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0250 - Pandoras Botschaft

0250 - Pandoras Botschaft

Titel: 0250 - Pandoras Botschaft
Autoren: Jason Dark
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drängelte, keiner ging vor. Das Ritual war einstudiert und wiederholte sich jeden Tag.
    Draußen war es kalt. Zwar nicht zu kalt, denn man schrieb Januar, aber die Luft roch nach Schnee. Es hatte eigentlich zuwenig geschneit, und man sprach schon von verrückten Wetter-Kapriolen, Zwar zeigten einige Berge und Hänge weiße Schichten, doch das Braun der Landschaft überwog. Für den Monat Januar war es zu warm. Die Luft kam vom Atlantik her. Sie überquerte fast ganz Europa, so daß auch die Skigebiete in den Alpen von dem Warmluftstrom übergossen wurden und die Menschen zusehen konnten, wie der Schnee wegschmolz.
    Die Sonne hielt sich noch versteckt, als die Mönche ihre Gebetsstätte verließen. Nur im Osten war bereits ein hellerer Streifen zu sehen, der die Morgendämmerung ankündigte. Die einfachen Brüder, die in der Küche arbeiteten, hielten schon das Frühstück bereit. Sosehr sich Pater Ignatius immer darauf gefreut hatte - er war ein Mann mit großem Appetit -, an diesem Morgen würde ihm nichts schmecken. Die Mönche schwiegen. Manche waren noch sehr in Gedanken versunken, als sie auf das Haupthaus des Klosters zuschritten, wo sich der Raum befand, in dem sie das Frühstück einnahmen.
    Sie passierten den Baum, der im Hof stand. Wenn Pater Ignatius an ihm vorbeiging, mußte er daran denken, daß John Sinclair, der Geisterjäger, an seinem Stamm gefesselt worden war und den gefährlichen AEBA-Dämonen ins Auge hatte sehen müssen.
    Ihn schauderte es jedesmal, wenn er sich daran erinnerte. Er suchte den Himmel ab. Von der geheimnisvollen Frau sah er nichts mehr. Die Person, die er mit Pandora in Zusammenhang brachte, war nicht zu entdecken. Auch im Frühstücksraum hatte jeder seinen Platz. Schweigend setzten sich die Mönche an den bereits gedeckten Tisch. Nur das Scharren der Stühle war zu hören. Die frommen Männer konnten zwischen Milch und Tee wählen. An den hell gestrichenen Wänden brannten kleine Lampen. Ansonsten zeigten die Wände als einzigen Schmuck die braunen, schlichten Holzkreuze. Man sprach noch ein kurzes Gebet, dann wurde das Frühstück eingenommen. Niemand unterhielt sich. Ein jeder dachte an seine Arbeit, die er im Laufe des Tages noch zu erledigen hatte.
    Auch Pater Ignatius dachte daran. Er hatte sich ein wenig verspätet. Sicherlich wartete John Sinclair schon sehnsüchtig auf den neuen Nachschub an Kugeln. Die gebrauchten waren nämlich schon im Kloster eingetroffen. Die Mönche nahmen sich beim Frühstück Zeit. Erst wenn der Abt die Tafel aufhob, konnten auch die anderen gehen. Pater Ignatius dauerte es heute zu lange. Er aß wenig, und er überlegte, ob er mit dem Klostervorsteher über seine Vision reden sollte.
    Zu einer Entscheidung kam er nicht. Schließlich wurde die Tafel aufgehoben. Erst jetzt sprachen die Mönche miteinander. Jeder hatte seine Aufgabe zu erfüllen. Sie redeten über Termine, über die Arbeit des Tages, doch Pater Ignatius wandte sich sofort dem Ausgang zu, wo der Bote bereits wartete, der das Päckchen ins Dorf bringen sollte.
    Es war ein noch junger Bursche, der sich erst vor wenigen Monaten entschlossen hatte, im Kloster zu bleiben. Im Kloster war er der Bruder Clemens und beschäftigte sich ansonsten mit handwerklichen Arbeiten. Er konnte hervorragende Figuren aus Steinen herstellen und auch schnitzen. »Hast du alles bereit?«
    Pater Ignatius nickte. »Ja, das Päckchen ist fertig. Mir gefällt nur das Wetter nicht.«
    »Wieso?«
    »Es kann Schnee geben.«
    Bruder Clemens winkte ab. »Bis dahin bin ich wieder zurück. Ich habe in Peelham nicht sehr viel zu erledigen, nur zur Post muß ich gehen.«
    »Ist deine Maschine in Ordnung?«
    »Ich habe sie gestern noch überprüft.«
    Mit der Maschine war das Motorrad gemeint, das man gekauft hatte, um ein wenig beweglicher zu sein. Natürlich setzte sich Bruder Clemens nicht in seiner Kutte auf die Maschine. Er trug Lederkleidung und einen Helm, denn die Straße ins Tal hinab war sehr kurvig und gefährlich. »Warte noch einen Moment«, bat Ignatius den jüngeren Mann. »Ich hole nur das Päckchen.«
    »Gern.«
    Pater Ignatius verschwand in seiner Schmiede. Es war ein kleiner Bau mit dicken Mauern, sein Reich. Hier arbeitete er, hier fühlte er sich wohl, und zu tun gab es immer. Jetzt war das Feuer erloschen. Er würde es wieder anfachen, sobald sich der junge Bruder auf den Weg gemacht hatte. Das Päckchen lag neben der Feuerstelle, war adressiert und frankiert. Ein helles Band war um das braun
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