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0250 - Pandoras Botschaft

0250 - Pandoras Botschaft

Titel: 0250 - Pandoras Botschaft
Autoren: Jason Dark
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Abgeklärtheit dem eines Engels.
    An einen Engel hatte der Pater auch im ersten Augenblick gedacht. Eine frohe Botschaft, die wahr geworden war. Das Erscheinen eines Geschöpfes aus einem Reich, nach dem sich jeder von ihnen sehnte - doch ein Engel war es nicht. Engel trugen keine Füllhörer oder Büchsen. Beim zweiten Hinschauen erst war der Pater darauf aufmerksam geworden, und er sah nun genauer hin. Sie hatte die Arme angewinkelt und hielt die Büchse mit beiden Händen umklammert.
    Der Gegenstand schimmerte gelblich und sah aus wie ein Horn, das an seiner Spitze mit einem metallenen Aufsatz versehen war.
    Die Büchse, die Frau, die Schönheit des Wesens… Der Pater war ein gottesfürchtiger Mensch, aber er kannte sich auch auf Gebieten aus, die mit seiner christlichen Lehre nichts zu tun hatten.
    Die Schönheit und das Grauen lagen oft dicht beieinander. Das wußte Pater Ignatius sehr gut. Er hatte lange studiert, tat es eigentlich immer noch, denn er war ein sehr belesener Mensch. Und er erinnerte sich, solch eine Gestalt schon auf alten Abbildungen gesehen zu haben. Gerade die Büchse war Beweis genug.
    Denn diese Büchse, so hatte Zeus, der Göttervater aus der griechischen Mythologie befohlen, enthielt alles Unheil, das man sich nur vorstellen konnte. Es war die Büchse der Pandora.
    Und die Frau, die der Pater dort vorn schweben sah, konnte keine andere sein als Pandora.
    Es gab sie also. Sie war keine Sagengestalt, und Pater Ignatius dachte sofort weiter. Wenn sie auftauchte, dann mußte dies einen Grund haben.
    Und der bereitete ihm Angst…
    ***
    Der Arzt stand neben mir an der Liege, schaute auf mich nieder und nickte.
    »Was ist, Doc?«
    »Macht sich gut.«
    »Was?«
    »Ihre Wunde, Sinclair.«
    Ich verdrehte die Augen. »Das hätte mir auch ein anderer sagen können. Aber ich habe gutes Heilfleisch, wie Sie sicherlich schon bemerkt haben.«
    »Ja, das kann man wohl sagen.«
    »Und? Brauche ich noch einen Verband?«
    »Nein, ein Pflaster wird genügen. Sehen Sie beim nächsten Mal zu, daß Sie keiner Waffe im Weg stehen. Wer hatte es eigentlich auf Sie abgesehen?« Der Arzt schaute fragend auf mich herab.
    »Eine gute Freundin, Doc.«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Nein, um Himmels willen. Es stimmt tatsächlich. Auf mich hatte es eine gute Freundin abgesehen.«
    »Seit wann schießen die Frauen auf Sie, John?«
    »Da müssen Sie die Frauen mal fragen«, gab ich zur Antwort.
    »Aber lassen wir das, Doc, es war keine Frau, die da auf mich geschossen hat. Ich habe mich beim Training verletzt.«
    Der Arzt lächelte. »Das hatte ich schon längst gewußt. Ich wollte nur Ihre Version hören.«
    »Manchmal überkommt es mich eben.«
    Ich hatte mir tatsächlich einen Kratzer zugezogen. Wir waren in einem dreitägigen Fitneßkursus gewesen. Suko und mich hatte man hingeschickt, und da waren wir durch die Mangel gedreht worden. Direkt zu Jahresbeginn, nach einem kleinen Kurzurlaub, den wir zusammen mit den Conollys in der Schweiz verbracht hatten. Im Trainingscamp war es hart zur Sache gegangen. Dort waren auch Einzelkämpfer trainiert und auf ihre Härte getestet worden.
    Gegen einen dieser Burschen, der seine Aufgabe besonders ernst nahm, hatte ausgerechnet ich antreten müssen und die kleine Schramme erhalten, die sehr schnell verheilt war. Nur noch ein Pflaster bedeckte die Stelle. Der Arzt war zudem sehr zufrieden.
    »Können Sie mich wieder in den Kampf schicken?« erkundigte ich mich, als ich mich aufstemmte.
    »Ja, sogar mit gutem Gewissen.«
    Ich schwang meine Beine von der Liege. Auf dem Kratzer klebte jetzt ein Pflaster. Auch wenn ich mich bewegte, spürte ich kaum noch etwas. Nur ein leichtes Ziehen, das jedoch ließ sich gut ertragen.
    Ich blieb sitzen.
    Zum Glück brauchte ich nicht weit zu laufen, nur mit dem Lift in die Höhe zu fahren, denn ich befand mich quasi zu Hause, innerhalb des Yard Building, nur eben in unserer Krankenstation, wo man mich behandelt hatte.
    Ich streifte das Unterhemd über, zog mein Hemd an und band mir die Strickkrawatte um. Als ich zu meinem Jackett griff, drehte sich der Doc um und fragte: »Wohin geht es denn jetzt, John?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Sie haben nichts zu tun?«
    »Das hoffe ich doch sehr. Man soll das neue Jahr immer ruhig angehen, mein Lieber. Und die drei Tage Trainingscamp haben mir zudem gereicht. Ich müßte eigentlich wieder Urlaub haben.«
    »Da freuen sich die Dämonen.«
    »Da haben Sie recht.« Ich streifte mein Jackett
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