, sagte Nicole und küßte ihn. »Irgendwie werden wir auch über diesen Verlust hinwegkommen.«
    Zamorra straffte sich. »Vielleicht«, sagte er. »Vielleicht bricht abermals eine entscheidende Phase aus. Aber bis wir hier wieder verschwinden können, bleibt uns noch eine Menge zu tun.« Er hob einen Kristallsplitter vom Boden auf. »Wir müssen die Menschen im Dorf von ihrem Fluch befreien. Und diesmal wird nicht nach dreizehn mal dreizehn Jahren wieder eine Hexe erscheinen. Da bin ich ganz sicher.«
    ***
    Sie brauchten geraume Zeit, bis die Arbeit getan und auch der letzte Einwohner Macgillycuddys wieder völlig er selbst war. Denn einige waren schwer aufzufinden, hatten sich abgekapselt, als die Hexe im Druidenstein starb. Aber irgendwann stiegen sie in den Geländewagen, und Zamorra startete den Motor.
    Obwohl die Menschen, und insbesondere Paddy, der Wirt, die drei geradezu nötigten, noch zu bleiben und eine mächtige Feier zu veranstalten, hielt ihn hier nichts mehr. Zamorra wollte fort und vergessen. Vergessen, daß er zwei starke Waffen gegen das Böse verloren hatte. War der Preis, den er für seinen Sieg bezahlt hatte, nicht ein wenig zu hoch?
    Er glaubte es.
    Aber dann stand draußen am Ende des Dorfes eine Gestalt, die er kannte.
    Er riß die Augen weit auf und trat auf die Bremse. »Das gibt’s nicht«, keuchte er. »Sie ist doch vernichtet! Es gibt sie nicht mehr!«
    Aber es gab sie noch - den positiven Anteil der Lia Fail. Die Zigeunerin trat lächelnd auf den Wagen zu, öffnete die Fahrertür und griff nach Zamorras Hand. Ihr Händedruck war fest, das Fleisch warm und lebendig. Sie lächelte.
    »Dank deiner Waffe konnte ich mich selbst besiegen«, sagte sie. »Aber ich denke, Zamorra, mein Sohn, daß du etwas vergessen hast.«
    Und plötzlich hielt sie Gwaiyur und den Ju-Ju-Stab in den Händen und überreichte beides dem verblüfften Zamorra.
    »Ich denke, daß du diese Dinge mehr benötigst als ich, die ich alles erreichte, was ich nur jemals erreichen konnte. Ich danke dir, Zamorra.«
    »Aber…«, stöhnte er auf.
    Er brach ab, weil er merkte, daß er in die leere Luft sprach.
    Die Zigeunerin war vor seinen Augen einfach verschwunden wie ein Schatten, den das Sonnenlicht trifft.
    Nur noch ein leises Lachen verhallte in unendlichen Weiten.
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 260 »Die Mitternachts-Hexe«
    [2] Siehe Professor Zamorra Nr. 182 »Der Seelenfresser«
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