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0253 - Judys Spinnenfluch

0253 - Judys Spinnenfluch

Titel: 0253 - Judys Spinnenfluch
Autoren: Jason Dark
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hatte sie uns übersprungen, als wir auf dem Boden lagen, doch auch an dieser Seite war der Gang leer. Von der Spinne sah ich kein Bein.
    Kopfschüttelnd stand ich da. Das konnte begreifen, wer wollte, ich schaffte es nicht. Einer Halluzination war ich nicht erlegen, das stand fest, denn ich brauchte nur auf den Arzt zu schauen, der verletzt vor meinen Füßen lag und unter Schmerzen stöhnte.
    Ich kniete mich neben ihn.
    Die beiden Spinnenbeine waren durch seine Kleidung gedrungen und hatten zwei Wunden hinterlassen. Eine befand sich am Rücken, die andere etwas tiefer an der Vorderseite und zwar in Höhe des Bauches. Der Mann war nicht bewußtlos, er mußte ungeheuer leiden, und ich sah an der Wand eine Alarmglocke.
    Mit der flachen Hand schlug ich auf den Knopf. Es schrillte zwar keine Alarmsirene durch den Flur, ich hoffte jedoch an der richtigen Stelle das Signal ausgelöst zu haben.
    Das war in der Tat der Fall.
    Plötzlich wurden zwei Türen aufgestoßen. Mehrere Personen verließen die Räume. Zwei Ärzte, eine Krankenschwester und sie blieben, wie vor eine Wand gelaufen, stehen, als sie uns im Flur sahen.
    Die Krankenschwester konnte sich nicht beherrschen. Sie schrie:
    »Das ist ja Dr. Valentin!«
    »Ja, verdammt!« rief ich. »Tun Sie etwas!«
    Es war vielleicht ungerecht, daß ich so reagierte, aber ich wollte nicht, daß der Mann starb.
    Die beiden Kollegen des Verletzten scheuchten mich zur Seite.
    Die Schwester lief, um eine Trage zu holen, während die Ärzte ihren Kollegen so rasch wie möglich einer ersten Untersuchung unterzogen.
    »Sieht übel aus«, meinte der jüngere der beiden und ballte die Hände zu Fäusten.
    »Notoperation!« schlug der andere vor, als er den Kittel seines Kollegen aufknöpfte.
    Ich kam mir überflüssig vor und setzte mich auf eine Wartebank.
    Kaum hatte ich Platz genommen, als der Flur von einer wilden Hektik erfüllt wurde. Eine fahrbare Trage wurde herangeschoben, man bettete den Verletzten vorsichtig darauf, und die beiden Männer schoben die Trage in Richtung OP-Saal.
    Ich blieb sitzen. Sicherlich würde man mir Fragen stellen, wobei ich mir bereits jetzt überlegen konnte, welche Antworten ich geben würde. Die Wahrheit konnte ich kaum sagen, niemand hätte sie mir geglaubt: Sie war auch zu unwahrscheinlich.
    Vielleicht half mir das Mädchen. Ich mußte Judy endlich einmal zum Sprechen bringen, damit sie mir erklärte, was sich tatsächlich hier alles abspielte.
    Kaum war der Gedanke in mir hochgezuckt, als ich mich bereits erhob und auf Judys Zimmer zuschritt. Die Tür war beim Verlassen des Raumes hinter mir ins Schloß gefallen. Ziemlich wuchtig stieß ich sie wieder auf, denn ich war verdammt wütend geworden. Ich kam mir vor wie ein Spielball, der von einer Partei zur anderen geworfen wurde.
    Wie festgeleimt blieb ich auf der Türschwelle stehen und starrte auf das Bett.
    Es war leer.
    Von Judy keine Spur!
    ***
    Das blinde Mädchen mit den Spinnenaugen schien sich in Luft aufgelöst zu haben, und ich stand da wie ein begossener Pudel. Zum zweitenmal innerhalb von Minuten hatte man mich geleimt, und ich war kaum schlauer geworden.
    Ein Ding der Unmöglichkeit. Zu erklären nur mit Schwarzer Magie. Trotzdem forschte ich nach einer anderen, normalen Lösung, und ich schaute mich im Zimmer um, ob ich vielleicht nicht doch etwas entdecken konnte. Vielleicht hatte sich Judy irgendwo versteckt, doch ich suchte vergebens. Das Mädchen war und blieb verschwunden.
    Nur das etwas zerwühlte Bett deutete darauf hin, daß in ihm jemand gelegen hatte.
    Dabei hätte sie mir noch einiges sagen können, nun stand ich da und wußte so gut wie nichts. Die Spur war abgeschnitten worden, radikal gekappt. Ich verließ das Zimmer und trat wieder auf den Gang. Gerade im richtigen Moment, denn aus dem Aufzug stieg ein dunkelhaariger Mann, der eine getönte Brille trug.
    Ich kannte ihn. Es war der Chefarzt, Professor Latimer. Als er mich sah, ging ein Ruck durch seinen Körper, und er steuerte mich mit großen Schritten an. »Auf Sie habe ich gewartet«, sagte er noch im Laufen. »Ich glaube, daß Sie uns eine Erklärung schuldig sind. Was ist mit Dr. Valentin geschehen?«
    Ich antwortete mit einer Gegenfrage. »Wie geht es ihm denn?«
    Der Professor strich über seine schüttere Haarpracht. »Schlecht, muß ich Ihnen ehrlich sagen. Es geht ihm schlecht. Wir werden Mühe haben, ihn durchzubekommen.«
    Er schaute mich forschend an und wartete auf meine Erklärung, mit der ich auch nicht
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