Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0217 - Die Hexeninsel

0217 - Die Hexeninsel

Titel: 0217 - Die Hexeninsel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
bei einer noch grelle, fahlblonde Strähnen durchschimmerten. Der Hexenreigen wurde getanzt. Und die Musik spielte weiter.
    Unsichtbare Instrumente erzeugten sie. So schrecklich ich die Klänge auch sonst empfunden hätte, hier hüllten sie mich ein, gemeinsam mit den drei Hexen, die in dunkelblaue Tücher gehüllt waren, unter denen die nackte Haut schimmerte, denn die Tücher waren durchsichtig, obwohl sie in mehreren Schichten übereinander lagen.
    Die Hexen tanzten und bildeten dabei einen großen Kreis, den sie allerdings schnell verkleinerten. So konnten sie sich an den Händen fassen. Sie tanzten den Hexenreigen.
    Von tanzenden Hexen hatte ich gehört oder gelesen. In der Walpurgisnacht am ersten Mai tanzten sie um den Teufel, sie wollten seine Gunst erringen.
    Und jetzt tanzten sie vor meinen Augen.
    Ich war nicht der Teufel, und meine Gunst wollten sie bestimmt nicht erlangen, also mußte der Tanz einen anderen Grund haben.
    Mein Gehirn schien aus Knetgummi zu bestehen. Ich mußte mich unheimlich zusammenreißen, um mich von den wirbelnden Hexen und der Musik nicht betäuben zu lassen. Die Welt auf dieser Wiese hatte sich verändert, sie war eine andere geworden, aufgeladen mit Hexenmagie, die stärker wurde, je wilder die drei tanzten.
    Die roten und blonden Haare flatterten, hoch flogen die Kleider, ließen viel von der nackten Haut der Hexen sehen und schwebten wieder zurück, um sich eng an die Körper zu schmiegen. Wikka feuerte ihre Untertanen an.
    Ich hörte sie rufen. Es waren heisere Schreie, die über diese Wiese hallten und die drei Hexen zu einem noch wilderen Reigen antrieben. Sie tanzten so heftig, daß ich sogar den Wind spürte, den sie entfachten, als sie ihre Kreise drehten. Und ich geriet immer stärker in den Sog ihrer unheimlichen Magie. Es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren. Immer wieder glitten meine Gedanken ab, sie wurden weniger pessimistisch, und jemand wollte mir einreden, daß doch alles nicht so schlimm wäre.
    Es war schlimm…
    Die Hexen tanzten ihren wilden Reigen, wurden von Wikka angefeuert, und es gab noch jemanden, den ich schon fast vergessen hatte, der sich allerdings zu den anderen gesellen wollte. Jane Collins!
    Sie hatte längst den Wagen verlassen. Wie ein Raubtier bewegte sie sich weiter. Schleichend, leicht geduckt, als hätte sie Angst, etwas zu verpassen.
    Sie ließ mich dabei nicht aus den Augen und auch nicht die Hexen, die jetzt ihre Magie ausspielten, vom Boden abhoben, sich allerdings weiter festhielten und mich an Fallschirmspringer erinnerten, die in der Luft Figuren bildeten. So ähnlich war es auch mit den Hexen! Und dann erkannte ich, weshalb sie den Kreis gebildet hatten und um ihn wirbelten. Sie wollten das Messer! Die Waffe des Rippers.
    Hatte sie sich im Wagen noch in Janes Hand befunden, so materialisierte sie jetzt über den kreisenden Hexen, und seine Existenz wurde mit einem wilden Schrei begrüßt, der gleichzeitig aus drei Kehlen drang und sich wie einer anhörte. Wer würde das Messer bekommen?
    Wahrscheinlich Jane Collins, doch damit war ich nicht einverstanden. Ich wollte es haben. Wenn ich das Messer des Rippers zwischen die Finger bekam, konnte ich es zerstören und brauchte keine Rücksicht mehr zu nehmen.
    Meine Bewegungen glichen denen einer Schnecke. Ich strengte mich sehr an, holte alles aus meinem Körper heraus, aber es blieb ein Vorsatz. Ich erreichte das Messer einfach nicht, denn hatte ich einen Schritt geschafft, dann erschien es mir, als würde ich gegen eine Wand laufen, von der ich wieder zurückfederte. Es war zum Heulen.
    Mit solchen Schwierigkeiten hatte Jane Collins nicht zu kämpfen. Sie konnte sich wunderbar bewegen, frank und frei ging sie über die Wiese zu den hohen Ulmen, wo die drei Hexen ihren Tanz aufführten.
    Und Wikka schaute zu.
    Noch immer war sie von einer grünen Aureole umgeben, ein magischer Schutzschirm, den ihr der Teufel gegeben haben mußte, den Asmodis konnte Wikka wirklich dankbar sein, daß sie zu ihm hielt. Aber Hexen haben schon immer den Teufel angebetet, warum sollte Wikka da eine Ausnahme machen? Die Hexen und der Teufel gehörten nun mal zusammen. Das war so, und das würde so bleiben.
    Das Messer schwebte dicht über dem Hexenkreis. Dabei schien es, als würde es von den wilden Bewegungen der Dämoninnen in der Luft gehalten.
    Jane sollte es bekommen. Um damit zu töten! Sie ging jetzt schneller. Den Kopf hatte sie in den Nacken gelegt, das lange blonde Haar fiel bis auf den Rücken,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher