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0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

Titel: 0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft
Autoren: Rolf Kalmuczak
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heimwärts zieht, können wir ihn dann bequem einkassieren.«
    »Okay«, brummte ich, »wir müssen nur darauf achten, dass…«
    Ich verschluckte den Rest des Satzes, denn der Pockennarbige erschien wieder an unserem Tisch, stellte schweigend das Bier vor uns hin und zog sich dann mit einem schiefen Seitenblick zurück.
    »Was wolltest du sagen?«, nahm Phil den Faden wieder auf.
    »Wir müssen nur darauf achten, dass wir den Burschen unauffällig bis zum Jaguar bringen. Wenn hier einer in der Bowery zufällig bemerkt, dass wir einen ihrer Bosse hochgehen lassen, werden wir durchlöchert werden wie ein Sieb.«
    »Vielleicht hätten wir doch nicht allein gehen sollen. Es würde nichts geschadet haben, wenn die City Police Alarmbereitschaft hätte.«
    »Ach was«, entgegnete ich. »Wir haben schon andere Situationen gemeistert. Und wir werden auch mit Sonwater fertig, ohne in der Bowery eine Straßenschlacht zu entfesseln.«
    Wir hatten unsere Biere gerade ausgetrunken, als jener Umstand eintrat, der unseren Plan über den Haufen warf.
    Die Schwingtür zum Blue Heaven wurde aufgestoßen und herein kam eine Rotte halbwüchsiger Burschen.
    Sie trugen Bluejeans, Lederjacken, aus denen wüste Schals quollen; in den Mundwinkeln hingen ihnen lässig süßlich duftende Zigaretten, die unter Garantie nicht nur aus reinem Virginiatabak bestanden.
    Der süßliche Duft erinnerte stark an das, was man Marihuana nennt.
    Diese süßlich qualmenden Burschen betraten also unter erheblichen Getöse das Blue Heaven und steuerten sofort auf den Tisch zu, an dem Sonwater saß.
    »…sieben, acht, neun! Zu viel für nur zwei G-men«, sagte Phil leise.
    In der Tat, neun Mann stark kam die Rotte heran. Lauthals wurde Sonwater begrüßt, dann ließen sich die Burschen mit selbstverständlichen Mienen an seinem Tisch nieder. Vier von ihnen quetschten sich auf die schmale Bank an der Wand, da nicht genügend Stühle vorhanden waren.
    Was Sonwater mit den Lederjacken-Boys jetzt besprach, konnten wir trotz der geringen Entfernung nicht verstehen. Sie flüsterten leise miteinander, sahen sich dabei misstrauisch um und verstummten jedes Mal dann, wenn ihnen der Pockenarbige Drinks an den Tisch brachte.
    »Jetzt kann es lange dauern, bis Sonwater diese Bude hier verlässt«, sagte ich zu Phil. »Und wahrscheinlich wird er nicht allein gehen. Es sieht ganz so aus, als ob die Burschen heute noch etwas Vorhaben. Wahrscheinlich sind die Lederjacken-Boys Mitglieder einer Gang. Für uns gibt es jetzt nur noch eine Möglichkeit.«
    Ich beugte mich über den Tisch zu Phil, um noch leiser sprechen zu können und entwickelte ihm flüsternd meinen Plan.
    »Verdammt gefährlich«, meinte Phil nachdenklich. »Das wird ein hartes Stück Arbeit. Aber es kann klappen, wenn wir eine gehörige Portion Glück dabeihaben. Willst du die Lage auskundschaften oder soll ich…«
    »Lass mich nachsehen! Ich bin in fünf Minuten zurück.«
    Ich erhob mich und steuerte auf die Tür zu, auf der in weißen Buchstaben das Wort Gents zu lesen stand.
    Ich ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen und schritt durch den halbdunklen, nur von einer kleinen Glühlampe erhellten Gang, der sich vor mir auftat.
    Mein Plan war ebenso einfach wie gefährlich.
    Da wir Sonwater ohne Aufsehen und Riesenkrawall nicht aus der Runde der Lederjacken-Boys holen konnten, mussten wir also einen günstigen Moment abwarten, um ihn im wahrsten Sinne des Wortes zu kidnappen.
    Das aber konnte nur geschehen, wenn er allein war, und diese Gelegenheit würde sich wohl dann ergeben, so dachte ich, wenn Sonwater zur Toilette ging.
    Ich hatte jetzt den dunklen Gang durchschritten und stand vor einer hellen Holztür, auf der wiederum das Wort Gents vermerkt war.
    Ich stieß die Tür auf und stand in einem großen, gekachelten Raum, von dem aus ein breites mit einer Milchglasscheibe versehenes Fenster in den Hof führte.
    Da ich allein in dem Raum war, öffnete ich das Fenster, schwang mich auf die Fensterbank und sprang hinaus. Das Fenster lag in knapp anderthalb Meter Höhe.
    Ich kam gut auf dem asphaltierten Boden des Hofes auf, ging sofort in die Hocke und lauschte mit angehaltenem Atem. Nichts war zu hören. Der Hof war völlig dunkel.
    Ich ließ ein Streichholz aufflammen und orientierte mich in dem schwachen Licht der kleinen Flamme.
    Ich hatte richtig vermutet. Von dem Hof führte eine dunkle Ausfahrt auf die Straße, auf die Bowery.
    Ich eilte durch die Ausfahrt und ging bis zur Ecke Houston Street,
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