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0214 - Die Leichenkutsche von London

0214 - Die Leichenkutsche von London

Titel: 0214 - Die Leichenkutsche von London
Autoren: Jason Dark
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übergossen die Fahrbahn mit einem gelbweißen hauchdünnen Tuch.
    Und dort, wo die Dunkelheit wieder zunahm und das Licht verschluckte, sahen wir den Gegenstand.
    ***
    Wir waren alle vier sprachlos. Auch Suko und Bill sagten nichts, ich hielt ebenfalls meinen Mund, doch Erinnerungen an die Teufelskutsche wurden wach. Das Abenteuer hatte ich gemeinsam mit Bill Conolly erlebt, und ein Wesen aus der Teufelskutsche hatte mir vor kurzem noch großen Ärger bereitet. Es war der Frankenstein-Verschnitt, der zum Glück nicht mehr existierte. [2]
    »Das ist ein Ding«, flüsterte der Reporter.
    »Fahren Sie schneller!« wies ich den Driver an.
    »Sir, das ist gefährlich. Ich kann auch das Fernlicht…«
    »Dann schalten Sie es aus!«
    Er tat es automatisch. Der Wagen verschwand wieder. Unser Fahrer holte aus dem Diesel heraus, was er nur konnte. Mein Blick war starr auf die Straße gerichtet. Sekunden vergingen, die Spannung nahm zu, und ich hoffte, daß wir die Kutsche bald wieder zu sehen bekamen.
    Getäuscht hatte ich mich nicht.
    Auf einmal tauchte sie wieder auf. Die Distanz zu ihr hatte sich verringert. Wie unser Wagen fuhr auch sie auf der linken Seite. Was heißt hier fuhr. Schon wieder hatte ich das unbestimmte Gefühl, als würden ihre Räder den Boden überhaupt nicht berühren. Es war wirklich eine Geisterkutsche.
    Wer oder ob überhaupt jemand auf dem Bock saß, konnten wir nicht erkennen, dazu mußten wir näher heran, und der Mercedes fuhr fast Höchstgeschwindigkeit, wie ich mit einem schnellen Blick auf den Tacho feststellen konnte.
    Auch auf der Gegenfahrbahn war die Kutsche bemerkt worden. Fahrer blendeten auf, so daß dieses unheimliche Gefährt intervallweise für Bruchteile von Sekunden voll angeleuchtet wurde und wir Details erkennen konnten.
    Die Kutsche besaß einen Aufsatz, der zu einem Teil aus Glas bestand.
    Durch die Scheiben konnten wir schauen, und entdeckten auch den Inhalt.
    Zwei Särge!
    Ich hatte das Gefühl, als würde sich ein Deckel dabei bewegen, es konnte auch eine Täuschung sein, da ich sehr angestrengt nach vorn schaute und mir schon fast die Augen schmerzten.
    Auf dem Dach zählte ich vier pechschwarze Federbüsche, die sich im Fahrtwind bogen.
    »Noch näher!« knirschte ich.
    »Das schaffe ich nicht. Der Wagen gibt nicht mehr her und ist nicht für Rennen geeignet.« Die Stimme des Fahrers klang gepreßt. Das sanfte Licht der Armaturenbeleuchtung ließ sein Gesicht noch fahler erscheinen, als es tatsächlich schön war. Seine Hände umklammerten das Lenkrad, auf seiner Stirn und an der linken Wange glitzerten Schweißperlen.
    Der Mann mochte ein guter Taxichauffeur sein, doch für eine Aufgabe wie diese hier, da fand ich ihn ungeeignet. Es war schon gut, daß er nicht in Panik verfiel und wenigstens die Nerven behielt, so daß er den Wagen auch nicht verriß.
    Er hing dran, und die Distanz zwischen Taxi und Kutsche änderte sich nicht. Sie blieb gleich, so daß es mir bald vorkam, als würde die andere Seite uns auf den Arm nehmen.
    »Packen wir das?« hörte ich Bills Stimme.
    »Kaum.«
    »Ich fahre schon so schnell es geht«, quetschte der Driver hervor. »Und fliegen kann ich nicht. Was ist das überhaupt für eine Scheiße mit dieser Kutsche?« Seine Stimme begann zu zittern. Fehlte noch, daß der Mann die Nerven verlor.
    »Bleiben Sie ruhig«, sagte ich. »Ihnen wird nichts passieren, glauben Sie mir. Das regeln wir schon.«
    »Mann, Sie haben Nerven.«
    »Das stimmt auch.«
    »Ob wir sie mit einem Schuß stoppen können?« fragte Bill. »Die Pferde müßten doch…«
    »Nein, keine Schießerei!« kreischte der Driver. »Nicht in meinem Wagen, ich bremse, ich…« Er fuhr tatsächlich langsamer. Jetzt mußte ich wirklich härter eingreifen, so verständnisvoll die Reaktion des Mannes auch war.
    Ich schrie ihn an. »Bleiben Sie an der Kutsche!«
    Den Ton verstand er, und sein Fuß drückte das Gaspedal wieder tiefer.
    Plötzlich sah ich, daß sich auf der Ladefläche der Kutsche etwas tat.
    Zwar verzerrten die Scheiben unser Blickfeld ein wenig, dennoch konnte ich erkennen, wie ein Sargdeckel langsam in die Höhe schwang und jemand aus dem Gefängnis kletterte.
    Eine Gestalt.
    Hell der Arm, weißlich die Schulter, der Kopf…
    »Xorron!« preßte ich hervor. »Verflucht, das ist Xorron!« Und mir jagte ein Schauer über den Rücken. Dieses Ungeheuer war in London. Ich drehte bald durch, hörte Bills erregte Stimme, und auch Suko sagte etwas, das ich nicht verstand.
    Mein
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