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0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch

0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch

Titel: 0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch
Autoren: Die Angst kriecht in das Kellerloch
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Polizeiautos mitsamt ihren Insassen in die Luft geflogen sind?
    Du wirst dieses Paket brauchen, damit sie nicht an dich herankommen. Sobald sie sich dir nähern, drohst du ihnen, dass du selbst eine Kugel in das Dynamit jagst. Dann fliegen sie zusammen mit dir in Luft. Das werden sie nicht riskieren. Damit müssen sie dich laufen lassen.
    Er fühlte, dass er anfing, zu frieren. Er klappte den Kragen seines Mantels hoch und schob sich die Hände wechselseitig irf den anderen Ärmel. Er war müde. Müde zum Einschlafen.
    Warum musste er auch ausgerechnet hierherkommen? Hätte er sich nicht weiter in den Docks verkriechen können wie alle die Tage vorher?
    Warum war er überhaupt hierher gekommen? Er runzelte die Stirn und dachte nach. Ach ja, der Hunger war es gewesen, der Hunger hatte ihn aus seinem Versteck am East River herausgetrieben. Er hatte sich dieses Mädchen erinnert, von dem er wusste, dass sie im Hailey Building als Liftgirl arbeitete, das Mädchen, das er bei einem Wochenendausflug auf Long Island kennengelernt hatte.
    Diese falsche Schlange. O ja, am Lagerfeuer sitzen und große Sprüche machen, das können sie alle. Sie ziehen eine Pfadfinderuniform an und geloben feierlich, täglich eine gute Tat zu tun. Mindestens. Eine gute Tat! Ja, versprechen, das können sie.
    An ihm hätte sie diese gute Tat tun können! An ihm, der in Not war wie keiner sonst in dieser Stadt.
    Nicht eine Sekunde kam er auf den Gedanken, dass er seine Not durch ein fluchwürdiges Verbrechen selbst heraufbeschworen hatte. Schon seit Tagen verdrängte er jede Erinnerung an das Kind, das er getötet hatte, aus seinem Gedächtnis. Er sah nur noch die Beschwerden, die ihm aufgebürdet waren. Er sah nur noch, dass er ausgestoßen war aus der Gesellschaft der Menschen, dass ein Kopf preis auf ihn ausgesetzt war, dass jeder Polizist, jeder G-man, ja vielleicht sogar jeder aufmerksame Bürger die Augen aufhielt, um ihn zu finden.
    Er hatte sich an das Mädchen gewandt, weil sie die Einzige war, von der er sich noch Hilfe erhoffte. Und anfangs sah es ja auch so aus, als würde es gut gehen. Sie hatte ihm eine Möglichkeit verschafft, ein paar Stunden ruhig zu schlafen. In der Pause, hatte sie gesagt, wollte sie ihm ein paar Würstchen besorgen und Zigaretten. Er hatte geglaubt, er sei unversehens ins Paradies geraten.
    Ha! Paradies! Keine Viertelstunde hatte er Ruhe gehabt. Dann war sie wiedergekommen. Und was hatte sie ihm nicht alles gesagt. Mörder und lauter andere hässliche Worte.
    Aber er hatte es ihr heimgezahlt! Im Fahrstuhl… mit dem Messer…
    Seine Augen glotzten in einem düsteren Glänze vor sich hin, als er sich ins Gedächtnis zurückrief, wie er das Mädchen ermordet hatte. Für ihn war dies ein Racheakt gewesen. Sein Gewissen, unterentwickelt ohnehin, empfand nichts dabei, dass er dieses Mädchen umgebracht hatte. Sie hatte ihn ja verraten, er hatte gewissermaßen nur eine Strafe der ausgleichenden Gerechtigkeit an ihr vollzogen. So jedenfalls sah es sein krankes Hirn.
    Eigenartigerweise spürte er keinen Hunger mehr, obgleich es doch der Hunger gewesen war, der ihn in dieses Haus getrieben hatte und der noch immer nicht gestillt worden war. Er fühlte sich nur so unsäglich müde. Alle Muskeln taten ihm weh.
    Die Zeit verstrich, ohne dass es ihm bewusst wurde. Fast dreißig Minuten 58 hockte er in der luftigen Höhe auf den Stufen der Feuerleiter und brütete dumpf vor sich hin. Dann schreckte er auf.
    Der Himmel hatte sich bezogen. Dunkle, tief hängende Wolken trieben niedrig über den Wolkenkratzern dahin. Ein paar kalte Tropfen waren ihm ins Genick gefallen. Er hob den Kopf und starrte in den düsteren Himmel.
    Bald würde es regnen.
    Also war auch der Himmel gegen ihn.
    Blythe stand auf und reckte drohend seine Faust empor. Alle waren gegen ihn. Alle hatten sich gegen ihn verschworen.
    Aber er würde es ihnen zeigen. Er, Abraham Blythe, er war kein Waschlappen! Er nicht! Und so einfach würden sie ihn nicht kriegen. Er würde es ihnen schon zeigen…
    Ein wenig mühsam stemmte er sich hoch. Das Paket entglitt seinen Fingern und fiel aus geringer Höhe auf die schwarze, stählerne Platte des Treppenabsatzes. Für einen Sekundenbruchteil sträubten sich seine Haare. Erleichtert atmete er aus, als die befürchtete Explosion ausblieb. Das Paket hatte ja auch keine große Erschütterung erfahren. Aus einer Höhe von höchstens dreißig Zentimetern war es ihm aus den Händen geglitten.
    Er bückte sich und nahm es wieder
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