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0226 - Tokatas Erbe

0226 - Tokatas Erbe

Titel: 0226 - Tokatas Erbe
Autoren: Jason Dark
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des Wagens aufgestoßen wurde.
    Schon wieder wurde es finster.
    Ich rechnete damit, wieder in eine Kurve zu fahren, das geschah auch, aber aus der Kurve wurde sehr schnell eine Spirale, die uns nach oben transportierte. Ohne daß wir es merkten, gerieten wir wieder in eine Röhre, die mit einem farbigen Blitzgewitter angefüllt war, das uns schon bald umgab. Auch ich schloß unwillkürlich die Augen und hörte nur das schaurige Jammern und Wehklagen, das unsere Fahrt begleitete.
    An dem plötzlichen Ruck merkte ich, daß wir die Fahrt nach oben und die Röhre hinter uns gelassen hatten. Der Wagen beschleunigte. Wir fuhren auf einem geraden Stück und direkt auf eine Gruppe von gelblich schimmernden Skeletten zu, deren Knochen aneinanderklapperten. Das dabei entstehende hohle Geräusch kam sicherlich von einem Tonband und auch das schrille Lachen, das die Knochenmänner ausstießen. Sie machten Platz, als wir uns dicht vor ihnen befanden. Nach rechts und links huschten sie weg.
    Dann tauchten die üblichen Gestalten auf. Ein Gehängter schaukelte in einer Nische, ein Sarg öffnete sich, wobei eine bleiche Knochenhand hervorschaute, Gespenster tanzten einen wahren Höllenreigen und kreischten wie verrückt, zwei Mädchen ohne Kopf schwebten an uns vorbei, wobei sie ihre Schädel unter den angewinkelten Armen trugen, und kurz vor der Ausfahrt in der zweiten Etage wischten noch einmal nachgemachte Spinnweben über unsere Gesichter.
    Dann stießen wir wieder in die sommerliche Hitze. Mir klebte alles am Körper. Es war schon widerlich zu nennen, denn die Luft innerhalb der Geisterbahn ließ sich kaum atmen.
    Das Johlen und Schreien, die plärrende und blechern klingende Musik nahm ich nur am Rande wahr, und ich wünschte mich wirklich in eine Badewanne mit kaltem Wasser.
    Im nächsten Augenblick stießen wir wieder gegen die Tür. Abermals verschluckte uns die Bahn. Von dieser Stelle aus ging die Fahrt ununterbrochen in die Tiefe. Wie schon nach dem Eingang öffnete sich auch hier der Rachen eines Ungeheuers, in den wir hineinstießen. Er verschlang uns.
    Johnny machte das nichts mehr aus, er lachte sogar, als wir in Schlangenlinien nach unten fuhren und unsere Körper vorgedrückt wurden, so daß ich mir ein paarmal das Knie stieß.
    Wieder huschten Monsterwesen vorbei, und am Ende der sich nach unten schlängelnden Schienenstrecke entdeckte ich eine gewaltige Figur, die ich irgendwann schon einmal gesehen hatte. Groß, größer als ein normaler gewachsener Mensch. Mit einem goldenen Helm auf dem Kopf, goldenem Panzer, einem goldenen Dolch und ebenfalls goldenen Pfeilen im Köcher. Das war…
    Ich schluckte ein paarmal, weil ich meinen eigenen Augen nicht trauen wollte. Aber es gab keinen Zweifel. Vor uns stand der Goldene Samurai! Ein Trugbild, eine Halluzination? Echt, nachgebaut? Wenn ja, wieso wußten die Hersteller der Geisterbahn dann von dem Goldenen, dessen Gesicht sogar in der Farbe schimmerte. Es war wirklich unwahrscheinlich, und mein Magen krampfte sich zusammen.
    An dieses Bild hätte ich in meinen Träumen nicht gedacht, der Goldene konnte doch überhaupt nicht in diese Geisterbahn kommen, er mußte irgendwo in einer anderen Dimension stecken, denn hier hatte er sicherlich nichts zu suchen. Und doch gab es ihn.
    Wenn ich Johnny nicht bei mir gehabt hätte, wäre ich trotz der ziemlich schnellen Fahrt abgesprungen, so aber blieb ich sitzen und wartete darauf, was noch alles geschehen würde. Meine Lippen zitterten. Noch einmal brach mir der Schweiß aus allen Poren, und Johnnys Frage hörte ich kaum.
    »Onkel John, was ist das für einer?«
    Der Wagen ruckte und wurde langsamer. Wir hatten die bergabführende Strecke hinter uns gelassen und glitten jetzt völlig normal auf den Goldenen zu. Er stand mitten auf der Schiene. Eine Hand hatte er auf seinen Dolch gelegt, mit dem er Tokata damals gezwungen hatte, Harakiri zu machen.
    Er hatte uns gewarnt, nie als Feinde seinen Weg zu kreuzen, und jetzt stand ich vor ihm. Feind oder Freund? Das zu entscheiden, gelang mir nicht. Ich hatte plötzlich eine unwahrscheinliche Angst, nicht so sehr um mich, sondern um meinen neben mir sitzenden Patenjungen, für den ich die Verantwortung trug.
    Unendlich lang kamen mir die letzten Sekunden vor, sie dehnten sich wie eine Schnur aus Gummi, und dann schnellte der freie Arm des Goldenen urplötzlich vor.
    Johnny schrie noch, auch er hatte bemerkt, daß es kein Spaß mehr war, und er mußte mit ansehen, wie ich von dem Goldenen
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