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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London
Autoren: Edgar Wallace
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vielleicht die Möglichkeit, daß er im Nebel den Weg verfehlt hat und in den Fluß gefallen ist?«
    »Gänzlich ausgeschlossen«, versicherte Sir John entschieden. »Bis halb drei Uhr morgens war der Kai nebelfrei, eine klare Nacht, er hätte gesehen werden müssen. Es kommt aber noch ein merkwürdiger Umstand hinzu. Als er gefunden wurde, lag er auf den Stufen, nur die Füße hingen im Wasser - und die Flut war noch im Steigen.«
    Larry sah ihn erstaunt an.
    »Willst du damit sagen, daß er überhaupt nicht angeschwemmt worden ist? Natürlich, wie sollte er auch bei Ebbe auf die Stufen gekommen sein, nur mit den Füßen im Wasser, noch dazu, wenn die Flut erst wieder zu steigen begann?« »Das sage ich ja auch. Er müßte unmittelbar nach Verlassen des Theaters ertrunken sein, als die Flut am höchsten stand, denn nachher, als sie fiel, bis zum Tagesanbruch, als er gefunden wurde, konnte er, wie du sagst, schwerlich auf den Stufen angeschwemmt worden sein.«
    Larry rieb sich nachdenklich das Kinn.
    »Besteht kein Zweifel, daß er ertrunken ist?«
    »Nicht der geringste.« Der Kommissar zog ein Schubfach auf und nahm eine kleine Schale heraus, in der verschiedene Gegenstände lagen. »Das haben wir in seinen Taschen gefunden, Uhr und Kette, ein Zigarettenetui und diesen Streifen Papier.«
    Larry nahm das braune, zusammengerollte Papier auf, es war etwa drei Zentimeter lang und noch feucht.
    »Es steht nichts drauf«, sagte Sir John. »Als man mir die Sachen brachte, habe ich das Papier aufgewickelt, aber für die genauere Untersuchung gleich wieder zusammengerollt.«
    Larry betrachtete die Uhr, eine einfache, goldene Uhr mit Sprungdeckel.
    »Nichts.« Er schnappte den Deckel wieder zu. »Ausgenommen, daß sie zwanzig Minuten nach zwölf stehengeblieben ist -höchstwahrscheinlich die Stunde des Todes. Die Kette ist Gold und Platin, und am Ende - was ist das?« Am Ende der Kette hing ein ungefähr vier Zentimeter langes Röhrchen. »Aha, die Hülse für einen goldenen Bleistift. Hat man den dazugehörigen Bleistift nicht gefunden?«
    »Nein, das ist alles, was gefunden wurde. Ich lasse die Sachen in dein Büro schicken. Du übernimmst doch den Fall?«
    »Was ist eigentlich an dem Fall so Besonderes?« fragte Larry. »Nun ja, es ist merkwürdig . . .« Er betrachtete von neuem die Uhr. »Ich kann doch die Sachen gleich in mein Büro mitnehmen?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte der Kommissar. »Willst du dir zuerst den Toten ansehen?« »Nein, ich werde erst einmal Doktor Judd aufsuchen. Kannst du mir seine Adresse geben?«
    John Hason blickte nach der Uhr auf dem Kaminsims.
    »Du wirst ihn vermutlich noch in seinem Büro antreffen. Er gehört zu den Unermüdlichen, die bis spät in die Nacht hinein arbeiten. Nummer 17, Bloomsbury Pavement - du kannst das Haus nicht verfehlen.«
    Larry nahm die Schale und ging zur Tür.
    »So - und jetzt wollen wir uns erst einmal deiner Wundersekretärin zuwenden!«
    Sir John lächelte.

3
    Zimmer 47 lag eine Etage höher als das Büro von Sir John Hason. Larry trug in der einen Hand die Schale, mit der anderen öffnete er die Tür und stand auf der Schwelle eines behaglichen, kleinen Büros.
    »Hallo!« rief er überrascht. »Bin ich hier falsch?«
    Das junge Mädchen, das sich vom Schreibtisch erhob, war jung, schlank und außergewöhnlich hübsch. Dunkelblondes, dichtes Haar fiel ihr In die Stirn. Klare, graue Augen blickten verwundert auf den Eintretenden.
    »Das ist das Büro von Inspektor Holt«, sagte sie.
    »Allmächtiger!« Larry schloß die Tür hinter sich, ging langsam zum zweiten Schreibtisch und setzte die Schale nieder.
    »Das ist Inspektor Holts Büro«, wiederholte das Mädchen. »Sind die Sachen für ihn?«
    »Ja.« Nachdenklich musterte er die neue Umgebung und zeigte auf ein weiß gedecktes Tischchen, auf dem ein Glas und eine Kanne standen. »Was ist das?«
    »Das? Das ist für Inspektor Holt«, antwortete sie.
    Larry schaute in die Kanne.
    »Milch?« fragte er verblüfft.
    »Ja - wissen Sie, Inspektor Holt ist ein alter Herr, er kommt von einer langen Reise, hat vielleicht eine Erfrischung nötig, und da hat mir der Kommissar vorgeschlagen, Milch ...«
    Sie hielt inne und starrte Larry an, der in schallendes Gelächter ausbrach.
    »Ich bin Inspektor Holt!« Er trocknete seine Augen.
    »Sie?« stammelte sie.
    »Ja, ja - John, der Kommissar, hat Ihnen einen Streich gespielt, Miss... Sind Sie etwa gar Miss Ward?«
    »Ja, ich bin Miss Ward.«
    Er streckte
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