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0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz

0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz

Titel: 0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz
Autoren: Rolf Michael
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lockte der Versucher. »Ich bin Scaurus. Der hohe Herr Asmodis hat mir geboten, mit deinem Einverständnis in dich einzufahren und dich zu beschützen!«
    »Auch vor Attentaten?« fragte Caligula. »Ich fürchte den heimlichen Tod, vor dem man zur Zeit des Tiberius nie sicher war!«
    »Du wirst nicht sterben, solange ich bei dir bin!« versprach Scaurus.
    »Dann sei es so… was habe ich zu verlieren… erbarmt sich mir nicht Jupiter, so rufe ich mir die Götter der Unterwelt… ich will leben… weiterleben… verbinde dich mit mir, Scaurus, werde eins mit Ga jus Cäsar. Fahre ein, Geschöpf der Finsternis!«
    Dreimal wiederholte Kaiser Caligula diese Worte. Beim dritten mal verschwamm die Gestalt des Scaurus. Der Kaiser spürte, wie frische Kräfte in ihn eindrangen. Schlagartig wich die Krankheit von ihm.
    »Nun gib acht, Scaurus!« hörte der Dämon die Stimme des Asmodis. »Sorge dafür, daß er alles tut, was verwerflich in den Augen der Hohen Throne ist. Laß ihn in einem Blut- und Machtrausch rasen. Dies ist unsere Stunde…!«
    Caligula ahnte nichts davon, daß er jener Macht ausgeliefert war, die man später als den Teufel bezeichnen würde. Er spürte nur die aufschwellende Kraft und die Lust am Leben.
    Nichts und niemand konnte ihn jetzt noch aufhalten, da er eins geworden war mit den Mächten, die jenseits des menschlichen Verstandes lagen.
    Mit einem Sprung erhob sich der Kaiser vom Lager und ergriff eine Metallkugel, die er in ein Bronzebecken fallen ließ. Der helle Klang ließ mehrere Sklaven herbeieilen. Augenblicke später war der Kaiser angekleidet. Ein goldener Lorbeerkranz bedeckte die beginnende Kahlköpfigkeit.
    Die im Vorzimmer versammelten Konsuln, Senatoren und Priester verbeugten sich tief, als sie den Kaiser eintreten sahen.
    »Du bist gesund, o Kaiser!« rief einer der Senatoren. »Ich danke Jupiter, dem ich mein Leben für das deinige versprach!«
    »Nun, dann laß Jupiter nicht so lange mit der Einlösung des Versprechens warten!« ließ Scaurus, der Dämon, den Kaiser reden. Der Senator wurde kalkweiß.
    »Wachen! Sorgt dafür, daß er sein Gelübde einhält!« befahl der Kaiser scharf. »Ich wünsche nicht, daß man meinesgleichen etwas vorenthält. Denn wisset, daß ich tot war. Aber es war kein wirklicher Tod. Es war eine Wandlung. Das Menschliche fiel von ihm ab und ich erkannte mich, wie ich wirklich bin.
    Ihr habt meine Vorfahren in den Kreis der Götter aufgenommen. Cäsar, Augustus und Tiberius werden in Tempel verehrt.
    Aber ich spüre, daß ich schon in den Tagen meines Lebens bin, was aus ihnen erst im Tode wurde.
    Ein Gott!«
    »Heil dem göttlichen Caligula!« waren die ersten zaghaften Rufe zu vernehmen. Doch der Kaiser drehte sich um und winkte Cassius Charea, den Befehlshaber der Prätorianergarde.
    »Was ist Euer Wunsch, göttlicher Cäsar?« fragte der schon leicht ergraute Mann im goldenen Brustpanzer.
    »Ich wollte, daß dieser Senat und dieses Volk einen einzigen Kopf hätte!« knurrte Caligula und fuhr sich mit der rechten Hand über die Kehle. Charea erbleichte.
    Der vorher so beliebte Caligula war zur reißenden Bestie geworden…
    ***
    »Bald wirst du ihm gegenübertreten müssen, Zamorra, und gegen den Dämon in seinem Inneren ankämpfen!« erklärte Merlin, als der Nebel verraucht war. »Du kennst nun die Zusammenhänge, warum sich Caligula so wandelte. Die moderne Wissenschaft spricht von Wahnsinn und Schizophrenie. Aber es ist das Werk unserer Gegner aus dem Reich der Schwefelklüfte. Und nun, da du alles weißt, kehre zurück, woher du kamst. Und vergiß nicht, daß auch die Locusta gefährlich ist. Gefährlicher, als du ahnst.«
    Brausender Wirbel ergriff Zamorra. Merlins Macht wurde offenbar. Es war dem Meister des Übersinnlichen, als würde er durch eine Tür gehen. Im nächsten Augenblick fand er sich in seinem improvisierten Arbeitszimmer im unteren Geschoß des Beaminster-Cottage wieder, das er seit seiner Flucht aus Château Montagne bewohnte.
    In der oberen Etage hatte sich der alte Stephen Möbius, der Herr des Hauses, eingerichtet und dirigierte seinen weltumspannenden Konzern von dieser Stelle aus. Verließ er den weißmagischen Bannkreis um das Cottage waren Dämonen zur Stelle, die ihn in die Hölle zerren konnten. Denn auf der Geister-Party von Windsor-Castle hatte Möbius einen Pakt mit Asmodis geschlossen, der ihn in der Tarnexistenz eines Großbankiers übertölpelt hatte.
    Zamorra sah auf die Uhr. Es war kaum eine Minute vergangen, die
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