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0254 - Treffpunkt Leichenhaus

0254 - Treffpunkt Leichenhaus

Titel: 0254 - Treffpunkt Leichenhaus
Autoren: Jason Dark
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auf der Schreibtischkante, als er fragte: »Wer ist es denn?«
    »Eine Frau.«
    »Aha. Hat sie auch einen Namen?«
    »Ja. Sie heißt Susan Water.«
    »Noch nie gehört.«
    »Ich auch nicht«, sagte Glenda. Sie meint aber, daß es sehr dringend wäre und sich einer der Herren doch Zeit nehmen möge. Man hat sie an dich oder John verwiesen.
    »Dann schick sie mal hoch.« Suko legte auf. Er war gespannt, was diese Susan Water von ihm wollte.
    Drei Minuten später war sie da. Sie klopfte erst schüchtern an. Suko fuhr mit seinem Stuhl zurück, so daß er durch die offene Verbindungstür in Glendas Büro schauen konnte.
    Er sah Susan Water.
    Einen nassen Regenschirm trug sie in der Hand. Der Mantel bestand aus grünem Kunstleder, ein Kopftuch bedeckte ihre Haare, und das Gesicht wirkte sehr schmal.
    »Bitte, kommen Sie doch zu Inspektor Suko«, sagte Glenda und erhob sich von ihrem Stuhl. Sie brachte die Besucherin in Sukos Office, der sie begrüßte und ihr den Mantel abnahm. Den Schirm stellte er auch in einen Ständer.
    »Möchten Sie eine Tasse Kaffee?« fragte er freundlich und deutete auf den Besucherstuhl.
    »Wenn es keine Mühe macht«, sagte die Besucherin und nahm ihr Kopftuch ab.
    »Nein, natürlich nicht.« Suko bestellte bei Glenda eine Tasse. Als er zurückkam, schaute er sich Susan Water an. Sie trug eine lange Hose und einen dicken Winterpullover aus pechschwarzer Wolle. Ihr halblanges Haar war ziemlich farblos. Es besaß auch wenig Glanz. Die Wangen in der blassen Haut wirkten eingefallen, unter den Augen lagen Ringe, und die Finger wiesen darauf hin, daß die Frau hart arbeiten mußte, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen.
    »Womit kann ich Ihnen helfen, Miß Water? Oder sind Sie verheiratet?«
    »Nein, Miß ist schon richtig«, erwiderte sie, strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, senkte den Kopf und schaute auf die Hände, die mit dem Tuch spielten. »Wissen Sie, ich war noch nie bei der Polizei, habe nichts damit zu tun gehabt und…«
    »Wir fressen keinen«, lachte Suko. »Aber Sie müßten mir schon sagen, aus welchem Grund Sie mich besuchen?«
    Sie wollte antworten, doch Glenda kam und brachte den Kaffee. Sie lächelte freundlich, und Susan bedankte sich mit einem Kopfnicken, als Glenda die Tasse abstellte.
    Zucker hatte Glenda ebenfalls dazugelegt. Susan warf die beiden Würfel in den Kaffee und rührte um. »Es ist ja nicht wegen mir«, begann sie, »sondern wegen meines Vaters.«
    »Ist er mit dem Gesetz in Konflikt geraten?« wollte Suko wissen.
    »Nein, das nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich wunderte mich nur über seine seltsamen Ausdrücke und über sein Benehmen, das doch aus dem Rahmen fiel.« Sie nahm einen Schluck. Suko lehnte sich zurück. Er war ein guter Zuhörer und sagte auch nichts, als Susan Water fortfuhr. »Ich habe nur noch Kontakt zu meinem Vater. Meine Mutter hat ihn vor langer Zeit verlassen, sie ist mit einem Zigeuner durchgebrannt. Ich wuchs bei Dad auf, aber es war kein gutes Leben. So früh wie möglich habe ich mich auf die eigenen Füße gestellt, denn mein Vater trank und trinkt noch immer. Allerdings habe ich mit ihm nie gebrochen, denn ich weiß selbst, wie schwer es für ihn gewesen sein muß, mich groß zu ziehen. Auch heute kümmere ich mich noch um ihn, besuche ihn einmal die Woche und sehe nach dem Rechten. Ich putze auch seine Wohnung. So war es auch heute morgen. Er selbst lag noch im Bett, sein Dienst beginnt erst gegen Mittag.«
    »Darf ich fragen, welch einen Beruf Ihr Vater ausübt?« erkundigte sich Suko. »Er ist Leichenwäscher.«
    Ein anderer wäre vielleicht zusammengezuckt. Nicht so der Inspektor.
    Er hatte sich gut in der Gewalt. »Leichenwäscher«, murmelte er.
    »Nun ja…«
    »Es ist ein guter Beruf und auch einer wie jeder andere«, verteidigte Susan ihren alten Herrn.
    »Um Himmels willen, ich will da nichts gegen sagen, aber hat Ihr Besuch hier bei uns vielleicht etwas mit dem Beruf Ihres Vaters zu tun?«
    Susan Water schaute den Chinesen an, und ihre Augen weiteten sich.
    »Ja, das hat er. Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe es geraten.«
    Sie hob die schmalen Schultern und trank noch einen Schluck Kaffee.
    »Es ist ja so, Inspektor, mein Vater ist trotz seines Berufs ziemlich normal geblieben, wenn er auch ein recht eigenes Verhältnis zu seinen Kunden — sprich Leichen — hat. Er mag sie, er spricht mit ihnen, das alles kenne ich, daran habe ich mich gewöhnt. Nur in den letzten drei Tagen, da hat er mich angerufen, und
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