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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London
Autoren: Edgar Wallace
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Holt«, entgegnete er, »und ich begreife nicht, warum Sie diesen alten Kohl wieder aufwärmen. Der Untersuchungsrichter hat mich doch in jeder Beziehung freigesprochen.«
    Larry lachte und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Schon gut, ich bin jetzt auch gar nicht im Dienst, Fred! Ich gehe auf eine Erholungs- und Vergnügungsreise.«
    »Sie fahren also nicht nach London?«
    »Nein.« Larry kam es so vor, als ob Flimmer-Fred erleichtert aufatmete. »Fahren Sie vielleicht nach London? Schade, daß ich Ihnen nicht Gesellschaft leisten kann, aber ich reise in entgegengesetzter Richtung. Auf Wiedersehen.«
    »Viel Vergnügen!« rief ihm Fred nach.
    Larry ging auf sein Zimmer, wo er seinen Diener beim Reinigen und Ordnen der Garderobe antraf. Patrick Sunny, den er nun schon seit zwei Jahren als Diener ertrug, war ein ernsthafter junger Mann mit Glotzaugen und rundem Gesicht. Beim Eintritt Holts entwickelte er eine energische Tätigkeit. Er pfiff dabei durch die Zähne. Früher war er Kavallerist gewesen.
    Larry trat zum Fenster und blickte auf die belebte Place de 1'Opera hinab.
    » Sunny, Sie brauchen meine Anzüge nicht weiter zu beschädigen - packen Sie sie ein!«
    »Ja, Sir.«
    »Ich reise mit dem Nachtzug nach Monte Carlo.«
    »Ja, Sir.« Genau das gleiche hätte Sunny gesagt, wenn ihm die Sahara oder der Nordpol in Aussicht gestellt worden wären.
    »Nach Monte Carlo, Sunny!« wiederholte Larry vergnügt. Auf sechs freie, vergnügte und kostspielige Wochen - los, packen Sie sofort!«
    Er nahm den Telefonhörer auf.
    »Besorgen Sie mir einen Schlafwagenplatz und ein Billet erster Klasse für heute nacht nach Monte Carlo - nein, nicht Calais, nach Monte Carlo. Ich habe nicht die geringste Lust, nach Calais zu fahren. Danke!« Er legte auf und betrachtete seinen Diener. »Hören Sie, Sunny ... Was wollte ich Ihnen überhaupt sagen? Wissen Sie, Ihren Namen kann ich nicht ausstehen. Von wem haben Sie ihn eigentlich?«
    »Von meinen Eltern natürlich.«
    »Tatsächlich? Jedenfalls ist es ausgeschlossen, daß jemand weniger sonnig aussieht als Sie! Macht auch nichts, wir fahren jetzt nach dem Süden, an die Côte d'Azur - essen Sie gern Orangen, Sunny?«
    «Ich mache mir gar nichts aus Früchten, ich ziehe Walnüsse vor, Sir.«
    Larry kicherte und setzte sich auf den Bettrand; er holte eine frühe Abendausgabe aus der Tasche und überflog die Spalten. Verschiedene Überschriften erinnerten ihn an seinen Beruf -ein großer Bankeinbruch in Lyon, bewaffneter Überfall auf einen Postwagen in Belgien, und schließlich stieß er auf diese Meldung:
›Der Mann, den man am Themseufer tot auffand, ist als ein Mr. Gordon Stuart, ein reicher Kanadier, identifiziert worden. Man nimmt an, daß es sich um einen Selbstmord handelt. Mr. Stuart hatte den Abend mit einigen Freunden im Theater verbracht, er verschwand jedoch im Zwischenakt und wurde nicht mehr gesehen, bis sein Leichnam gefunden wurde. Der gerichtsmedizinische Befund liegt noch nicht vor.‹
    Er las den Bericht zweimal.
    »Normalerweise geht man nicht während der Pause aus dem Theater und begeht Selbstmord - das Stück müßte schon ausnehmend schlecht gewesen sein!« sagte er eigentlich mehr zu sich selbst.
    Sunny aber antwortete gehorsam: »Nein, Sir.«
    Larry warf die Zeitung weg.
    » Sunny, Sie nehmen schlechte Gewohnheiten an - wie legen Sie eigentlich meine Hosen zusammen? Legen Sie sie mal ordentlich in die Falten!«
    Den restlichen Nachmittag nahmen die Vorbereitungen für die Abreise in Anspruch. Um halb sieben stand Holt im Hotelbüro, um die Rechnung zu bezahlen, hinter ihm warteten Sunny, die Mäntel über dem Arm, und der Gepäckträger mit den Koffern, als ein Page auf ihn zukam.
    »Monsieur Holt?«
    Larry sah argwöhnisch auf das Kuvert in der Hand des Pagen.
    »Ein Telegramm? - Ich will's nicht sehen!«
    Trotzdem nahm er es und las:
›Sehr dringend. Spezial-Polizeidienst. Alle Linien frei machen. Larry Holt, Grand Hotel, Paris. Fall Stuart sehr verwickelt. Persönliche Bitte, sofort zurückkommen und Fall übernehmen.‹
    Unterzeichnet hatte das Telegramm der Oberkommissar, der nicht nur Vorgesetzter, sondern auch ein persönlicher Freund Larrys war.
    Mit einem tiefen Seufzer steckte er die Depesche in die Tasche.
    »Wann kommen wir in Monte Carlo an?« fragte Sunny.
    »Ungefähr heute in zwölf Monaten!«
    »Wirklich, Sir? Das muß ja ziemlich weit weg sein.«

2
    Flimmer-Fred, der eigentlich Grogan hieß, hatte berechtigten Grund, empört zu sein. Ein
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