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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London
Autoren: Edgar Wallace
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eine Falle...‹
    »Das ist das merkwürdigste Testament, das mir je unter die Augen gekommen ist.«
    Larry legte das Hemd weg, ging in die Leichenkammer zurück und untersuchte den Toten noch einmal. Eine Hand war zusammengekrampft, was die Ärzte offenbar übersehen hatten. Als er mit größter Anstrengung die Finger auseinanderbog, fiel mit leichtern Klingen etwas auf den Steinfußboden. Er bückte sich danach, es war ein zerbrochener Manschettenknopf mit eigenartigem Muster - ein Kranz kleiner Diamanten auf schwarzem Emaillegrund. Er suchte noch einmal gründlich, ohne jedoch etwas Neues finden zu können.
    Mit gerunzelter Stirn überlegte er krampfhaft. Welche Verbindung hatten alle die Einzelheiten miteinander? Ein Zusammenhang bestand, das wußte er - das Zusammentreffen Flimmer-Freds mit Dr. Judd, das Testament auf dem Frackhemd, und jetzt - der Manschettenknopf.
    Mord! Er wußte, fühlte es - Mord!

6
    Als er in sein Büro kam, setzte Miss Ward auf dem elektrischen Kocher Wasser für den Tee auf. Er stutzte.
    »Hallo! Ich hatte Sie tatsächlich vergessen. Sagen Sie - hat Stuart keine Manschetten knöpfe getragen?«
    Sie nahm ein kleines Päckchen vom Tisch.
    »Sie wurden gebracht, als Sie eben gegangen waren. Der Kommissar hatte sie vorher vergessen.«
    Er öffnete das Papier und fand zwei einfache, goldene Knöpfe ohne Muster oder Monogramm. Larry holte den halben Manschettenknopf aus seiner Tasche und hielt ihn daneben.
    »Was ist das?« fragte Diana. »Haben Sie das in seiner . . .« Sie zögerte.
    »Ja - in seiner Hand.«
    »Sie glauben also, es ist Mord?«
    »Ich bin davon überzeugt.«
    Er nahm die Schale aus dem Wandschrank und legte die beiden goldenen Manschettenknöpfe und den halben zu dem übrigen. Es fiel ihm ein, daß er die braune Papierrolle noch nicht näher untersucht hatte. Er wickelte sie auseinander und legte das Papier flach auf den Tisch. Miss Ward schaute ihm zu, wie er den ungefähr zehn Zentimeter langen und kaum halb so breiten Papierstreifen glättete.
    »Nichts. Rein gar nichts.« Er drehte das Papier um. »Auf dieser Seite auch nichts. Ich lasse es morgen fotografieren.«
    »Einen Augenblick, bitte -« Diana nahm ihm das Papier aus der Hand und fuhr mit den Fingerspitzen über die Oberfläche. »Ich habe es mir gedacht«, murmelte sie, »ich war ziemlich sicher, als ich die Erhöhungen sah.«
    »Was meinen Sie?«
    »Es ist Braille - einige Worte in Blindenschrift.«
    Sie ließ die Fingerspitzen langsam auf dem Papier hin und her gleiten.
    »Ich habe es in der Blindenanstalt gelernt. Einiges ist beschädigt, wahrscheinlich durch das Wasser. Wollen Sie aufschreiben, was ich entziffern kann?«
    Er riß ein Blatt vom Notizblock, nahm einen Bleistift und wartete. Vertauschte Rollen - er der Sekretär, sie der Detektiv!
    »Das erste Wort heißt ›gemordet‹, dann kommt ein unleserlicher Zwischenraum, danach ›dear‹ und wieder ein Zwischenraum, und zum Schluß steht das Wort ›see‹, Das ist alles.«
    Was verbarg sich hinter der verstümmelten Botschaft?
    Diana Ward blickte ihren Chef an.
    »Braille - Blindenschrift«, murmelte er.
    »Ja. Es ist eine Art Punktierschrift. Im Verhältnis der Punkte zueinander bilden sich die Buchstaben. Wenn Blinde schreiben, gebrauchen sie ein kleines Instrument, das wie ein Griffel aussieht. Dies hier ist in großer Eile geschrieben worden. Nicht nur das Wasser, auch das schlechte Schreiben hat einiges unleserlich gemacht.«
    Er hielt den Papierstreifen gegen das Licht.
    »Könnte Stuart das mit seinem Bleistift gemacht haben?«
    »Nein. Haben Sie ihn gefunden?«
    »Den Bleistift nicht, aber ich habe entdeckt, wozu er ihn gebraucht hat.«
    Er öffnete das Paket, das er mitgebracht hatte, und zeigte ihr das Hemd mit dem seltsamen Testament.
    »Warum hat er innen im Hemd geschrieben?« fragte sie fröstelnd.
    »Hätte er auf die Außenseite geschrieben, wäre es entdeckt und wahrscheinlich beseitigt worden.«
    »Dahinter verbirgt sich etwas Schreckliches, meinen Sie nicht auch? Er muß ja in der Gewalt von jemandem und in Todesangst gewesen sein, sonst hätte er nicht auf diese Weise geschrieben.
    Daß er es tun und auch verbergen konnte, ich meine, daß er überhaupt noch Zeit dazu hatte ...«
    Sie stockte und errötete, als sie Larrys Blick begegnete.
    »Ich muß mich sehr in acht nehmen, daß ich meinen Posten nicht verliere!« meinte er lachend. »Nun, Miss Ward, wir wollen gemeinsam an diese Arbeit gehen. Für heute aber ist es höchste Zeit,
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