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0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

Titel: 0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt
Autoren: Am Hafenkai regiert Gewalt
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Steve Fargo nach unten. Der Koffer musste ziemlich schwer sein. Es dauerte eine ganze Zeit lang, bis er an der Stelle ankam, an der die Leiter endete. Feuerleitern sind bekannterweise ein Stück über dem Erdboden zu Ende, damit die Einladung für die Diebe nicht zu augenfällig wird.
    Fargo beugte sich so weit wie möglich hinunter und ließ dann den Koffer fallen. Er plumpste auf den Betonboden, und dann sprang er.
    Im Augenblick, in dem er den Boden berührte, und durch den Aufprall in die Knie ging, rief ich: »Hands up und keine Bewegung, sonst knallt es.«
    Er stand wie versteinert, mit dem Rücken zu mir gewandt, und dann hob er widerwillig aber folgsam die Hände.
    Ich drückte im die Pistole ins Kreuz und holte zuerst einmal die Lueger, die er in der Hüfttasche trug, heraus. Das war wieder Erwarten glatt gegangen.
    »Nehmen Sie Ihren Koffer auf und gehen Sie vor mir her.«
    Er tat auch das. Es war so ruhig, dass es mir langsam unheimlich wurde.
    Erst als wir auf die um diese Zeit belebte Straße kamen, wusste ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Hier konnte ich nicht von der Schusswaffe Gebrauch machen, ohne die anderen Passanten zu gefährden.
    »Halt, stehen bleiben!« rief ich, aber er dachte nicht daran.
    Er versuchte zwischen den anderen durchzuschlüpfen, und als ihn der schwere Koffer dabei behinderte, warf er diesen mit aller Kraft in meine Richtung. Ich musste ausweichen, eine Frau, der der Koffer auf den großen Zeh gefallen war, schrie erbärmlich, aber darum konnte ich mich jetzt nicht kümmern.
    Ein Taxi fuhr langsam vorbei. Fargo riss den Schlag auf und sprang hinein. Im nächsten Augenblick gab der Fahrer Gas und brauste davon wie der Teufel, während ich mich durch die Menschen, die aufmerksam geworden waren und mir natürlich den Weg versperrten, durchboxte, schoss es mir durch den Kopf, das der Taxifahrer ja eigentlich hätte merken müssen, was los war und seine Eile, wegzukommen, recht sonderbar war.
    Dann hatte ich meinen Jaguar erreicht und startete gerade, als das Taxi links in den East Broadway einbog. Es begann ein richtiges Versteckspiel. An der Ecke Broadway sah ich mein Wild in der Essex Street verschwinden, dann wieder rechtsum in Grand und links in Norfolk. Dort hätte ich das Taxi fast verloren, als sich ein großer Bus dazwischenschob, aber dann sprang an Delancey die Verkehrsampel auf Rot. Meine Hoffnung, der Fahrer werde diese beachten, war trügerisch.
    Im Gegenteil. Er drückte auf die Tube und kam mit knapper Not ohne Karambolage hinüber. Bis jetzt hatte ich das Rotlicht und die Sirene nicht eingeschaltet, weil ich gehofft hatte, Fargo werde nicht merken, dass er verfolgt wurde, aber jetzt ließ ich jede Rücksicht fahren und brauste mit Geheul hinterher.
    Meine Signale hatten eine doppelte Wirkung. Erstens war die Straße vor mir plötzlich leer gefegt. Alle Fahrzeuge stoppten am Straßenrand, während die wilde Jagd vorbeistob. Aber die zweite Folge war nicht nur angenehm, sondern erstaunlich. Das Taxi verlor an Fahrt und begann gleichzeitig zu schlingern, als ob der Fahrer betrunken sei. Dann, unvermittelt, sprang es auf den Bürgersteig und landete im Schaufenster eines Fleischerladens, wo es mitten zwischen Würsten und Schinken stehen blieb.
    Ein paar Sekunden später war ich zur Stelle. Der Fahrer, dem das Blut von der Verletzung durch einen Glassplitter über die Stirn lief, sprang heraus. Fargo lag im Fond und hatte eine mächtige Platzwunde an der Schläfe. Wenn ich diese mit dem Schraubenschlüssel, den der Fahrer in der Faust schwang, kombinierte, so konnte ich mir denken, was geschehen war. Die Einzelheiten sprudelten nur so aus ihm heraus.
    Fargo war in das-Taxi gesprungen und hatte ihm etwas Hartes und Kaltes ins Genick gedrückt. Zugleich forderte er den erschreckten Mann auf, so schnell wie möglich loszufahren und gab ihm unterwegs die Richtung an. Als dann der Fahrer meine Signale hörte, fuhr er absichtlich im Zickzack in der Hoffnung, die vermeintliche Pistole in seinem Nacken werde dadurch aus der Schuss richtung gebracht. Die Pistole war in Wirklichkeit ein Hausschlüssel. Fargo verlor die Balance, und der Fahrer gebrauchte den für solche Fälle immer bereitliegenden Schraubenschlüssel. Dabei allerdings entglitt ihm das Steuer, und er landete im Fleischerladen.
    Vorsichtshalber versah ich den Gangster mit stählernen Armbändern, bevor er wieder zu sich kam, obwohl ein paar alte Weiber aus der üblichen Zuschauermenge sich keifend über die
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