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0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

Titel: 0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft
Autoren: Rolf Kalmuczak
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Flamme des Feuerzeugs seinem Gesicht.
    Aber noch bevor Flamme und Zigarette sich berührten, geschah es.
    Alles in Gardener erstarb, alles in ihm schien zu Eis zu werden.
    Er hielt mitten in der Bewegung inne, fühlte, wie namenlose Angst in ihm emporstieg. Er sah noch, wie sich die sengenden Strahlen der Mittagssonne in den verchromten Teilen auf dem Kühler seines Buicks brachen. Er sah es in dem Augenblick, als sich die kalte Mündung einer Pistole in seinen Nacken presste, als ihn im Rückspiegel das zernarbte Gesicht von Big Joe Giradello hämisch angrinste, und als dieser sagte: »Rauch die Zigarette langsam! Es ist deine letzte!«
    ***
    Frank Sommerset keuchte wie eine alte altersschwache Lokomotive. Aber er ließ nicht locker.
    Obwohl sich die Muskeln seiner Schultern und Oberarme schmerzhaft verkrampften, hieb Frank immer wieder zu. Er bearbeitete den Sandsack, als müsse er alle Wut, die sich in drei Jahrzehnten in ihm angesammelt hatte, in das unschuldige Leder des Trainingsgerätes hineinprügeln.
    Aber Frank hatte nichts gegen das Trainingsgerät. Er war vielmehr verpflichtet, sich in Form zu halten, und dazu gehörte das tägliche Training mit dem zentnerschweren Sandsack.
    Denn Frank hatte einen Job, bei dem es außer seiner Kunst im Schießen auf Körperkraft und Technik des Boxens ankam.
    Frank war ein Gorilla, ein Leibwächter.
    Zu seiner Ehre muss gesagt werden, dass Frank nicht zu den Figuren gehörte, die sich zwei Schritte neben einem Gangsterboss in die Senkrechte pflanzen, mit dem Unterkiefer Kaugummi zermahlen, in den Hosentaschen Schlagringe und unter den Achseln schwere Automatics mit sich herumschleppen.
    Frank Sommerset war nicht Bewacher, Killer oder Revolvermann einer dunklen Gestalt aus der Unterwelt, sondern der engagiere Beschützer eines siebenjährigen Kindes.
    Seine Tätigkeit bei Bob, wie der Sohn des Millionärs Robert P. Stevenson hieß, war für Frank eine Art Beruf geworden.
    Und er ging diesem Beruf gern nach, denn er mochte den kleinen Bob, einen blonden Jungen, der sein ganzes Interesse einem Pony widmete, auf dem er täglich unter Franks Aufsicht durch den großen Park um die Villa Robert P. Stevensons ritt.
    Mit einer schnellen Serie rechter und linker Haken wuchtete Frank Sommerset den Sandsack noch einmal hin und her, dann trat er mit einem befreienden Schnaufen zurück und griff nach einem Handtuch, das auf einem in der Nähe stehenden Stuhls lag.
    Frank warf sich das Handtuch über die Schulter, durchschritt den kleinen Trainingsraum, der mit Sportgeräten vollgestopft war, und verschwand in einer Duschkabine.
    Als er zehn Minuten später zurückkam, fühlte er sich frisch und voller Spannkraft.
    Frank war hoch gewachsen, breitschultrig und in bester Form. Während er die Jacke seines Leinenanzuges zuknöpfte und die schwere Pistole in das Schulterhalfter verstaute, ging er die wenigen Stufen empor, die aus dem Trainingsraum in den Garten führte, der Franks kleinen Bungalow umgab.
    Frank Sommerset war Mitte dreißig, seit fünf Jahren verheiratet und hatte als ehemaliger Boxer den Job bei Stevenson durch einen Zufall erhalten.
    Vor zwei Jahren war der Millionär Stevenson kurz nach Mitternacht aus einer Bar in Manhattan getreten, nichts Böses ahnend..
    Zu dritt waren die Rowdys über ihn hergefallen, mit der simplen Absicht, seine Brieftasche zu stehlen, in der sich die Hundert-Dollar-Scheine quetschten. Frank war ganz zufällig vorbeigekommen, und obwohl ihn die Sache nichts anging, hatte er sich eingemischt. Allein aus dem Grund, da er es nun einmal nicht vertragen konnte, wenn drei Männer einen einzelnen verprügeln. In ganz kurzer Zeit knockte er die drei aus.
    Stevenson dankte es ihm auf seine Weise, ohne viel Worte. Er hatte Frank die Hand geschüttelt, sich das Blut von den Lippen gewischt und dann gesagt: »Wenn Sie an einem gut bezahlten Job interessiert sind, dann kommen Sie zu mir. Ich kann jemanden gebrauchen, der Dynamit in den Fäusten hat wie Sie. Können Sie mit einer Pistole umgehen?«
    Frank hatte diese Frage bejaht und dann zu seinem Erstaunen gehört: »Wollen Sie künftig auf meinen Sohn aufpassen, für tausend Bucks im Monat. Mein Sohn ist drei Jahre alt und man hat mir schon mehrfach angedroht, ihn zu kidnappen.«
    Frank sagte: »Okay. Wann soll ich anfangen?«
    Und seit dem folgenden Tag war Frank der Wächter des kleinen Bob. Er hatte seinen Entschluss zu diesem Job niemals zu bereuen brauchen. Es war längst mehr als nur ein Job für ihn.
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