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022 - Ich der Vampir

022 - Ich der Vampir

Titel: 022 - Ich der Vampir
Autoren: Hugh Walker
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verwirrten Sinne wurden noch einmal klar.
    „Halte ihn fest!“ knurrte Vick dem Mädchen zu. Dann rief er hinab: „Hier ist Vandermann. Könnt ihr ihn sehen?“
    Ein Scheinwerfer schwenkte zum Fenster und erfasste das Trio.
    „Wir sehen ihn“, bestätigte eine Stimme von unten.
    „Wenn ihr dieses Haus anzündet, wird er mit verbrennen!“ rief Vick mit deutlicher Stimme.
    Stimmengewirr schlug hoch, und es dauerte eine Weile, bis sich die Männer unten beruhigt hatten. Schließlich traten die Lautsprecher wieder in Aktion.
    „Wie sind Ihre Bedingungen?“
    Vick sah Katalin fragend an. Dann sagte er: „Unternehmen Sie nichts gegen das Haus. Ziehen Sie Ihre Truppen und Geräte ab und warten Sie auf weitere Anweisungen!“
    Längeres Schweigen folgte diesen Worten. Dann: „In Ordnung! Wir nehmen an! “
    „Lass sie nicht gehen“, drängte Katalin. „Du brauchst Blut!“
    Er nickte.
    „Hören Sie mich noch?“
    „Wir hören Sie! “
    „Schicken Sie einen Arzt ’rüber. Vandermann ist krank!“
    Da kam plötzlich Bewegung in Vandermann. Mit unerwarteter Kraft befreite er sich aus dem Griff des Mädchens. Während die Lautsprecherstimme zustimmte, beugte er sich weit aus dem Fenster und rief, bevor Vick oder Katalin es verhindern konnten:
    „Nein! Tut nicht, was sie sagen! Verbrennt diese Bestien! Löscht sie aus!“
    Vicks Hand legte sich um seinen Mund. Es gelang ihm, den sich wild Wehrenden vom Fenster wegzuzerren. Aber Vandermann riss sich erneut los und schrie: „Sie wollen nur euer Blut, Sie müssen vernich …“
    Wieder gelang es Vick und Katalin, ihn vom Fenster wegzureißen, aber der Mut der Verzweiflung verlieh ihm Bärenkräfte. Er kam noch einmal los und schnellte auf das Fensterbrett. Diesmal hielt er sich nicht mit Worten auf.
    Er sprang, und Vicks Hände griffen ins Leere.
    Sein Schrei brach abrupt ab, als er mit einem hässlichen Laut auf den Steintreppen aufschlug.
    Die Männer unten schalteten rasch. Ein halbes Dutzend Mündungsblitze zuckten auf. Die beiden am Fenster fuhren zurück, als die Kugeln in die Wände und die Decke schlugen.
    Sekunden später kamen Feuerzungen donnernd auf das Haus zu. Sie leckten an den Wänden und fraßen sich rasch fest.
    Katalin schrie auf, als spürte sie den Schmerz. Dann sank sie stumm in Vicks Arme. Sie hatte die Augen geschlossen, und es sah aus, als lauschte sie in sich hinein.
    Ein Wimmern erfüllte das ganze Haus und steigerte sich zu einem unerträglichen Heulen.
    Vick saß starr und lauschte auf das Sterben des Hauses. Die Flammen waren ein Orkan, der brüllend und donnernd über ihn hinwegbrauste.
    Es wurde heiß, so heiß, dass selbst er es fühlte.
    Er wusste, dass es das Ende war. Das Ende von allem. Das endgültige Ende; der Tod; um den er schon wieder einmal betrogen worden war.
    Katalin wurde plötzlich leichter in seinen Armen. Er starrte sie an und sah, dass sie sich buchstäblich aufzulösen begann. Sie wurde geisterhaft durchscheinend. Sie öffnete die Augen und sah Vick mit einem Blick unsäglicher Trauer an. Sie sagte etwas – er sah es an ihren Lippen –, aber es kam kein Ton. Sie winkte, wurde schwächer, kaum noch wahrnehmbar – und verschwand, während sich unter der Glut der Flammen die Wände nach innen zu wölben begannen.
    In diesem Augenblick fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er wusste, was Katalin so unweigerlich an das Haus gefesselt hatte: Sie selbst war das Haus!
    Das Haus, hatte sie gesagt, liebte ihn. Und sie war die Personifizierung des Hauses. Sie war jener Teil, der dafür sorgen konnte, dass das Haus auch wiedergeliebt wurde. Und so wie das Haus nun verging, erlosch auch das Bildnis, mit dem es seinen Liebhaber fasziniert hatte.
    Ja, das Haus liebte ihn.
    Er konnte es fast spüren. Er saß in diesem Orkan und Trümmerwerk unversehrt. Die Wände wichen von ihm zurück, um ihn nicht zu gefährden; ein kräftiger Wind blies die Glut von ihm weg. Wo er stand, fielen keine Trümmer. Langsam gab der Boden um ihn nach. Er sank durch, glitt an einem noch unversehrten Stück Wand nach unten. Das Haus schrie und klagte wie die gequälten Seelen der Hölle, aber es schützte seinen Geliebten noch in den letzten Zuckungen.
    Vick stand plötzlich im Freien. Vor ihm lockte der Wald. Es galt nur ein Stück offene Wiese zu überqueren, die von Leuten wimmelte. Das Gelände war taghell, aber die Flammen blendeten auch. Er musste sich unter die Menschen mischen. Wenn es ihm unauffällig gelang, würde er auch den Wald
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