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0231 - Der Tod spielt auf im Treppenhaus

0231 - Der Tod spielt auf im Treppenhaus

Titel: 0231 - Der Tod spielt auf im Treppenhaus
Autoren: Der Tod spielt auf im Treppenhaus
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Feuerwerkskörper war, morgen wird es Ernst und ’ne richtige Bombe sein«, sagte er dumpf. »Ziehen Sie aus, Mister. Es gibt Ärger, ich sage es Ihnen. Am Ende werden wir alle darunter leiden müssen. Ihretwegen sprengen sie uns das Haus über dem Kopf in die Luft.«
    ***
    Der Krach hatte auch den letzten Bewohner auf die Podeste gelockt. Sie waren besetzt wie die Galerie bei einem Großboxkampf. Das Ereignis hatte die Leute lebhaft gemacht. Sie sprachen miteinander, meistens in Spanisch, und das blond gefärbte Flittchen und sein Freund lachten lauthals.
    Phil und ich gingen hinauf, nahmen unsere Koffer und betraten nun endgültig unsere Wohnung im zweiten Stock.
    Die beiden Zimmer sahen sauber aus, wenn sie auch nur notdürftig möbliert waren. Die Fenster blickten über den Westside Highway hinweg auf die hohen Mauern des Calorai-Lagerhauses, und nur, wenn man sich weit hinauslehnte, konnte man die Pieranlagen und etwas vom trüben Wasser des Hafens sehen.
    Die Trucks, Lastwagen und Autos, die in ununterbrochener Folge über den Highway rollten, erschütterten das Haus wie ein unaufhörliches, unterirdisches Beben. Das Rauschen der Reifen, übertönt von Zeit zu Zeit durch das Aufheulen einer Hupe, flutete wie eine Brandung von Lärm gegen das Haus. Von den Piers mischte sich das Kreischen der Kräne hinein. Manchmal verschlang eine Schiffssirene mit urwelthaftem Auf brüllen jedes andere Geräusch.
    Damals glaubten wir, wir würden bei diesem Krach kein Auge schließen können, aber später gewöhnten wir uns so daran, dass wir ihn einfach nicht mehr wahrnahmen.
    Phil setzte sich auf den Bettrand.
    »Wie gefiel dir der Empfang?«, fragte er.
    »Meinst du den ersten oder zweiten Teil?«
    »Der erste Teil erscheint mir wichtiger. Die Leute hier betrachten uns nicht als ihre Freunde.«
    Ich zuckte die Achsel. »Wie sollten sie auch? Sie glauben nicht daran, dass wir gewinnen könnten, und da sie das nicht glauben, erwarten sie von unserer Anwesenheit nur neue Aufregungen, neue Kämpfe, neue Härten. Granskys Prophezeiung war gar nicht so abwegig. Wer kann dafür garantieren, dass Rallaro eines Tages nicht eine echte Dynamitladung in den Hausflur wirft?«
    »Damit wären wir beim zweiten Teil. Das Feuerwerk war also kein zufälliger Dummer- Jungen-Streich?«
    »Im Gegenteil. Das war eine sorgfältig abgepasste Empfangszeremonie. Du kannst es als Warnung betrachten oder als Spaß, den Juan Rallaro sich mit uns erlaubte. Jedenfalls wollte er uns und den Bewohnern dieses Hauses zeigen, dass er vor G-men keine Angst und keinen Respekt hat.«
    Es war, als hätte ich ein Stichwort gesprochen. Jemand klopfte an die Wohnungstür.
    »Erster Besuch«, stellte Phil fest.
    »Ich wette, es ist Gransky mit einer neuen Auszugsbeschwörung«, antwortete ich und ging, um zu öffnen.
    Es war nicht der Hausverwalter.
    Vor der Tür stand ein schlanker, knapp mittelgroßer Mann in einem hellgrauen Anzug, einem dunkelblauen Hemd mit gelber Krawatte. Auf dem Kopf trug er einen Strohhut.
    Ich hatte Bilder von Juan Rallaro gesehen. Auf diesen Bildern zeigte er ein Dutzendgesicht, wie man es unter den Puerto Ricaner immer wieder sieht, schmal, mit einem scharfen Profil und leicht gebogener Nase, einem vollen Mund und dunklen Augen.
    Natürlich stimmte das Bild mit der Wirklichkeit überein, und trotzdem gab es einen Unterschied, der vielleicht nicht ins Auge sprang, aber doch spürbar war.
    Rallaros Kinn sprang weit vor. Es verriet Energie. Die Kerben um seinen Mund sprachen von der Brutalität, zu der dieser Mann fähig war, und in dem lauernden Ausdruck der Augen lag das Misstrauen sprungbereit.
    Pockennarben verunstalteten seine Wangen, und als er jetzt lächelte, zeigte er für einen Puerto Ricaner eine Seltenheit — ein schlechtes Gebiss, das mit einer Menge Gold geflickt war.
    ***
    »Mein Name ist Juan Rallaro«, sagte er und machte eine Bewegung, die eine Verbeugung andeuten sollte. »Es ist mir eine Ehre, Sie als Gäste in meinem Bezirk begrüßen zu dürfen. — Darf ich hereinkommen. Ich bin unbewaffnet.«
    Um es zu beweisen, öffnete er seine Jacke und hielt sie offen.
    »Sie dürfen mich untersuchen, Mr. G-man.« Sein Englisch war einwandfrei und akzentlos, während viele Puerto Ricaner ihr Leben lang ein klägliches Englisch sprechen oder zumindest den Akzent nie verlieren.
    »Selbst wenn Sie sich mit Maschinengewehren behängt hätten, könnten Sie hereinkommen, Rallaro«, antwortete ich. »Wir haben keine Angst vor
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