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0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz

0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz

Titel: 0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz
Autoren: Rolf Michael
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Niemand zeigte ihm die Grenzen seiner Macht.
    Während sich am Südhang des Palatin vor den Eingängen des Circus Maximus die Schwerter und Lanzen der Soldateska röteten und die Menge schreiend und fluchend auseinanderrannte, ging Caligula hinüber zu dem Neubau, den er zu errichten befohlen hatte und der den altehrwürdigen Tempel des Castor und des Pollux zu einer Eingangshalle umfunktionierte. Caligula hatte angeordnet, daß die Arbeiten weder bei Tag noch bei Nacht ruhen durften. Nun waren nur noch die Maler damit beschäftigt, Wände und Decken mit Gemälden auszuschmücken.
    Gleichzeitig ging der Kaiser durch die Gänge, in denen sich die Maler beim Schein der Öllampen besonders bemühten, in Anwesenheit des Kaisers eifrig zu arbeiten.
    Plötzlich wurde Caligula durch den Anblick eines der Bilder gefesselt. Lange starrte er sinnend das Bild an. Dann kam ein Zug von begehrlicher Grausamkeit in seine Augen.
    »Das Gemälde stellt Pallas Athene dar!« erklärte Alexandras, der griechische Maler, den Caligula extra aus Athen hatte kommen lassen. »Gefällt es dir, göttlicher Kaiser?«
    »Ich will dieses Mädchen, Alexandros!« sagte Caligula knapp. »Morgen abend will ich sie in meinen Armen halten!«
    »Aber Herr! Es gibt dieses Mädchen nicht! Es ist wahrhaftig die Göttin Athene. Ich malte sie so, wie sie mir im Traum erschien… !« stieß der Grieche hervor.
    »Du lügst!« zischte Caligula. »Du willst eine Sklavin deinem Kaiser und Gott vorenthalten? Oder ist es etwa deine Tochter, das du sie mir verweigerst?«
    »Ich schwöre bei allen Göttern, daß es dieses Mädchen nicht gibt!« rief Alexandros. »Ich habe nicht nach Modell gemalt. Dieses Mädchen habe ich im Traum gesehen!«
    »Dann sorge dafür, daß der Traum lebendig wird. Ich will sie haben. Und du sorgst dafür, daß sie mir morgen zur Verfügung steht. Ich gebe dir zehn Prätorianer mit, die bis dahin alle deine Schritte bewachen, damit du dich nicht aus dem Staube machst. Denn wenn du mir dieses Mädchen nicht besorgst, mußt du sterben. Du weißt, daß ich zu meinen Gastmählern Sklaven auf besondere Weise töten lasse. Sei gewiß, daß ich das Gleiche auch mit einem Maler durchführen lasse… !«
    Mit irrem Gelächter rannte Caligula zurück in den alten Palast, in dem schon Augustus residiert hatte. Wenige Herzschläge später waren neben dem Maler zehn hartgesichtige Männer der Garde angetreten.
    Alexandros verspürte bereits ein Ziehen im Nacken, als er ihre Schwerter sah.
    »Ich habe gehört, was der Göttliche redete!« zog Minucius, der kommandierende Optio, den Maler zur Seite. »Gibt es das Mädchen tatsächlich nicht?«
    »Nein!« rief Alexandros verzweifelt.
    »Dann hast du nichts mehr zu verlieren!« erklärte der Soldat. »Aber vielleicht weiß ich jemanden, der dir helfen kann. Denn durch die Kraft der Magie und Zauberei ist vieles möglich. Folge mir zur Wohnung der Locusta… !«
    ***
    »Folgt mir! Die Herrin erwartet euch!« Das junge Mädchen mit der zierlichen Figur, den braunen Haaren und dem hübschen Gesicht lud mit einer Handbewegung Alexandros und den Optio ein, in die Behausung einzutreten. Scheu sah sich der Grieche in der Hexenküche um, deren unheimliche Ausstrahlung bei seinem heiteren Wesen Angstgefühle hervorriefen. Das Mädchen wollte gar nicht zu der Umgebung passen.
    »Es ist Valeria Messalina!« flüsterte Minucius dem Griechen zu. »Sie lernt hier die finsteren Künste der Locusta. Die Götter mögen verhüten, daß der alte Barbatus, ihr Vater, jemals davon hört. Aber die Auguren haben Messalina prophezeit, daß sie einst zu höchsten Ehren aufsteigen werde. Man munkelt sogar, daß sie Kaiserin werden soll. Da kann es nicht schaden, wenn man Gift zu mischen versteht. Halb Rom liegt diesem Mädchen zu Füßen!«
    Im gleichen Augenblick betrat die Locusta den Raum. Sie war in graue Kleider gehüllt und ihr noch junges Gesicht war unter einem Schleier verborgen.
    »Schließt die Augen und folgt mir!« befahl sie kurz, als ihr Alexandros seinen Wunsch mitteilte und ihr drei Talente in Gold für die Rettung seines Lebens versprach.
    »Du willst mich betrügen, Optio Minucius!« vernahm Alexandros die gezischte Stimme der Locusta, während er krampfhaft die Augen geschlossen hielt. »So sei denn für die Dauer eine Stunde mit Blindheit geschlagen!« Augenblicke später heulte der Optio auf. Er war blind.
    »Es währt nur eine Stunde!« fauchte die Gifthexe. »Versuche es nicht noch einmal, in meine
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