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025 - New York, New York!

025 - New York, New York!

Titel: 025 - New York, New York!
Autoren: Claudia Kern
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immer bizarrer, dachte Matt überrascht.
    Der Maa'or, ein hochgewachsener, glatzköpfiger Schwarzer mit sorgfältig gestutztem Vollbart, ging seinen Besuchern aus dem Eingang des Zeltes entgegen. Er ballte die rechte Hand zur Faust und spreizte den Mittelfinger ab.
    »Fackju«, sagte der Maa'or von Nuu'ork.
    ***
    ###
    Samtha tauchte aus dem dunklen Wasser auf. Ihr stumpfer Blick glitt an den Eiswänden entlang, dann schwamm sie ruhig darauf zu. Das flache Ufer beachtete sie nicht.
    Die junge Frau legte die Hände auf die Eisfläche.
    Die Masse knirschte und bröckelte unter ihren Fingerspitzen, als sie sich mit übermenschlicher Kraft daran hochzog.
    Wasser strömte aus ihrer Kleidung zurück in den schwarzen See.
    Samtha bohrte ihre Finger ins Eis, kletterte Stück für Stück nach oben.
    Schließlich schob sie sich über die Kante und stand auf. Ihre Verfolger standen immer noch reglos im Gang, sahen noch nicht einmal auf, als Samtha sich an ihnen vorbei schob.
    Sie verharrte einen Moment, als müsse sie auf einen inneren Befehl warten, dann drehte sie sich ruckhaft um und betrat einen weiteren Korridor. Ihre Kleidung begann zu dampfen.
    Eis schmolz unter ihren Schuhen.
    Ohne stehen zu bleiben, streifte Samtha zuerst ihre Felljacke und dann die drei Wollhemden ab, die sie übereinander trug. Nur noch mit ihrem Büstenhalter am Oberkörper ging sie weiter.
    Der Gang wurde heller, als Tageslicht hinein drang.
    Die junge Frau hielt an und zog auch die Stiefel und Hosen aus. Sie achtete nicht darauf, wohin sie die Sachen legte, denn sie wusste, dass sie sie nie wieder benötigen würde.
    Barfuß und lediglich mit Slip und BH bekleidet trat sie hinaus auf das gefrorene Meer. Der eiskalte Wind schnitt in ihr Gesicht, aber sie zeigte keine Reaktion. Wie in Trance bewegte sich Samtha über das Eis. Ihr Ziel, wenn sie denn eins hatte, war eine Sanddüne, die vor ihr lag.
    Samtha wusste nicht, dass das so war. Sie ging einfach nur weiter, ohne Gedanken, Erinnerungen oder Wünsche.
    Ihre Füße spürten den weichen Sand, versanken halb darin.
    Selbst die Rufe der Nomaden rissen Samtha nicht aus ihrem Zustand.
    »As'kasha!«, schrien die beiden Männer und wichen zurück. »As'kasha!«
    Samtha wusste, dass sie damit gemeint war.
    Die vermummten Gestalten stolperten über den Sand, als sei Orguudoo selbst hinter ihnen her, und verschwanden hinter einem Hügel.
    Etwas Buntes erregte Samthas Aufmerksamkeit. Sie griff danach, verlor das Gleichgewicht und setzte sich schwer in den Sand. Ihre Finger schlossen sich um den Gegenstand und zogen ihn hervor.
    Es war eine Puppe.
    Die reglosen Augen in dem pausbäckigen Porzellangesicht starrten Samtha an und weckten für einen kurzen Moment die Erinnerung an das, was sie einmal gewesen war. Ich sterbe, dachte Samtha mit plötzlicher Verzweiflung. Aber dann holte die Trance sie wieder ein. Ruhig blieb sie in den Dünen sitzen und wartete auf den Tod.
    ***
    ###
    Matt trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Bitte?«, fragte er irritiert.
    Der Maa'or lächelte freundlich. »Fackju. Das ist der Gruß der Nuu'orks. Wir begrüßen seit Jahrhunderten Fremde auf diese Weise. Wenn ihr darauf antworten wollt, sagt ihr fackjutuu.«
    »Fackjutuu«, sagte Colomb höflich und verneigte sich. Matt schloss sich der Bewegung an, schwieg jedoch.
    Ich glaub das nicht, dachte er.
    Der Maa'or schlug eine Zeltplane zur Seite und bedeutete seinen Besuchern einzutreten.
    Warme feuchte Luft schlug Matt entgegen, als er sich unter der Plane hindurch duckte. Er sah lange Reihen von Gemüsebeeten und sorgfältig gestutzten Obstbäumen, deren Äste gegen die Kuppel des Zeltes drückten. Etliche Seitenwände waren durch mannshohe Glasscheiben ersetzt worden, um die Pflanzen mit Licht zu versorgen. Nur das Dach des Zeltes war komplett und schützte das Innere vor Schnee und Kälte.
    In einer Ecke entdeckte Matt eine Reihe von halb verrosteten Gasflaschen, die vor einem kompliziert aussehenden Röhrensystem lagen.
    Sie heizen mit Gas, erkannte er.
    »Ich verbringe viel Zeit hier oben«, sagte der Maa'or. »An manchen Tagen ist dies der einzig warme Ort in der ganzen Stadt. Aber erzählt mir doch erst einmal, wie euch diese unglaubliche Reise gelungen ist. Wir haben hier schon von Euree gehört, dachten aber, es wäre nur eine Legende.«
    Colomb kam seiner Bitte in epischer Breite nach, während Matt die Zeit nutzte, um hinaus auf die Stadt zu sehen.
    Sie befanden sich im Süden Manhattans, aber unter dem ewigen Eis
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