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0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

Titel: 0231 - Wenn es Nacht wird in Soho
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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schwarzen, leeren Universum innerhalb eines Dämons zu befinden, der ihn einfach wieder ausspie…
    Noch ein Rätsel… wer war dieser Dämon?
    Der Dämon, dessen Name allein ausreichte, selbst in dem abgebrühten Quirileinen panische Furcht und Todesangst zu entfesseln!
    Quirileinen wagte nicht einmal, diesen Namen zu denken!
    Einigen anderen Menschen wäre er sehr bekannt vorgekommen…
    ***
    Ich erwache!
    Dachte etwas in Kerr. Und: Was bin ich?
    Ich bin ein Dämon!
    Erschrocken riß er die Augen weit auf. Uber ihm war der Sternenhimmel. Kerr sprang auf, schlug wild um sich, bis er entdeckte, daß kein Gegner da war, gegen den er zu kämpfen hatte. In der kühlen Nacht war er in einer parkähnlichen Landschaft allein, und über ihm glitzerten die Sterne!
    »Ich bin kein Dämon«, flüsterte er. »Ich bin ein Druide vom Silbermond! Verdammt, wieso kann ich denken, daß ich ein Dämon bin?«
    Er griff sich an die Schläfen. Er entsann sich seiner gedanklichen Orientierungsfrage beim Erwachen. Was hatte er sich gefragt? Nicht wo, sondern was er war!
    »Ich werde wahnsinnig«, murmelte Kerr. Ein Bild tauchte in seiner Erinnerung auf: eine Art runder Tisch mit dreizehn Personen. Verwaschene, undeutliche Gestalten, ein tanzender Derwisch.
    »Die Tafelrunde«, flüsterte er. »Dreizehn Gralsritter an König Artus’ Tisch… und Merlin…«
    NEIN! schrie es in ihm. DAS BILD IST FALSCH!
    Aber welches ist richtig?
    Wurde er wirklich wahnsinnig? Verkraftete sein geschundener Geist die Ereignisse nicht? Und wie kam er hierher, unter freien Himmel? Befand er sich noch in London? In England? Auf der Erde? In diesem Kosmos?
    War nicht alles möglich?
    »He«, kratzte eine Stimme aus der Dunkelheit. »Mach hier nicht so einen Lärm, Bruder! Ich will schlafen!« Eine bösartige Verwünschung folgte, die aus dem Schau ermann-Jargon des Themse-Hafens stammen mußte.
    London! durchfuhr es Kerr. Park… Hyde-Park?
    Er fragte die Stimme aus der Dunkelheit danach.
    »Sag mal, Bruder«, kam es mißtrauisch. »Bist du wirklich so beknackt, oder tust du nur so? Laß mich in Ruhe, blöder Hund!«
    Die kühle britische Höflichkeit schien der Mann nicht gerade mit Löffeln gefressen zu haben.
    Kerr drehte sich in die Runde. Die Stimme kam aus der Gegend, in der sich hohes Buschwerk befand. Im Sternenlicht erkannte Kerr eine Bank, auf der jemand lag. Ein Obdachloser, der hier seine Nacht verbrachte.
    Du bist Polizist! sagte eine Stimme in Kerr. Laß dir diese Beleidigungen nicht gefallen! Nimm den Kerl fest, verprügele ihn und schleife ihn zur Wache! Du hast die Macht dazu!
    Kerr schüttelte den Kopf. Woher kam diese Stimme? Das waren doch nicht seine eigenen Gedanken! So menschenverachtend konnte er doch nicht sein!
    Ich habe mich verändert, erkannte er. In dieser Zeitspanne, von der ich nicht weiß, was geschehen ist. Wie bin ich hierher gekommen? Was ist mit mir geschehen?
    Er tappte auf die Bank zu, kauerte sich davor nieder, sah in ein stoppelbärtiges Gesicht.
    »Paß auf, Bruder«, sagte er. »Ich weiß nicht, wo ich bin. Ich war geistig weg. Hilf mir!«
    Mit einer Verwünschung kam der in seiner Ruhe Gestörte hoch. »Paß auf, Krachmacher«, sagte er. Eindringlich musterte er Kerr im Sternenlicht und kam offenbar zu der Auffassung, daß Kerr für seine Begriffe nicht gerade vertrauenswürdig, aber immerhin etwas sympathisch zerrupft aussah. »Du befindest dich im westlichen Hyde-Park, es ist drei Uhr früh, wenn die Sterne richtig stehen, und damit du dich wieder in der Welt zurechtfindest, nimm einen Schluck, aber nicht zuviel!« Er griff unter die Bank, kam mit einer halbleeren Flasche wieder hoch und reichte sie Kerr.
    Der Inspektor starrte die Flasche an. Wie kam er zu der Ehre dieses Gunstbeweises?
    Vorsichtig zog er den Korken heraus, setzte an und nahm einen winzigen Schluck. Das Gesöff fraß sich durch die Speiseröhre und sämtliche Magenfalten. Schnell verkorkte Kerr die Flasche wieder und gab sie zurück.
    »Das ist ein Tröpfchen, eh?« strahlte der Tramp.
    »Oh, verdammt«, murmelte Kerr und schüttelte sich. »Mit dem Zeug läufst du keine Gefahr, daß du jemals krank wirst. Der Stoff killt ja jede Bakterie einzeln!«
    »Und hält mir die Läuse von der Leber fern«, triumphierte sein Gönner. »Na, jetzt wieder alles klar?«
    »Und wie«, murmelte Kerr und erhob sich. »Schönen Dank, Bruder.«
    »Ach ja«, wechselte der wieder die Stimmung und drehte sich um. »Und jetzt laß mich endlich schlafen, verdammt, bevor
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