Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0259a - Der Tod im Poker-Club

0259a - Der Tod im Poker-Club

Titel: 0259a - Der Tod im Poker-Club
Autoren: Der Tod im Poker-Club
Vom Netzwerk:
hinaus. Ich hatte das Mündungsfeuer an einer hohen Buschgruppe hinter dem Swimmingpool gesehen. Sofort spurtete ich am Rand des Beckens entlang, überquerte den samtweichen Rasenteppich und erreichte das Buschwerk.
    Ein Blitz zuckte über den pulvergrauen Nachthimmel und tauchte einen Herzschlag lang Dolans Park in bengalisches Licht.
    Ein Mann jagte geduckt auf den Kunststoffzaun zu, der fünfzig Yard entfernt war.
    Wie eine Rakete schoß ich los. Keuchend erreichte ich den Zaun, den der unbekannte Pistolenschütze schon überklettert haben mußte. Die Abgrenzung bestand, soviel ich im Dunklen fühlen konnte, aus einem biegsamen Nylongeflecht.
    Mit dem zweiten Blitz setzte ein wolkenbruchartiger .Regen ein. Das Wasser ergoß sich aus Kübeln auf New Jersey. Für einen Moment dachte ich daran, den Pistolenschützen weiter zu verfolgen. Dann entschloß ich mich umzukehren.
    Denn James Dolan befand sich in Gefahr.
    Die Gangster hatten mich im Jaguar Vorfahren sehen. Es war nicht schwer, daraus zu schließen, daß James Dolan das FBI eingeschaltet hatte. Der erste Schuß konnte ein Ablenkungsmanöver gewesen sein. Ich hatte reagiert, war in den Garten hinausgerannt. Vielleicht hatten die Burschen ihre Chance genutzt und waren ins Haus eingedrungen.
    Ich lief über den Rasenteppich auf die weißen Mauern der Traumvilla zu und prallte gegen die Glasschiebewand. Sie war in der Zwischenzeit geschlossen worden.
    Wieder ein greller Blitz. Zum ersten Male nahm ich das Grollen des Donners wahr.
    Ich preßte meine Nase gegen das Glas. Aber ich konnte im vollständig dunklen Salon den Tisch nicht von einem Sessel unterscheiden.
    Blitzschnell überlegte ich, jagte um die Villa herum und befand mich am Eingang. Hier hatte ich vor gut zehn Minuten den Finger auf die Klingel gelegt.
    Das Wasser lief mir am Rücken herunter. Ich hatte keinen -trockenen Faden mehr am Leib.
    Diesmal schellte ich Sturm.
    Bei meiner Ankunft hatte mir Mr. Dolan selbst geöffnet und behauptet, außer ihm sei niemand im Hause. Aber ich hatte ihm kein Wort geglaubt, denn drei Fenster im ersten Stock waren erleuchtet gewesen.
    Das Schrillen der Haustürklingel gellte durch die Prachtvilla. Nach zehn Sekunden flammte die Lampe über dem Eingang auf. Die Haustür öffnete sich.
    »Was wollen Sie?« schnauzte ein Mann mit pomadigen Haaren, Schnurrbart à la Clark Gable und stechenden Augen. Seine Lippen preßten sich zu einem schmalen Strich zusammen.
    »By Jove! Und naß wie eine Katze ist der Kerl!« piepste eine Frau, die neben dem Mann stand.
    »Mein Name ist Cotton, Mr. Dolan hat mich angefordert«, sagte ich ruhig.
    »Davon ist mir nichts bekannt«, knurrte der Pomadige.
    »Das ist gut möglich, denn Mr. Dolan hat vor zehn Minuten, als ich durch diese Tür hereingekommen bin auch behauptet, er sei allein zu Hause«, erwiderte ich und trat ein.
    Die Frau war einen halben Kopf kleiner als der Mann. Sie sah verlebt aus, hatte ihre tiefen Gesichtsfalten nachlässig mit Puder ausbetoniert und trug ein helles Seidenkleid mit tellergroßen Rosen. Ich schätzte die Frau auf Ende der Vierzig. Auf ihren schlanken Fingern trug sie einen halben Juwelierladen.
    Die Frau starrte auf die Wasserlachen, die sich zu meinen Füßen bildeten. Ich drückte die Haustür zu, schob den Mann zur Seite und stürzte in den Salon.
    Ich vermied es auch jetzt, Licht anzuknipsen.
    »Hallo, Mr. Dolan, wo stecken Sie?« sagte ich mit Zimmerlautstärke.
    »Hier, Cotton! Der Bursche hat mich am Arm erwischt«, keuchte der Millionär. Ich ging der Stimme nach, stieß mein Schienbein an einem Tisch, unterdrückte einen Fluch und riß ein Streichholz an.
    James Dolan lag auf dem weichen Teppich hinter einem schweren Eichenschrank und hielt seinen linken Oberarm fest. Auf dem Schrank befand sich eine Kerze auf einem handgeschnitzten Ständer. Ich zündete die Kerze an und stellte den Leuchter auf den Boden.
    Vorsichtig zog ich Dolan die Jacke aus.
    Es handelte sich um einen leichten Streifschuß. Nur die Haut war geritzt.
    »Darauf erstattet Ihnen keine Versicherung auch nur einen Tagessatz, wenn Sie sich ins Hospital legen wollten«, sagte ich, »es ist nur ein leichter Streifschuß. Trotzdem können Sie den Doc kommen und sich eine Spritze gegen Wundstarrkrampf geben lassen, wenn Sie wollen.«
    Ich half Dolan auf die Beine und führte ihn zum Sessel.
    Mit unverminderter Heftigkeit platschte der Regen gegen die Glasschiebewand. Der Himmel goß den halben Atlantik über New Jersey
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher