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0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl

0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl

Titel: 0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl
Autoren: Kein Mörder träumt vom Todesstuhl
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geschah etwas, was ich in meiner ganzen Laufbahn noch nicht erlebt hatte.
    Er sprang mich an, ohne sich umzudrehen. Mit einem mächtigen Satz nach rückwärts kam er wie ein Rammbock. Er prallte gegen mich, und wir flogen beide durch die Tür nach draußen. Wir kullerten die Treppe hinunter, bis zum nächsten Absatz.
    Dort knallten wir gemeinsam gegen die Wand.
    Ich packte blindlings zu, und ich fühlte etwas zwischen den Fingern, das ich zuerst für seine Haare hielt, aber es war der Bart.
    Mit der freien Hand holte ich aus. Drei Mal hieb ich zu, dann rührte sich der Gangster nicht mehr.
    Von unten stampften eilige Schritte, und der Kegel einer Lampe griff durch das Dunkel. Die Cops hatten den Lärm gehört und nicht mehr darauf gewartet, dass ich sie zu Hilfe rief. Ich überließ ihnen den Spitzbart. Dann eilte ich wieder nach oben.
    Esther hatte sich aufgerichtet. Ihr Gesicht zeigte Spuren von Misshandlungen. Ihre Augen waren groß und erschrocken.
    »Es ist vorbei, Esther«, sagte ich und legte den Arm um ihre Schulter.
    Jetzt erst begann sie leise, aber herzzerreißend zu weinen. Ich suchte die Küche und fand sie auch. Ich fand auch Wasser und sogar eine Flasche mit Scotch. Damit brachte ich Esther wieder auf die Beine.
    Dann erzählte sie. Als sie aus dem Hotel kam, hatte der Bursche sie angesprochen.
    »Ich komme von Agent Cotton und soll Sie sofort zum FBI bringen«, hatte er gesagt, und in der ersten Überraschung war sie mit ihm gegangen.
    Erst als er in die entgegengesetzte Richtung fuhr, merkte sie, dass er sie angelogen hatte.
    Sie wollte hinausspringen, und da bedrohte er sie mit der Pistole.
    An der 106. Straße machte sie noch einen verzweifelten Versuch, aber der Cop schaltete nicht.
    Dann stoppte ihr Entführer vor dem Haus in der Woodycrest Street und schleppte sie mit der Drohung, er werde sie beim geringsten Laut erschießen, nach drinnen. Dann nahm er sie ins Verhör. Er wollte wissen, was die Kassette enthalten habe und wohin sie den Inhalt gebracht hätte.
    Vergebens beteuerte sie, sie wisse nichts davon. Die Tatsache, dass man Kette und Schlüssel bei ihr gefunden hatte, genügten ihm, um sie für die Diebin zu halten.
    Die Wohnung im ersten Stock war teilweise möbliert. Es gab ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer und eine Küche. Die anderen Räume standen leer. Ich machte mich auf die Suche und wusste sehr schnell, dass es sich nur um einen zeitweiligen Schlupfwinkel handeln könne.
    Einen Hinweis auf die Identität des Kerls fand ich nicht. Im Schrank hingen zwei Anzüge, standen zwei Paar Schuhe und lag das Nötigste an Wäsche. In der Küche gab es nur zwei Teller, zwei Gläser und was man sonst noch unbedingt braucht.
    Im Schlafzimmer stand nur ein Bett.
    Ich ließ Esther von den Cops nach Hause bringen. Den Gefangenen, der noch nicht wieder vernehmungsfähig war, nahm ich selbst mit.
    ***
    Kurz nach halb zehn war ich vor dem Office. Der Bursche markierte immer noch den Bewusstlosen, aber ich merkte, dass er mich unter gesenkten Lidern beobachtete.
    Unternehmen konnte er nichts, weil die Cops ihm ein paar Armbänder angelegt hatten.
    Als er merkte, dass wir ihm die Ohnmacht nicht glaubten, bequemte er sich endlich dazu, aus dem Wagen zu steigen. Ich ließ ihn vor mir her zum Lift laufen und führte ihn bis zu meinem Office.
    Meine Kollegen wollten wissen, wer der Bursche sei.
    »Das weiß ich selbst noch nicht.«
    Gerade hatte ich den Gefangenen auf einen Stuhl gesetzt, als Phil hereinkam.
    »Wen hast du da?«, fragte er.
    »Das möchte ich auch wissen. Bis jetzt hat er es mir noch nicht verraten, aber nötigenfalls werde ich ihn ein Jahr lang verhören.«
    Phil betrachtete die Gestalt, zog die Brauen zusammen und blätterte in der Akte auf meinem Schreibtisch.
    Dann nahm er einen Kugelschreiber aus der Tasche, und als ich ihm über die Schulter blickte, sah ich, dass er das fünfzehn Jahre alte Foto des Gangsters Parson herausgesucht hatte und daran herumstrichelte.
    »Schau doch einmal, ob das Muttermal echt ist«, sagte ich.
    Das Muttermal war ebenso eine Tarnung wie die Brille, die bei der Prügelei zu Bruch gegangen war.
    Es blieb nur noch der Spitzbart, und der war echt.
    Aber als Phil mir das Foto hinschob, auf dem er Parsons Visage mit einem Spitzbart geschmückt hatte, sprang mir die Ähnlichkeit in die Augen.
    Die Haare waren dünner geworden, und das Gesicht älter, aber es war Pete Parson.
    Als ich ihm das auf den Kopf zusagte, schwieg er. Das nutzte ihm wenig, denn seine
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