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0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

Titel: 0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft
Autoren: Rolf Kalmuczak
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Sonwaters Schuhspitze erwischte mich unterhalb der linken Rippen, und mir ging die Luft aus wie einem zerstochenen Luftballon.
    Ich ging in die Knie, sah die hellen Fliesen des Fußbodens auf mich zukommen, hörte, wie hinter mir die Tür aufgestoßen wurde und wie Phil vom Hof her rief: »Verdammt, Jerry! Was ist los?«
    Ich brachte keine Antwort über die Lippen.
    ***
    Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne fielen auf die leicht bewegte Wasserfläche des Hudson River.
    Die Wellen brachen das Licht und reflektierten es im spitzen Winkel.
    An den Betonmauern des Riverdale Parks in der Bronx liefen die Wellen aus. Es war ein sanftes friedliches Spiel, das der einsame Spaziergänger mit einem stillen Lächeln beobachtete.
    Der alte Mann stützte sich auf seinen Stock und blickte lange auf das Wasser, dann wandte er sich um und ging mit langsamen Schritten um die Südspitze des Riverdale Parks.
    Der alte Mann bewegte freundliche Gedanken in seinem Hirn und war ausgesöhnt mit sich und der Welt. Er wäre weniger optimistisch gewesen, wenn er gewusste hatte, was in jenem Bungalow vor sich ging, an dem er kurze Zeit später vorüberschritt, dessen gepflegten Garten und Blumenbeete er bewunderte.
    Hinter den geschlossenen Vorhängen dieses Bungalows spielte sich eine Szene ab, die die Ohnmacht eines einzelnen Mannes offenbarte, der sich in den Händen grausamer Kreaturen befand, Kreaturen, denen ein Menschenleben weniger wert ist als das Schwarze unter den Nägeln ihrer ungepflegten Hände.
    Als Frank Somerset das Bewusstsein wiedererlangte, spürte er zuerst eine würgende Übelkeit in der Kehle, die von einem dumpfen Schmerz im Nacken und Hinterkopf begleitet wurde.
    Frank schlug langsam die Augen auf. Aber schon als er die Lider nur wenige Millimeter gehoben hatte, stach ihm das grelle Licht einer Lampe schmerzhaft in die Augen.
    Nach und nach gewöhnte er sich an das Licht, öffnete die Augen ganz und ließ seine Blicke durch das Zimmer wandern.
    Was er sah, war nicht dazu angetan, seine Verfassung zu bessern. Auf einem Stuhl vor ihm hockte wie ein böser Kobold ein ungeschlachter Bursche.
    Eine knollige, zerschlagene Nase, Wulstlippen, eine niedrige Stirn, Blumenkohlohren, ein brutal vorspringendes Kinn und tückische kleine Augen rundeten das Bild ab, das sich auf jedem Steckbrief gut ausgenommen hätte.
    Etwas im Hintergrund, in einem der modernen Sessel, flegelte sich ein anderer Mann, dessen Gesicht Sommerset nicht erkennen konnte, da es im Schatten lag. Dieser Mann trug einen grauen Anzug, war wahrscheinlich größer als der bullige Bursche mit dem wüsten Gesicht und hatte die Füße auf den Tisch gelegt.
    In dem zweiten Sessel saß Evelyn.
    Frank konnte ihr Gesicht erkennen. Ihre Augen waren gerötet, ihre sonst so frischen Wangen waren eingef allen und bleich. Sie schluchzte leise vor sich hin und sah ihn unverwandt mit großen Augen flehentlich an.
    Frank musste schlucken. Ihm war so jämmerlich zumute, wie noch nie in seinem Leben. Die ganze Hilflosigkeit seiner Lage kam ihm voll zu Bewusstsein.
    Seine Frau, seine Evelyn, in den Händen dieser Gangster, fuhr es ihm durch den Kopf. Etwas in ihm bäumte sich auf, wollte es nicht wahrhaben, dass er jetzt hilflos war, wollte die Ohnmacht abschütteln. Aber er wusste, dass das nicht möglich war.
    Franks Hände waren auf den Rücken gefesselt. Und es waren keine gewöhnlichen Stricke, die man genommen hatte. Schlanke, aber unzerreißbare Kupferdrähte schnitten tief in das Fleisch seiner Handgelenke.
    Mit einer Zange hatten die Gangster die Enden der Drähte geschickt zusammen gewunden.
    »Der Herr geruhen aufzuwachen«, grunzte der bullige Kerl vor Frank. »Wie nett, dann können wir uns ja ein bisschen unterhalten.«
    Der Kerl machte eine Pause, zog ein Zündholz aus der Hosentasche und begann, sich unmanierlich in den Zähnen herumzustochern.
    »Damit du Bescheid weißt«, er sprach abgehackt, »mit uns ist nicht zu spaßen. Wenn du nicht genauso tanzt, wie wir pfeifen, dann geht es dir sehr schlecht. Und vor allem deine Frau hat dann einiges auszubaden. Denn sie wird schön mit uns kommen und die Gewähr bieten, dass du keine krummen Touren reitest.«
    »Wovon sprechen Sie eigentlich? Und was wollen Sie von uns«, stieß Sommerset zwischen den Zähnen hervor.
    Der bullige Bursche gab keine Antwort. Stattdessen stand der zweite Mann auf und trat in den Schein der Schreibtischlampe, die so gedreht worden war, dass sie Frank genau in die Augen
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