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0222 - Im Schloß der Riesen

0222 - Im Schloß der Riesen

Titel: 0222 - Im Schloß der Riesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dröhnte und zerfetzte ihr fast die Trommelfelle.
    »Ja, wen haben wir denn da?« dröhnte die Stimme. »Eine richtige, kleine Fee!«
    Da verlor sie das Bewußtsein.
    ***
    »Aber doch nicht in aller Öffentlichkeit!« sagte eine rauhe Stimme. »Das ist ja jugendgefährdend!«
    Nicole löste sich mit einem Aufschrei von Zamorra und flog förmlich in die hinterste Ecke des Arbeitszimmers. Zamorra wirbelte herum, die Fäuste geballt.
    Zwei Männer standen vor ihm. Gekleidet in Ledersandalen, eine Art Kilt und Lederwams, an der Hüfte jeweils ein mächtiges Schwert, standen sie da und grinsten ihn an.
    Und sie grinsten auch Nicole an.
    Aber es war kein bösartiges, sondern ein fröhliches Grinsen.
    »Könnt ihr nicht anklopfen, verflixt?« fuhr Zamorra sie an. »Wer hat euch überhaupt hereingelassen?«
    »Könnt ihr euch nicht anständig bekleiden, wenn Besuch kommt?« feixte der Mann mit der schon licht werdenden hohen Stirn, die auf hohe Denktätigkeit hinwies.
    Fürst Wilhelm von Helleb und sein Statthalter, der singende Ritter Erlik von Twerne, befanden sich im Château Montagne!
    »Ihr habt mich ganz schön erschreckt!« sagte Nicole, die allgemein nicht gerade schreckhaft veranlagt war und durchaus ihren Mann bzw. ihre Frau stand. Aber es ist eben nicht jedermanns Sache, in einer heißen Umarmung aufgeschreckt zu werden.
    Nackt und selbstbewußt schritt sie auf die beiden Helleber zu, küßte sie zur Begrüßung auf die Wangen und verließ dann das Arbeitszimmer. Zamorra griff nach Hemd und Hose, die er für seinen magischen Kontaktversuch ritualgemäß abgelegt hatte, und stieg hinein.
    »So ist das schon besser, um Besuch zu empfangen«, kommentierte Erlik, »aber ich will doch nicht hoffen, daß sich Nicole jetzt ebenfalls etwas anzieht… Himmel, habt ihr es warm hier! Kommt das von draußen, oder ist hier so gut geheizt?«
    »Wir haben ausnahmsweise seit zwanzig Jahren einmal wieder einen richtigen Sommer«, verkündete Zamorra erklärend. »Hoffentlich nicht nur für ein paar Tage.« Er nahm den Schädel vom Boden hoch.
    »Interessant«, sagte Wilhelm. »Ich spüre eine starke Magie. Ist das die legendäre Lemurerin?«
    Zamorra nickte nur und schloß den Schädel wieder in den Safe. »Das, was von ihr übrigblieb«, erklärte er. »Was treibt euch zu mir? Das letzte Mal ging es um einen Zaúberer, bestehend aus versteinerten Wassertropfen…«
    »Diesmal ist es die Fortsetzung«, sagte Wilhelm. »Hast du nichts Anständiges zu trinken in der Hütte? Uns dürstet!«
    Zamorra drückte auf den Rufknopf. »Raffael, bitte bringen Sie Getränke für vier Personen in den kleinen Salon.«
    »Bier, Sklave!« schrie Erlik. »Große Krüge voll schäumenden Gerstensaftes!«
    Zamorra schluckte heftig. Er war gespannt darauf, wie der alte Diener auf die Bezeichnung »Sklave« reagieren würde. »Kommt, Freunde«, sagte er. »Wir gehen in den kleinen Salon, da können wir uns besser unterhalten.«
    »Bei Bier und Harfenklängen«, frohlockte Erlik.
    »Du wirst aber nicht singen!« stellte Fürst Wilhelm trocken fest.
    »Wann jemals«, seufzte der Barde, »wird ein Mensch zur Welt kommen, der meine Kunst wirklich zu würdigen weiß? Selbst Nero hatte Tränen der Begeisterung in den Augen…«
    »Wo sonst?« murmelte Zamorra wenig überzeugt.
    »Als du begannst oder aufhörtest?« fragte Fürst Wilhelm spöttisch.
    »Barbar, elender«, murmelte Erlik mit einer abwehrenden Handbewegung.
    Ein paar Minuten später erreichten sie den kleinen Salon.
    Die Bezeichnung war allerdings eine maßlose Untertreibung, denn Leonardo de Montagne hatte vor neunhundert Jahren äußerst großzügig geplant und bauen lassen. Die beiden Helleber lümmelten sich in die bequemsten Sessel und ließen sich von Raffael das Bier aushändigen.
    Raffael legte die Stirn in vornehmzurückhaltende Falten.
    »Chef, irre ich mich, oder wurde seitens eines Ihrer Gäste vorhin die abwertende Bezeichnung Sklave für meine Wenigkeit gebracht?«
    »Ach, Raffael, die beiden meinen es nicht so«, sagte Nicole von der Tür her und kam mit federnden Schritten heran. Wilhelm stieß einen lauten Pfiff aus. Nicole hatte sich ein langes T-Shirt übergeworfen, das gerade so eben noch ausreichte, das Notwendigste zu bedecken. Wenn sie allerdings die Arme hochreckte… Aber sie tat es zum Leidwesen der Betrachter nicht, sondern kuschelte sich neben Zamorra in dessen breiten Sessel und schlug die langen, schlanken Beine übereinander.
    »Was ist denn der Unterschied
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