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0241 - Der Pesthügel von Shanghai

0241 - Der Pesthügel von Shanghai

Titel: 0241 - Der Pesthügel von Shanghai
Autoren: Jason Dark
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zielsicher die über der Stadt wirbelnde Geisterschar. Sie stach und jagte hinein, wir hörten entsetzte, irgendwie fern klingende Schreie, Blitze zuckten durch die rotierenden Kreise der tanzenden, schwarzen Geister, und die Klinge hieb diese nicht faßbaren Gestalten in regelrechte Fetzen, die verwehten und noch einmal jammernde Schreie ausstießen.
    Uns aber schien die Prinzessin nicht zu sehen. Als das kopflose Geistwesen seine Aufgabe erledigt hatte, vernahmen wir dicht über uns ein gewaltiges Brausen, dann wischte etwas herbei und riß Suko das Stück Haut aus den Fingern.
    Als sich mein Freund von dem heftigen Schreck erholt hatte und den Kopf drehte, jagte die Prinzessin auf ihrem weißen Hirsch bereits den Wolken zu.
    Als letzten Eindruck von ihr nahmen wir eine golden glänzende Spur wahr, als würden zahlreiche Perlen ihre Körperformen nachzeichnen. Dann hatte die Unendlichkeit sie erfaßt und verschlungen.
    Ihr Auftauchen und ihr Verschwinden blieben Suko und mir ein Rätsel.
    Wir wandten uns dem Jademann zu.
    Zu einem Skelett mit morschen Knochen war er geworden. Die einzelnen Stücke zerfielen, als wir dagegen traten.
    Und seine Diener?
    Es gab sie nicht mehr. Die Prinzessin Li hatte ihre Geister zerstört und damit auch den seelenlosen Körpern die Existenz geraubt.
    Die Menschen konnten aufatmen.
    Das taten sie auch.
    Ein Jubelsturm umgab uns plötzlich. Die gesamte Einwohnerschar, Quen an der Spitze, lief auf uns zu.
    Mein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, als ich zu Suko sagte:
    »Das wär’s dann wohl.«
    »Und wie«, erwiderte mein Partner…
    ***
    Man würde das Dorf wieder aufbauen und die Seidenraupen-Kulturen neu züchten. Das alles wurde in den nächsten Stunden besprochen. Quen versprach, sich bei der Zentrale der Partei dafür einzusetzen, daß den Menschen die nötige Hilfe gewährt wurde.
    Um uns kümmerte er sich nicht.
    Wir standen inmitten des zerstörten Dorfes und prüften den Boden. Er war hart und fest wie eh und je. Auch an den Stellen, wo die Häuser zusammengebrochen waren, hatte der Untergrund wieder seine normale Beschaffenheit angenommen.
    Irgendwann erkundigte ich mich bei Quen, ob es nicht Zeit wäre, an unsere Rückkehr zu denken. Schließlich wurden wir in London erwartet, und wir hatten beide keine Lust, hier noch einen längeren unfreiwilligen Urlaub zu verbringen.
    »Wir müssen nach Shanghai«, sagte er. »Dort gibt es einen Flugplatz.«
    »Zu Fuß?«
    »Ich habe schon einen Boten losgeschickt«, erwiderte er lächelnd und bedankte sich noch einmal bei uns.
    »Wofür?« fragte ich. »Sie hätten es auch ohne uns geschafft.«
    »Dessen bin ich mir nicht sicher. Schließlich waren Sie das auslösende Moment.«
    »Und Sie müssen sich für ein Kidnapping verantworten, Quen.«
    Da lächelte er nur und sagte: »England ist weit, Gentlemen…«
    Womit er verdammt recht hatte. Auch uns stand noch eine weite Reise bevor, die wir wenige Stunden später antraten, als eine Abordnung aus Shanghai eintraf.
    In einem alten Militärwagen wurden wir zum Flughafen geschafft. Dort verabschiedete sich Quen von uns.
    »Wer weiß«, sagte er, »vielleicht sehen wir uns noch mal wieder.«
    »Aber nur in einem China-Restaurant«, erwiderte ich, drehte mich um und ging.
    Suko folgte mir.
    Beide hörten wir nicht, wie der Agent murmelte: »Die Wege des Großen Erhabenen aus Jade sind unergründlich und ebenso verworren wie die Fäden des Schicksals. Daran solltet ihr immer denken…«
    ENDE
    [1] Siehe John Sinclair Nr. 240 »Vampir-Kosmetik«
    [2] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 019 »Ewige Schreie«
    [3] Siehe John Sinclair Nr. 165 »Die Bestien aus dem Geistersumpf«
    [4] Siehe John Sinclair Nr. 226 »Tokatas Erbe«
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