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0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

Titel: 0231 - Wenn es Nacht wird in Soho
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Nicole drehte sich einmal um.
    Er sah, wie sie erschauerte.
    Der Nebel formte seltsame, weißliche Gebilde, die durcheinander wallten und den so nah stehenden Wagen zu verschlingen drohten. Ein Omen? Die Häuser auf der anderen Straßenseite waren überhaupt nicht mehr zu erkemien. Die Laternen waren winzige Schimmer in dem weißlichen Wallen.
    »He!« kam von drinnen ein wilder Schrei. »Aufhören! Ich komme ja schon! Verflixt, was soll der Klingelterror?«
    Zamorra grinste trotzdem trocken, griff zu und holte Nicole mit einer Armbewegung heran. Als die Haustür mit einem heftigen Ruck nach innen aufflog, hatte er sie bereits vor sich geschoben, als sei sie die »Schuldige«.
    Babs stand im Morgenmantel in der Tür. Ihre Augen weiteren sich. Sie brauchte fast eine Minute, um ihrer Überraschung Herr zu werden.
    »Nicole? Zamorra? Was macht ihr denn hier? Seid ihr denn total verrückt geworden? Wißt ihr überhaupt, wie spät es ist?«
    Zamorra nickte gönnerhaft. »Fünf Uhr fünfundzwanzig mitteleuropäischer Zeit. Good morning, Babs. Ist Kerr hier?«
    Babs sah ihn einen Moment lang sprachlos an, dann nickte sie. »Klar! Vor einer halben Stunde gekommen… aber herein mit euch! Der Nebel frißt euch ja auf!«
    Zamorra und Nicole folgten ihr bis in die gute Stube. Kerr stand am Fenster gelehnt. Als er die frühmorgendlichen Gäste sah, schnappte er nach Luft.
    »Was macht ihr denn hier?«
    Zamorra sah ihn prüfend an und versuchte etwas Ungewöhnliches zu erkennen. Kerr sah aus, als habe er eine sehr schlaflose, aber anstrengende Nacht hinter sich. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten. Seine Kleidung war fleckig, als habe er im Gras gelegen.
    »Kaffee?« fragte Babs.
    Zu dritt nickten sie, auch Kerr, der Tee nur um fünf Uhr nachmittags trank, als Wachmacher aber schwarzen Kaffee bevorzugte, auf den ein Hufeisen schwimmen konnte.
    Babs verschwand in der Küche, um die Maschine anzuwerfen.
    »Es ist eigenartig«, sagte der Druide. »Man kommt frühmorgens heim, halb verprügelt oder so, und wird von einem treusorgenden Mädchen emfpangen, das einem Vorwürfe macht, und Augenblicke später stehen noch fast alle guten Freunde vor der Tür. Was wollt ihr?«
    »Das klingt aber nicht gerade freundlich«, sagte Nicole und flegelte sich auf die Couch. Mit elegantem Schwung schleuderte sie die weißen Stiefel von den Füßen.
    »Entschuldige«, murmelte Kerr. »So meinte ich es nicht. Ich bin ein wenig überreizt. Aber das ist doch kein Zufall, daß ihr hier seid.«
    Zamorra schnipste mit den Fingern und ließ sich neben Nicole nieder, die sich an ihn kuschelte. Er berichtete von dem kurzen Erlebnis im Château Montagne, als er Kerrs geistigen Schrei aufnahm.
    »Und jetzt finden wir dich putzmunter hier vor. Das ist schon ein wenig seltsam.« schloß Zamorra.
    »So?« fragte Kerr leise.
    »Du weißt, daß Zamorra eine schwache telepathische Begabung besitzt«, sagte Nicole. »Und du weißt selbst auch, daß man sich auf dem Para-Sektor nicht irren kann.«
    »Ja«, erwiderte der Druide einsilbig.
    Babs tauchte wieder auf. Sie hatte sich in Hemd und Hose geworfen. »Milch? Zucker?«
    »Black is beautiful«, sagte Nicole. Zamorra nickte. Dann wandte er sich wieder Kerr zu.
    »Du bist anders als sonst. Was ist geschehen?«
    Kerr setzte sich. Zamorra sah, daß seine Finger nervös tanzten. Das war untypisch für den jungen Inspektor. Er war sonst die Ruhe selbst. Ein Erlebnis mußte hinter ihm liegen, das ihn von Grund auf umkrempelte.
    Der Kaffee kam und füllte das Wohnzimmer mit seinem Aroma.
    »Na schön«, sagte Kerr. »Ihr laßt ja alle doch nicht locker.«
    »Wir wollen dir helfen«, drängte Nicole. »Wir sind Freunde!«
    Kerr nickte. »Ja…«, dehnte er. Dann begann er langsam und unruhig von seinem Fall zu erzählen. Von den zwölf Toten, von der Spur, die ihn zu Quirileinen führte. Und dann…
    »Und dann spürte ich schwarze Magie, danach war alles aus. Ein fürchterlicher Angriff, ein Schock. Vielleicht war das der Schrei, den du aufnahmst, Zamorra. Ich glaubte, sterben zu müssen. Es wurde dunkel. Ich wachte im Hyde-Park wieder auf und kam hierher zurück. Das ist alles.«
    »Und in dieser Wohnung?« fragte Zamorra nach. »Hast du etwas erkennen können? Was?«
    Kerr schüttelte den Kopf. »Nichts. Ich weiß nichts.«
    Zamorra sah ihn nachdenklich an. Ihm war, als verschweige Kerr ihm etwas. Aber was?
    Und warum?
    Das war doch nicht Kerrs Art!
    »Es regnet wieder«, sagte Kerr leise.
    Unwillkürlich sah Zamorra
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