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0241 - Der Pesthügel von Shanghai

0241 - Der Pesthügel von Shanghai

Titel: 0241 - Der Pesthügel von Shanghai
Autoren: Jason Dark
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einer Sprache, die ich nie gehört habe.«
    »Ein uralter Dialekt?«
    »So ungefähr.«
    Uns war diese Auseinandersetzung fremd. Sie wurde nicht mit Gewalt geführt, sondern mit Worten. Beide redeten heftig aufeinander ein, und doch merkten wir, daß sich ein unsichtbares Spannungsfeld über unsere Köpfe gelegt hatte. Es war wirklich außergewöhnlich, und wenn ich mir den Alten so anschaute, dann glich er ebenfalls einer lebenden Leiche.
    Der aus dem Sumpf gekommene Jademann hatte noch immer seine Hand um den Dolch gekrallt. Verbunden war er mit einer Schnur, die um dem Hals des Untoten hing. Woraus diese Schnur bestand, konnte ich nicht erkennen.
    Dann drehte Ai-Fu-Tschi den Kopf. Er sprach jetzt zu uns, aber ich verstand ihn nicht, und mein Freund mußte übersetzen.
    »Was sagt er?« fragte ich Suko und schaute den Inspektor dabei an.
    Das war ein Fehler, wie wir später feststellen mußten.
    Suko meinte zu mir: »Der Alte ist verzweifelt. Der Jademann will nicht aufgeben, sondern kämpfen. Seine Rache darf keinen Stillstand erfahren, deshalb wird er…« Plötzlich stockte Suko und schrie dann ein lautes »Verdammt!«
    Zu spät.
    Viel zu spät hatten wir mitbekommen, welchen Trick der Jademann noch auf Lager hatte. Wir waren abgelenkt worden, und er hatte seine Hand noch fester um den Dolchgriff geklammert und schließlich mit einem Ruck das Band von seinem Hals gelöst.
    Das war sehr schnell geschehen. Suko, Ai-Fu-Tschi und ich kamen nicht dazu, irgend etwas zu unternehmen, denn der Jademann schleuderte seinen mit Blut gefüllten Dolch aus dem Handgelenk.
    Und er traf.
    Als wir den röchelnden Laut hörten, da wankte der alte Ai-Fu-Tschi bereits. Und wir sahen mit Schrecken, daß der Jademann sehr genau gezielt hatte.
    Der Dolch steckte in Ai-Fu-Tschis Hals!
    ***
    Es waren Sekunden der Erstarrung, des Schreckens, die auch an uns nicht vorbeigingen. Und diese Zeitspanne nutzte der Jademann geschickt aus. Er bewegte sich sehr schnell, riß den Dolch aus der Halswunde und verschwand mit gewaltigen Sprüngen aus unserer unmittelbaren Nähe.
    Wir hörten das grelle Lachen, und dieses Geräusch brachte uns zurück in die Wirklichkeit.
    Ai-Fu-Tschi lag auf dem Rücken. Seine Arme hatte er ausgebreitet, aus der Wunde am Hals quoll dunkles Blut, und es wurde mit jeder verstreichenden Sekunde mehr aus der Ader gepumpt.
    Mit einem Satz erreichten wir ihn, gingen neben ihm in die Knie und schauten uns die Leiche an.
    Weder Suko noch ich glaubten, daß der Alte überleben würde, aber er spielte dem Sensenmann noch einen letzten Streich. Obwohl der Tod seine Schatten bereits über die verlöschenden Augen gelegt hatte, riß sich Ai-Fu-Tschi noch einmal zusammen und hob seinen Oberkörper an. Er wollte uns etwas sagen, öffnete den Mund, aus dem zwei dünne Blutfäden sickerten, und mit letzter Kraft stieß er einige abgehackte Worte hervor, die ich nicht verstand.
    Suko jedoch hörte genau hin.
    Und er nickte. Dann gab er eine Antwort, aber die konnte Ai-Fu-Tschi bereits nicht mehr hören. Er war tot. Die gebrochenen Augen des alten Mannes starrten in den grauen Himmel.
    Langsam richtete sich mein Freund auf.
    »Was hat er gesagt?« wollte ich wissen.
    »Daß wir es allein nicht schaffen.«
    »Wer sollte uns helfen?«
    »Die kopflose Prinzessin Li!«
    Meine Augen wurden groß. Eine Kopflose sollte uns hier zur Seite stehen und den unheimlichen Zauber vernichten? Das konnte ich einfach nicht glauben.
    Ein paarmal mußte ich schlucken und hob auch die Schultern.
    Mehr schaffte ich einfach nicht.
    »Wir müssen ihn finden«, sagte Suko und wurde wie ich aufmerksam, als wir über uns die Rufe hörten.
    Quen hatte geschrien. Auch für ihn und die anderen war eine Hoffnung zerbrochen. Sie hatten fest mit dem Alten gerechnet, nun mußten sie feststellen, daß die Gegenseite doch stärker geworden war.
    Wir ließen ihn herankommen. Ich deutete auf die Leiche. Quen blieb stehen, er wurde blaß.
    »Dann ist unsere letzte Chance vertan«, sagte er.
    »Noch leben wir.«
    »Trotzdem.« Er schüttelte den Kopf. »Wie mir die Leute sagten, kannte nur Ai-Fu-Tschi die alten magischen Regeln. Ich habe sie nicht gelernt und kann deshalb nichts ausrichten. Ihnen wird es ähnlich ergehen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, erwiderte Suko. Er bückte sich und nahm das kleine Stück Leder zwischen den Fingern des Toten weg.
    »Wieso?«
    »Erklären kann ich es schlecht«, sagte der Inspektor. »Wir sollten abwarten, Quen.«
    »Und was sage
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