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0217 - Die Hexeninsel

0217 - Die Hexeninsel

Titel: 0217 - Die Hexeninsel
Autoren: Jason Dark
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Unaufmerksamkeit eiskalt ausgenutzt. Ihr durchtrainierter Körper streckte sich, und sie rannte den Weg hoch, den wir gekommen waren. Wollte sie etwa zum Schloß?
    Ich versuchte es noch einmal im Guten, obwohl es sicherlich keinen Sinn hatte.
    »Stehenbleiben!« brüllte ich. Jane drehte sich nicht einmal um. Sie hatte mich zwar gehört, aber das kümmerte sie nicht.
    Sie war jetzt eine andere. Der unselige Geist des Rippers trieb sie voran, und er beflügelte ihre Schritte. Sie war sehr schnell, so daß sie ihren Vorsprung zu Beginn sogar noch ausweiten konnte und ich das Nachsehen hatte.
    Suko rief etwas hinter mir her, was ich jedoch nicht verstand. Ich wollte nur weiter und Jane Collins fangen, bevor sie Unheil anrichtete und womöglich andere Menschen tötete.
    Wie von Furien gehetzt jagte sie weiter. Ihr langes Haar flatterte und erinnerte mich an ein gelbes Tuch. Dann erreichte sie die Gabelung. Wenn sie jetzt schräg links weiterlief, dann gelangte sie zur Burg, doch sie schlug die andere Richtung ein und rannte scharf nach rechts weiter.
    Dieser Weg führte in das nachgebaute Soho des letzten Jahrhunderts. Dort war es leichter für sie, sich zu verstecken, denn die zahlreichen schiefen und dicht nebeneinanderstehenden Häuser boten ausgezeichnete Unterschlupfmöglichkeiten.
    Aus diesem Grunde legte ich noch mehr Tempo zu. Laufen konnte ich, und ich war auch schneller als Jane. Zudem wies mir ihr helles Haar trotz der Dunkelheit den Weg, der momentan ein wenig bergab führte und in die nachgemachte Stadt mündete.
    Dann war sie verschwunden. Ich sah ihr Haar nicht mehr. Aus vollem Lauf stoppte ich, dachte nicht mehr an das alte Kopfsteinpflaster, das sich durch die Feuchtigkeit der Nacht mit einem rutschigen Film überzogen hatte, und fiel hin. Über die Schulter rollte ich mich ab, sprang sofort wieder auf die Füße und schaute mich um.
    Jane konnte überall stecken. Rechts und links drängten sich die nachgebauten, engen Häuser. Sie standen dort wie eine schiefe Wand, die zahlreiche Eingänge, Vorbauten und Fensterlöcher aufwies. Das alte Soho aus dem letzten Jahrhundert, Schlupfwinkel für den Ripper, den echten, und auch der heutige hatte sich diesen Stadtteil zweimal als Wirkungsstätte ausgesucht. Ich durfte nicht näher darüber nachdenken, daß er sich ausgerechnet Jane Collins als neuen Wirtskörper genommen hatte. Das war nicht zu fassen, aber eine Tatsache. Jane und ich waren jetzt Feinde. Wie sie mir gegenübergestanden und mich angefahren hatte, konnte es keinen Kompromiß zwischen uns beiden geben.
    Suchend ließ ich meine Blicke kreisen. Weit konnte sie nicht gelaufen sein. Sie war ziemlich plötzlich verschwunden, deshalb hatte sie sich meiner Ansicht nach nur in der unmittelbaren Umgebung versteckt.
    Ich starrte auf die ersten Häuser. Schon einmal hatte ich einige Bauten durchsucht, jetzt stand mir das Spiel wieder bevor. Mittlerweile hatte sich der Nebel noch mehr verdichtet. Er trieb über die Straße und kroch in dünnen Bahnen an den Hauswänden hoch. Ich sah die leichten Mädchen, die an den Laternen lehnten. Wachspuppen, provozierende Haltungen einnehmend. Wer es nicht wußte, konnte sie zumindest aus dieser Entfernung für echt halten.
    »Jane!« Ich wollte ihr noch eine Chance geben, sich zu zeigen und vielleicht alles friedlich zu regeln.
    Sie antwortete nicht, obwohl sie mich gehört haben mußte. Die Detektivin mit dem Geist des Rippers wollte mit mir nichts mehr zu tun haben. Höchstens als Feind.
    So und nicht anders sah es aus, und auch ich mußte mich innerlich darauf einstellen, daß wir beide uns vorerst nicht mehr als Freunde gegenüberstanden.
    Sollte sich Jane irgendwo eine Waffe besorgen können, um gegen mich anzugehen, wurde es kritisch. Ihre Handtasche hatte sie nicht bei sich gehabt, aber in den Häusern gab es genügend Gegenstände, die sich als Waffe eigneten. Deshalb war ich sehr vorsichtig, als ich an der linken Straßenseite ein Haus betrat. Die Tür ließ sich zwar öffnen, doch sie quietschte in den Angeln, und dieses Geräusch paßte mir überhaupt nicht. Ich verzog das Gesicht, als hätte ich Essigwasser getrunken.
    Die Tür ließ ich einen Spalt breit offen, als ich den Namen meiner Freundin rief.
    Meine Stimme hallte im Haus nach, mehr geschah nicht. Falls sich Jane in dem Bau aufhielt, dann hatte sie sich gut versteckt. Wie alle Bauten aus der alten Zeit war auch dieses Haus sehr schmal. Noch enger war die Treppe. Holzstufen, die mir ziemlich brüchig
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