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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London
Autoren: Edgar Wallace
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Tasche gesteckt. Sie stammte entweder von einem Blinden oder von jemandem, der annahm ...
    »Donnerwetter!« Larry starrte Miss Ward an.
    »Was wollten Sie sagen?« fragte sie.
    Nein, es war absurd. Diana Ward hatte keine amtliche Stellung im Yard. Daß sie Larry Holt als Sekretärin zugeteilt wurde, war ein Zufall, der von niemandem vorausgesehen werden konnte. Ein eiliger Anruf beim Personalchef im Präsidium ergab, daß Scotland Yard im Moment über keinen Braille-Experten verfügte. Der einzige Mann, dem die Blindenschrift geläufig war, hatte Krankheitsurlaub.

8
    »Wir machen jetzt eine Spazierfahrt«, sagte Larry zu Diana.
    Vor dem Eingang des Präsidiums erwartete sie ein Auto.
    »Wir fahren nach Beverley Manor. Das ist das kleine Nest, das Stuart regelmäßig aufsuchte. Ich möchte herausfinden, ob die alte Saxonenkirche eine solche Anziehungskraft auf ihn ausübte.«
    Beverley Manor war ein kleines, ländliches Dörfchen am Fuße des Kentish Rag, und außer der alten Kirche gab es für Fremde keine Anziehungspunkte hier.
    Sie fuhren zum Gasthof und machten sich von da aus zu Fuß auf den Weg zur Kirche, die etwas abseits lag. Der Kirchturm war niedrig und finster. Verschiedene Generationen hatten versucht, die ursprünglich einfachen Linien des Gebäudes zu verschönern. Entstanden aber war ein architektonischer Mischmasch.
    Das Portal der Kirche stand offen, niemand war zu sehen. So anstößig auch das Äußere des Gebäudes sein mochte, das schlichte Innere der Kirche atmete Ruhe und Frieden.
    Larry hatte gehofft, an den Wänden Erinnerungstafeln zu finden, die ihm irgendeinen Fingerzeig über den Anlaß von Stuarts Besuchen geben würden. Doch er wurde enttäuscht.
    Er begann daher, die Gräber auf dem Kirchhof abzusuchen. Schließlich gelangten sie ans Ende der wenigen Grabreihen und standen vor der Ausgangspforte, als ein paar Arbeiter einen in Sackleinwand verpackten Grabstein von einem Karren luden und in den Kirchhof schleppten. Larry und seine Begleiterin traten zur Seite, um die Arbeiter vorbeizulassen, die den Stein auf einem neueren, gepflegten Grabe niederließen.
    »Ich fürchte, wir haben unsere Reise umsonst gemacht. Vielleicht können wir im Dorf noch etwas erfahren.« Larry wandte sich schon zum Gehen, als einer der Männer anfing, die Leinwand von dem neuen Grabstein zu entfernen.
    »Schauen wir uns den doch auch gleich an«, schlug Larry vor und trat näher hinzu. Die Arbeiter machten ihm Platz. Zu seinem größten Erstaunen las er:
    Zur Erinnerung an
    MARGARET STUART
    Ehefrau von Gordon Stuart (Calgary, Kan.)
    Gest. 4. Mai 1899
    und an ihre einzige Tochter
    JEANE
    Geb. 10. Juni 1898 Gest. l.Mai 1899
    Diana Ward stand jetzt neben ihm. Beide starrten auf den Grabstein. »Seine einzige Tochter!« rief Larry. »Wer ist dann aber Clarissa?«

9
    Ein Besuch beim Amtsvorsteher ergab kein befriedigendes Resultat. Margaret Stuart war auf einem Gut außerhalb von Beverley Manor gestorben, und seit ihrem Tod hatte das Gut zweimal den Besitzer gewechselt.
    »Vor zwanzig Jahren?« fagte der Gutsbesitzer, den sie aufsuchten. »Vor zwanzig Jahren war das Haus hier so eine Art Genesungsheim. Es wurde von einer Frau geleitet, die kranke Leute aufnahm.«
    Wo die Frau geblieben war, konnte er nicht sagen. Aus dem Dorf war sie nicht gewesen, und er glaubte gehört zu haben, sie wäre gestorben.
    »Ich habe mir schon den Kopf zerbrochen«, fuhr er fort, »um auf ihren Namen zu kommen. Erst gestern sagte ich einem Herrn, daß er sich am besten in Somerset House erkundigen und . . .«
    »Ein Herr?« unterbrach Larry. »Hat sich denn schon jemand nach ihr erkundigt?«
    »Ja, Sir, ein Herr aus London. Er kam im Auto und bot mir fünfzig Pfund an, wenn ich ihm den Namen der Frau verschaffen könnte, die das Genesungsheim hier geleitet hat. Ja, er versprach mir sogar hundert Pfund, wenn ich ihm irgend etwas über eine Dame mitzuteilen wüßte, die hier vor zweiundzwanzig Jahren gestorben wäre. Stuart war, glaube ich, ihr Name.«
    »Wirklich?« Larry wußte ganz genau, daß niemand vom Präsidium hier Erkundigungen eingezogen haben konnte. »Wie sah dieser Herr aus?«
    »Er war ziemlich groß. Aufgefallen ist mir, daß ihm der kleine Finger der linken Hand fehlte.«
    Den Rückweg nach London legten sie schweigend zurück. Erst als der Wagen schon mitten durch den lebhaften Verkehr auf der Westminster Bridge Road fuhr, kam Larry auf die Angelegenheit zurück.
    »Wer hat es so eilig, Informationen über die Stuarts
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