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023 - Im Zeichen des Boesen

023 - Im Zeichen des Boesen

Titel: 023 - Im Zeichen des Boesen
Autoren: Ernst Vlcek
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der obersten Sprossen einer Leiter und klopfte mit einem rostigen Nagel gegen das Fenster.
    Anja wurde wütend. Glaubte dieser Idiot vielleicht, sie würde ihm nachgeben? Sie … Vielleicht würde sie es doch tun. Heute nacht würde sie jeden nehmen, nur um jemanden bei sich zu haben, der sie die schreckliche Angst vergessen ließ.
    Sie wickelte sich die Decke um den Körper, schlich zum Fenster und öffnete es. Ein heftiger Windstoß riß es ihr aus der Hand.
    »Der fremde Herr will dich haben, Anja«, sagte Vukujev kichernd und wischte sich den Speichel vom Kinn. »Was redest du da?«
    »Ehrlich, Anja. Der fremde Herr, der dir so gefallen hat. Er will dir helfen. Aber du mußt ihm deinen Körper geben. Zieh dich an! Schnell! Bevor er ungeduldig wird und es sich anders überlegt.« »Ist das wahr, Vuk?«
    »Der fremde Herr verlangt nach dir.«
    »Wo ist er?«
    »Auf Schloß Lethian.«
    Anja zuckte zusammen. »Dort gehe ich nicht hin.«
    »Doch, Anja, du mußt.«
    Sie wich vor ihm zurück, als er zu ihr in die Kammer stieg.
    »Du bist schön«, sagte er mit völlig veränderter Stimme.
    »Dann bleibe du bei mir, Vuk.« Sie würde sich dazu überwinden, mit diesem Irren das Bett zu teilen. »Komm zu mir unter die Decke! Alles ist mir lieber als ins Schloß zu gehen. Nicht in dieser Nacht. Wir haben Vollmond. Komm, Vuk!«
    Er folgte ihr ins Bett und war wie von Sinnen, als er ihren warmen, festen Körper eng an sich preßte. Etwas regte sich in seinen Lenden, aber er unterdrückte dieses berauschende Gefühl. Er hatte einen Auftrag zu erledigen.
    Anja zog seinen Kopf zu sich herunter und preßte ihre Lippen auf die seinen, während sich ihr Körper unter ihm wand. Vukujev gefiel das. Er verstärkte den Druck seiner Lippen, doch gleichzeitig hielt er ihr die Nase zu.
    Anjas Schlangenbewegungen wurden heftiger und erlahmten schließlich. Sie lag nun vollkommen still da.
    Vukujev kicherte, nahm Anja, die nur mit einem Nachthemd bekleidet war, auf und kletterte mit ihr aus dem Fenster. Auf Schloß Lethian wurde Anja bereits erwartet.
     

     
    Ein Blitz zuckte über den Himmel und machte die Nacht zum Tag. Das folgende Donnergrollen ließ das Schloß in seinen Grundfesten erbeben.
    Lilian drängte sich dichter an Dorian, doch der schien sie nicht zu bemerken. Er hatte nur Augen für die Gräfin in ihrem veralteten Festkleid, das aus der Zeit um 1600 zu stammen schien. Ihr Hals war unter einem steifen Mühlsteinkragen verborgen; das Oberteil des Kleides schmiegte sich eng an ihren Körper und ließ das Mieder darunter erahnen, das sie fest um die Taille geschnürt hatte; unter dem mit Stärke gesteiften Rüschenreif bauschte sich der Rock, der bis zum Boden hinabreichte.
    Die Gräfin Anastasia von Lethian stand lange Zeit stumm und bewegungslos wie eine Statue da; nur ihre Augen schienen zu leben, als sie ihre Blicke über die neun Männer wandern ließ.
    Ich bin am Ziel, dachte Dorian. Er zweifelte keine Sekunde mehr daran, daß er hierher, auf dieses Schloß gewollt hatte. Dieser Wunsch, der von der wesenlosen Stimme in seinen Träumen angeregt worden war, hatte bisher tief in seinem Unterbewußtsein geschlummert. Jetzt war er an die Oberfläche seines Geistes gekommen und nahm von ihm Besitz. Es konnte keinen Zweifel mehr geben; daß er und die anderen von der Gräfin gerufen worden waren. Die Welt um ihn versank. Er sah nur diese einmalig schöne Frau, von der eine magische Kraft ausging, die ihn völlig in ihren Bann schlug. Als er dem Blick der Gräfin begegnete, meinte er, in ihren Augen zu versinken.
    »Rian! Rian!« rief Lilian leise aber drängend.
    Sie schüttelte ihn, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch was sie auch anstellte, er wandte den Kopf nicht in ihre Richtung.
    »Geh mit mir fort!« bat Lilian eindringlich. »Verlasse diesen unheimlichen Ort mit mir, bevor ich den Verstand verliere! Rian!«
    Lilian spürte plötzlich, wie irgend etwas sie zwang, die Gräfin anzublicken, die immer noch in derselben Pose auf dem Treppenabsatz stand. Sie mußte in diese dunklen, bodenlos tiefen Augen blicken, die nur verschwommene Punkte in dem blassen Gesicht darstellten und dennoch eine Anziehungskraft besaßen, der man sich nicht widersetzen konnte.
    Die Gräfin sagte: »Sie müssen müde von der langen Reise sein, Kind. Für Sie wäre es besser, sofort zu Bett zu gehen. Schlafen Sie! Sie sind müde. Entspannen Sie sich und wehren Sie sich nicht gegen die Müdigkeit in Ihren Gliedern! Dorian wird Sie auf
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