Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0235 - Die Kaste der Weißrüssel

Titel: 0235 - Die Kaste der Weißrüssel
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
einfach stehen, während die Furcht ihn zittern ließ. Er glaubte, jeder noch so schwache Lärm, den er machte, würde einen Angriff nach sich ziehen. Mindestens eine oder zwei Minuten verhielt er so, ohne, daß das Rascheln aufhörte.
    Baynes atmete unhörbar auf. Er lebte noch immer. Als er weiterging, berührten seine Hände gleich darauf eine Wand. Erleichtert lehnte sich der Fähnrich dagegen. Nun war wenigstens sein Rücken gedeckt. Mit äußerster Vorsicht schlich er an der Wand entlang. Das Rascheln wurde lauter, er bewegte sich darauf zu.
    Plötzlich wußte er, was es war. Irgendwo wurde hastig Papier oder ähnliches Material durchwühlt.
    Baynes Hände glitten von der Wand ab und stießen auf festes Metall.
    Eine Tür. Verschlossen. Dahinter war das Rascheln. Und der Twonoser. Baynes zweifelte keinen Augenblick daran, daß der Weißrüssel im Raum hinter der Tür war. Mit gespreizten Händen strich er über die Metallfläche, bis er den Türöffner gefunden hatte.
    Im Gefangenenlager hatte er gelernt, wie die Arretierung funktionierte.
    Die Situation, in die er geraten war, erschien ihm plötzlich unwirklich. Er versuchte sich vorzustellen, wie weit er von der Erde entfernt war. Es gelang ihm nicht. Er konnte auch nicht begreifen, daß er sich im Innern eines gigantischen Monstrums befand, das von einer fremden Rasse bewohnt wurde.
    Ich bin wahnsinnig, dachte Baynes.
    Er riß den Öffner wuchtig nach unten. Es gab einen hellen, klirrenden Ton, fast wie zerspringendes Glas, dann brach eine Lichtflut über Kendall Baynes herein.
     
    *
     
    Ein kleiner, schmächtiger Techniker taumelte als letzter vom Feldweg herunter. Rhodan fing den Mann auf und ließ ihn sanft zu Boden sinken. Die Augenlider des Raumfahrers flatterten. Sein Atem ging stoßweise.
    „Beruhigen Sie sich!" mahnte Rhodan. „Wir sind vorerst in Sicherheit."
    Seine Augen trafen sich mit denen Atlans. Sie verstanden sich. In Sicherheit waren sie noch nicht. Sie hatten nur die Ansiedlung hinter sich gelassen und die Staudenfelder erreicht. Ein Teil der Männer lag erschöpft am Boden. Sie waren gerannt wie noch nie in ihrem Leben.
    Zwischen den hohen Pflanzen war es angenehm kühl. Die Raumfahrer würden sich schnell erholen.
    Dann konnten sie die Flucht fortsetzen. Rhodan glaubte nicht, daß man sie gesehen hatte. Hoffentlich kam Storkeet nicht auf den Gedanken, Rhodan nach der „Revolte" zu Garko dem Starken bringen zu wollen. Im allgemeinen waren die Twonoser ziemlich sorglos. Da sie die Terraner für minderwertige Wesen hielten, gaben sie sich bei ihrer Bewachung keine besondere Mühe. Rhodans Gedanken wurden unterbrochen, als ein untersetzter Mann auf ihn zugekrochen kam. Rhodan erkannte Sergeant Kapitanski.
    „Baynes ist weg", meldete Kapitanski.
    „Der Fähnrich?" Rhodan ergriff einen Erdklumpen und zerdrückte ihn wütend zwischen den Fingern.
    „Wann ist Ihnen das aufgefallen?"
    „Jetzt, Sir!" schnarrte der Sergeant. „Es ist möglich, daß er sich schon in der Ansiedlung abgesondert hat."
    Atlan streckte den Kopf zwischen zwei Stauden hindurch.
    „Seine Angst kann unsere Flucht zum Scheitern bringen", sagte er. „Bestimmt hat er sich irgendwo verkrochen. Es wird nicht lange dauern, bis ihn die Twonoser erwischen."
    „Lord Baynes würde sich niemals verkriechen, Sir", erwiderte Kapitanski unerwartet heftig. „Schon gar nicht aus Angst."
    „He!" stieß Rhodan überrascht hervor. „Ich dachte. Sie und der Junge mögen sich nicht."
    „Er ist ein Großmaul und ein Angeber, Sir", fauchte der Sergeant. „Er hat auch Angst, aber er wü rde uns nie im Stich lassen."
    „Wissen Sie eine bessere Erklärung?" wollte Atlan wissen.
    „Lassen Sie mich umkehren und ihn suchen", schlug Kapitanski vor.
    „Tronar Woolver wird gehen", sagte Rhodan. „Er kommt schneller voran."
    Kapitanski wälzte sich herum, daß er sich auf die Knie aufrichten konnte. „Ich kenne den Jungen", sagte er. „Ich finde ihn leichter als der Mutant."
    „Einen Moment", Rhodan wandte sich den anderen Männern zu, die überall zwischen den Pflanzen kauerten. „Wer hat Kendall Baynes zuletzt gesehen?"
    Rhodan erfuhr, daß keiner der Raumfahrer den Fähnrich nach Überqueren der Hauptstraße gesehen hatte. Baynes mußte also schon auf der anderen Seite zurückgeblieben sein.
    „Sie müssen fast drei Kilometer zurücklegen", sagte Rhodan zu Kapitanski. „Dabei dürfen Sie sich nicht blicken lassen. Bringen Sie Baynes mit, wenn es irgendwie geht. Versuchen Sie,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher