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0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

Titel: 0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft
Autoren: Rolf Kalmuczak
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wo ich meinen Jaguar abgestellt hatte. Mit dem Wagen fuhr ich langsam zurück. Die Straße war zu meinem Glück wenig belebt.
    In einem günstigen Augenblick bog ich in die Ausfahrt ein, fuhr langsam und mit abgeblendeten Scheinwerfern in den Hof und wendete dort den Wagen.
    Langsam ließ ich ihn dann wieder in die Ausfahrt rollen, wo ich ihn mit ausgeschalteten Scheinwerfern abstellte.
    Über den Hof ging ich zurück zu dem Fenster, das in den Toilettenraum führte. Vorsichtig lugte ich durch das nur angelehnte Fenster.
    Niemand war zu sehen. So leise wie möglich schwang ich mich durch das Fenster und war dann Sekunden später wieder bei Phil.
    »Alles okay?«
    »Alles okay!«
    Phil hatte neues Bier bestellt, und wir warteten jetzt schweigend auf unsere Chance. Sie kam eher, als wir dachten.
    Die Zeiger der großen elektrischen Uhr, die an der Wand über der Theke hing, zeigten acht Uhr und vierzehn Minuten an, als Floyd Sonwater aufstand.
    In seinem tapsigen Gorillagang durchquerte er den Raum, bahnte sich einen Weg durch die Tischreihen hindurch und verschwand dann hinter der Tür, die zur Herrentoilette führte.
    »Jetzt«, zischte ich.
    Phil stand langsam auf und schlenderte gähnend auf die gleiche Tür zu.
    Als er sich drei Schritte von unserem Tisch entfernt hatte, rief ich ihm nach: »Warte, ich komme mit.«
    Träge erhob ich mich ebenfalls und ging hinter Phil her. Niemand achtete auf uns.
    Unsere Hüte hatten wir auffällig neben die Biere auf den Tisch gelegt. Es wäre aufgefallen, hätten wir sie mitgenommen. So aber erweckten unsere Hüte den Anschein, als würden wir jeden Moment zurückkommen. Wieder eine Rechnung für den Unkostenetat des FBI.
    Als wir beide durch den dunklen Gang schritten, fühlte ich jenes leichte Brennen in der Kehle, das ich immer spüre, wenn zum Angriff geblasen wird.
    Sonwater stand vor einem großen weißen Marmorbecken und wusch sich sorgfältig die Hände. Er tat es mit sichtlichem Wohlbehagen, verbrauchte viel Seife und hielt den Kopf bei seiner Säuberungsaktion gesenkt.
    Sonwater schien sein whiskyumflortes Hirn so auf das Reinigen seiner Hände eingestellt zu haben, dass er unser Eintreten nicht bemerkte.
    Er hob erst den Kopf, als wir uns rechts und links seitlich hinter ihm aufbauten. Er blickte in den Spiegel und sah uns an.
    »Wir sind G-men. Es ist das beste für Sie, wenn Sie keinen Widerstand leisten, Sonwater«, sagte ich, »Sie werden jetzt nach meinem Kollegen durch dieses Fenster steigen und uns zum Distriktgebäude des FBI begleiten.«
    »Einen Dreck werde ich«, antwortete er mit knarrender Stimme. »Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Wir werden uns mit Ihnen unterhalten, und Sie werden…«
    »Sie haben kein Recht, mich zu verhaften. Haben Sie einen Haftbefehl?«
    »Nicht nötig. Sie stehen im Verdacht, eine strafbare Handlung begangen zu haben. Und wir können jeden für 24 Stunden festnehmen, der dessen verdächtig ist. Da brauchen wir keinen Haftbefehl. Also los, wir haben wenig Zeit.«
    Sonwater trocknete sich gemächlich seine Hände ab. Nichts in seinem Gesicht verriet, was er dachte. Seine Augen waren starr auf den Spiegel über dem Waschbecken gerichtet. Seine Blicke tasteten unsere Gesichter ab. Er sah, dass wir keine Waffen in den Händen hielten.
    Jetzt drehte sich der Boss der Totenkopf-Gang langsam um. Phil trat zu dem Fenster, schwang es auf und landete mit einer eleganten Flanke im Hof.
    »Los jetzt«, befahl ich und deutete auf das Fenster. Sonwater trat heran, legte seine knotigen Pranken auf die Fensterbank und schwang sich empor.
    In diesem Augenblick hörte ich, wie schlurfende Schritte durch den Gang kamen.
    »Schneller«, zischte ich und trat dichter an das Fenster, in dem Sonwater noch immer hockte. Das war mein Fehler. Das Folgende ging so schnell, dass ich es kaum mitbekam.
    Sonwater zog das linke Bein an, als wolle er sich mit dem Knie auf die Fensterbank stützen. Dabei drehte er den Kopf so weit, bis ich in sein Blickfeld geriet. Dann nahm er kurz Schwung, und in der nächsten Sekunde krachte mir sein rechter Fuß mit voller Wucht gegen den Magen.
    Eine heiße Schmerzwelle durchlief meinen Körper. Übelkeit kroch in mir empor, es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte mich auf der Stelle erbrochen.
    Ich taumelte einen Schritt zur Seite, fing mich wieder, obwohl mir vor Schwäche jeden Augenblick die Knie wegzuknicken drohten, stolperte auf Sonwater zu und fing den zweiten Tritt ein.
    Dieser Tritt war ein Volltreffer.
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