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023 - Im Zeichen des Boesen

023 - Im Zeichen des Boesen

Titel: 023 - Im Zeichen des Boesen
Autoren: Ernst Vlcek
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das Zimmer bringen, das ich für Sie vorbereitet habe. Schlafen Sie jetzt! Schlafen Sie tief!«
    Lilian spürte, wie die Lider ihrer Augen schwer wurden. Die Kraft schwand aus ihren Gliedern; sie wurden bleiern, und die erlösende Müdigkeit umnebelte ihren Geist.
    »Rian«, hauchte sie schwach.
    Dorian breitete die Arme aus und fing sie auf, bevor sie zu Boden sinken konnte.
    »Bringe sie auf das vorbereitete Zimmer, Dorian!« sagte die Gräfin. »Du findest den Weg bestimmt. Und wenn du dieses schwache Menschenkind zu Bett gebracht hast, dann finde dich im Salon ein.
    Es erwartet dich eine Festtafel. Aber beeile dich!«
    »Ja, ich werde mich beeilen«, versprach Dorian wie in Trance.
    Mit Lilian auf den Armen, die bereits tief schlief, stieg er die Treppe hinauf ins Obergeschoß. Als er an der Gräfin vorbeikam, schenkte sie ihm ein maliziöses Lächeln.
    Dorian wandte sich auf dem Treppenabsatz nach rechts, erreichte den Rundgang im Obergeschoß und betrat einen kleinen Korridor. Hier brannte kein Licht, aber der flackernde Kerzenschein auf der Treppe und die Blitze, die durch das große Fenster am Ende des Korridors geisterten, zeigten ihm den Weg.
    Er ließ alle Türen links und rechts unbeachtet und hielt erst vor der letzten, die offenstand. Als er den dahinterliegenden Raum betrat, fiel der Bann von ihm ab. Zum erstenmal, seit er das Schloß betreten hatte, konnte er wieder klar denken. Lilian schlief tief. Aber es war kein natürlicher Schlaf. Die Gräfin mußte sie hypnotisiert oder sonst etwas mit ihr angestellt haben, daß sie so schnell das Bewußtsein verloren hatte und in diesen ohnmachtsähnlichen Schlaf gefallen war.
    Dorian brachte Lilian zu dem breiten Holzbett, über dem ein seidener Baldachin gespannt war und legte sie darauf. Einige Sekunden lang starrte er auf das dort liegende Nachthemd. War es tatsächlich für Lilian bestimmt? Hatte die Gräfin die Wahrheit gesagt, als sie behauptete, ihren Besuch erwartet zu haben. Davon war Dorian jetzt überzeugt. Er wußte zwar noch immer nicht, was das alles zu bedeuten hatte, aber er würde es bald erfahren. Allein aus diesem Grund mußte er hier ausharren.
    Er entkleidete Lilian und streifte ihr das bestickte Nachthemd über. Wie friedlich sie dalag. Für sie war es besser, wenn sie schlief und nichts von den Dingen, die um sie herum vorgingen, wahrnahm. Sie war nicht stark genug, um mit diesen seltsamen Ereignissen fertigzuwerden.
    Er deckte sie zu und schlich auf leisen Sohlen aus dem Zimmer. An der Tür blickte er sich noch einmal um. Ein Blitz zuckte über den Himmel, und der folgende Donner ließ die Fenster klirren. Lilian lag wie aufgebahrt da.
    Dorian drückte die Tür leise ins Schloß und ging den Korridor hinunter. Raunen, Wispern, Keuchen und Röcheln umgaben ihn. Als er jedoch stehenblieb und lauschte, vernahm er nur das Heulen des Windes, der durch die Ritzen und Spalten pfiff. Doch kaum setzte er sich wieder in Bewegung, da hörte er erneut die unheimlichen Geräusche. Das Raunen schien direkt aus dem Gemäuer zu kommen; als ob dort Wesen hausten, die sich in ihrer überirdischen Sprache über ihn unterhielten.
    Als Dorian die Treppe erreichte und ins Erdgeschoß hinunterstieg, huschten Schattengestalten vor ihm die Stufen hinunter. Einmal stolperte er über irgend etwas, das formlos, weich und glitschig war. Eine Ratte?
    Er glaubte nicht an Halluzinationen. Er glaubte nicht daran, daß ihm seine überreizten Sinne nur einen Streich spielten. Die Stimmen, die auf ihn eindrangen, waren wirklich, die Schatten, die um ihn herumgeisterten, waren existent – wenn auch sicherlich nicht aus Fleisch und Blut.
    Obwohl es rings um ihn finster war, bewegte er sich so sicher, als würde er sich hier auskennen. Tatsächlich war ihm das Schloß so vertraut, als wäre er schon oft hier gewesen. Er wich allen Einrichtungsgegenständen geschickt aus und begab sich auf dem kürzesten Weg zu dem Salon, in dem ihn die Gräfin mit den anderen acht Männern erwartete.
    Die Schatten ließen von ihm ab, die überirdischen Stimmen verstummten. Er betrat den großen, holzgetäfelten Raum, in dessen Mitte ein langgestreckter Tisch stand. An dem einen Kopfende saß die Gräfin, der Platz am anderen Ende war frei. Als Dorian darauf zusteuerte, rief die Gräfin tadelnd: »Halte die Tischordnung ein, Dorian! Dieser Stuhl ist für den Ehrengast bestimmt. Dein Platz ist an meiner rechten Seite.«
    Dorian kam der Aufforderung der Gräfin nach und setzte sich rechts von
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