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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London
Autoren: Edgar Wallace
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Effekte liegen mehr im Drohen - er schießt nicht!«
    »Das glaube ich auch.« Dr. Judd lachte. »Nehmen Sie Platz, Mr. Holt! Ich arbeite abends gewöhnlich sehr lange. Natürlich konnte ich nicht annehmen, daß Sie . . .«
    »Es war niemand unten, als ich kam«, entschuldigte sich Larry, »sonst wäre ich nicht unangemeldet eingedrungen.«
    »Ja, ich hatte den Portier weggeschickt, um Zigaretten zu besorgen - da ist er ja auch schon!«
    Tatsächlich klopfte es an der Tür, ein livrierter Mann kam herein und legte ein Päckchen auf den Tisch.
    Dr. Judd zündete sich eine Zigarette an.
    »Nun, Mr. Holt - was führt Sie zu mir? Ich nehme an, wieder der Fall Stuart. Ich habe heute schon einmal mit einem Ihrer Beamten gesprochen.«
    »Ja, Stuart - man hat mir den Fall heute abend erst übertragen, ich habe die Fundgegenstände flüchtig angesehen und bin gleich hierhergekommen, weil ich Sie noch anzutreffen hoffte.«
    »Mir ist sehr wenig bekannt«, berichtete Dr. Judd. »Vorgestern abend ging Stuart mit mir ins Theater. Er war ein eigenartiger, sehr ruhiger und außerordentlich reservierter Mann, dessen Bekanntschaft ich ganz zufällig gemacht habe. Mein Wagen stieß mit seinem Taxi zusammen, ich wurde unbedeutend verletzt, und Mr. Stuart erkundigte sich nach meinem Befinden. So begann unsere Freundschaft - wenn man überhaupt von Freundschaft sprechen kann.«
    »Könnten Sie mir die Einzelheiten des bewußten Abends erzählen?« bat Larry.
    »Wir trafen uns Viertel vor acht am Theatereingang und gingen sofort in die Loge A, die letzte auf der linken Seite. Die Logen liegen auf Straßenniveau, während sich Parkett und Stehplätze unterhalb des Niveaus befinden. Kurz vor Schluß des zweiten Aktes stand Stuart auf, entschuldigte sich kurz und verließ die Loge. Von da an habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    »Und von den Logenschließern hat ihn niemand bemerkt?«
    »Nein. Aber das ist auch nicht verwunderlich, Sie wissen ja, daß Premiere war. Das Personal will natürlich das Stück auch sehen und steht dann in den verschiedenen Saaleingängen.«
    »War Ihnen bekannt, daß Stuart sehr reich, ein halber Millionär war?«
    »Nein, ich hatte keine Ahnung davon. Außer daß er von Kanada kam, wußte ich gar nichts von ihm.« »Ich hatte gehofft, eine ganze Menge Informationen von Ihnen erhalten zu können«, meinte Larry enttäuscht. »Niemand scheint mit Stuart bekannt gewesen zu sein. «
    »Auch sein Bankier wußte nichts Näheres über ihn. Heute morgen erfuhr ich zufällig vom Direktor der London & Chatam Bank, daß er dort Kunde war.«

5
    Wenige Minuten später überholte Larry auf dem Bloomsbury Pavement einen Mann, der langsam an den Häusern entlang ging und regelmäßig die Metall spitze seines Stocks auf das Pflaster stieß. Larry sah ihn noch einmal, als er weiter vorn auf ein freies Taxi warten mußte.
    Ein Blinder, stellte er ganz nebenbei fest, denn in Gedanken beschäftigte er sich noch immer mit Flimmer-Fred. Was hatte Fred in Dr. Judds Büro zu tun? Was bedeuteten der Revolver und das schneeweiße Gesicht des Doktors?
    Er stieg in ein Taxi und fuhr nach Westmmster, wo eine grausige Pflicht auf ihn wartete. In der Leichenhalle von Westminster fand er zwei Beamte von Scotland Yard vor.
    Die Untersuchung des Leichnams dauerte nicht lange. Außer einer Abschürfung am linken Knöchel gab es nichts Auffallendes. Die Kleider des Toten lagen im Nebenzimmer.
    »Da, das Hemd, Sir -«, sagte der eine Beamte, »ich kann mir die blauen Flecken auf der Brust nicht erklären.«
    Larry breitete das zusammengewickelte Hemd unter der Lampe auseinander. Ein Frackhemd, kaum getrocknet, auf der Brust, deutlich sichtbar, blaurote Flecken.
    »Tintenstiftflecken.« Der verschwundene Bleistift fiel ihm ein. Was sollten aber diese drei unregelmäßigen Reihen von Krähenfüßen und Haken bedeuten?
    Da kam ihm eine Idee. Rasch drehte er das Hemd um. Auf die hintere Innenseite des Hemdes waren drei Zeilen geschrieben worden - mit Tintenstift. Die Schrift hatte auf die Vorderseite des nassen Hemdes abgefärbt und die Flecken verursacht.
    Die Buchstaben waren etwas verlaufen, aber man konnte noch deutlich lesen:
›Den Tod vor Augen vermache ich, Gordon Stuart aus Calgary, Merryhill Ranch, mein ganzes Vermögen meiner Tochter Clarissa und bitte die Gerichte, dies als meinen letzten Willen und mein Testament anerkennen zu wollen. - Gordon Stuart.‹
    Darunter stand noch eine fast unleserliche, abgebrochene Zeile:
›O... hat mich in
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