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0214 - Sie speisten uns mit Dynamit

0214 - Sie speisten uns mit Dynamit

Titel: 0214 - Sie speisten uns mit Dynamit
Autoren: Sie speisten uns mit Dynamit
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weitgehend Vollmachten erteilt. Es liegt an Ihnen, Gentlemen, davon Gebrauch zu machen. Die Verantwortung für die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung liegt in Ihren Händen. Ich habe vertrauliche Nachrichten aus Montgomery und Jackson erhalten, die besagen, daß der Ku-Klux-Klan beabsichtigt, auf der ganzen Linie zum Angriff überzugehen. Angeblich wurden seine Agenten und Aufwiegler bis nach Chikago und New York geschickt. Diese Leute sind, ohne Rücksicht auf Namen, Herkunft und finanziellen Standard, als Staatsfeinde und Verbrecher zu behandeln. Gegebenenfalls werden Sie jede Unterstützung erhalten Greifen Sie also durch. Das, meine Herren, ist alles, was ich Ihnen zu sagen habe.«
    »Der hat gut reden«, knurrte mein Freund Phil Decker, als wir bereits wieder auf dem Weg zum Flugplatz waren.
    Ich war der gleichen Ansicht. Es ist sehr leicht, vom grünen Tisch aus Anweisungen und Befehle zu geben, aber sehr schwer, diese in der Praxis auszuführen. New York hat immerhin eine Bevölkerung von acht Millionen Menschen. Wenn die Nachrichten stimmten, die Colonel Lamont erhalten hatte, und die Geheimorganisation des Ku-Klux-Klan auch hur zehn Aufwiegler und Hetzer hierhergeschickt hatte, so würden diese genügen, um uns einen Haufen Ungelegenheiten zu bereiten. Aber es würde verdammt schwer sein, sie ausfindig zu machen, und noch schwerer, sie zu fassen.
    Mr. High machte ein ernstes Gesicht und redete während des ganzen Fluges kein Wort.
    Wieder zurück im Federal Building zu New York, berief er seinerseits eine Versammlung aller zur Zeit erreichbaren G-men ein und setzte sie von dem in Kenntnis, was die Zentrale angeordnet hatte.
    Es gab viele bedenkliche Mienen, nur unser alter Kamerad Neville grinste vergnügt.
    »Da wird ja nun endlich einmal etwas frischer Wind in den Laden kommen«, meinte er. »Es wurde ja schon langweilig. Wenn ihr tatkräftige Hilfe braucht, so vergeßt den alten Neville nicht. Seit wir Dutch Schultz jagten, ist hier nichts Besonderes mehr losgewesen.«
    Uns genügte es vollkommen, aber wir hüteten uns, dem Ausdruck zu geben. »Etwas los« bedeutete bei Neville mindestens eine Straßenschlacht mit Handgranaten und Maschinengewehren.
    ***
    Als ich ein paar Minuten später die neuesten Zeitungen zu Gesicht bekam, merkte ich, woher der Wind blies. Während die seriösen Blätter, wie die NEW YORK TIMES und der HERALD dem Mord in Harlem nur wenige Zeilen ohne Kommentar widmeten, brachten die Boulevard-Blätter die Sache ganz groß heraus, und ihre Kommentare waren merkwürdig uniform.
    THE TRUTH, THE DRUM, THE WHITE MAN und andere Sensationsblätter behaupteten, aus gut unterrichteter Quelle zu wissen, daß dieser Mord an einer weißen Frau von Schwarzen verübt worden wäre. Und dies wäre das Fanal für schwarze Gangster und Terroristen zu einem allgemeinen Aufruhr gegen die weiße Bevölkerung der Vereinigten Staaten.
    Das war natürlich haarsträubender Blödsinn, und jeder nur halbwegs vernünftige Mensch mußte das auf den ersten Blick erkennen, aber leider ist die Mehrzahl unserer Mitbürger in solchen Dingen keineswegs vernünftig.
    Mr. High ließ kein Gras über den Fall wachsen. Er war auch der Ansicht, daß es sich bei diesen Schmierereien um eine gelenkte Aktion handele, die Unruhe stiften sollte. Er lud die Chefredakteure der in Betracht kommenden sechs Zeitungen zu einer — wie er sich schonend ausdrückte — dringenden Konferenz vor. Daß diese Ladungen durch G-men zugestellt wurden und die Besprechung auf fünf Uhr Nachmittag des gleichen Tages festgesetzt worden war, das heißt, innerhalb der nächsten Stunde — das stand auf einem anderen Blatt.
    Vier der Redakteure erschienen. Die beiden anderen von THE TRUMPET und THE WHITE MAN versuchten, die Einladung zu ignorieren und wurden daraufhin einfach abgeholt, wogegen sie schärfsten aber unwirksamen Protest einlegten.
    »Wer hat Sie, Gentlemen, veranlaßt, die tendenziöse Berichterstattung über den Mord in Harlem zu veröffentlichen?« fragte unser Boss ohne jede Einleitung.
    Zuerst herrschte betretenes Schweigen, und dann meldete sich ein kleines, rothaariges Männchen mit einer Nickelbrille auf der Nase zum Wort. Es war der Herausgeber und Chefredakteur des WHITE MAN, einer Zeitung, die — wie schon der Name sagt — gegen die Gleichberechtigung der Farbigen zu Felde zog.
    »Ich protestiere gegen die erpresserische Manier, durch die wir hier zu einer Auskunft gezwungen werden sollen, die wir nicht geben können und
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