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0214 - Die Leichenkutsche von London

0214 - Die Leichenkutsche von London

Titel: 0214 - Die Leichenkutsche von London
Autoren: Jason Dark
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Gott, das durfte nicht wahr sein. Xorron war brutal, rücksichtslos. Er kannte keine Gnade, kein Erbarmen, kein Pardon, denn nicht umsonst bezeichnete er sich als Herr aller Zombies und Ghouls. Ein unheimlicher Dämon, uralt zudem, und tief in der Erde des Central Parks vergraben gewesen, bis Dr. Tod ihn in ein grausames Leben zurückholte.
    Der hatte uns gerade noch zu unserem Glück gefehlt. Wochenlang hatten wir nichts von ihm und der Mordliga samt Solo Morasso gehört, weil sie sich erst die Wunden lecken mußten, die sie beim Kampf gegen Asmodina mitbekommen hatten. Nun aber waren sie bereit, wieder aktiv mitzumischen. Xorrons Erscheinen bewies dies.
    »John, wir müssen ihn stoppen!« hörte ich Bill.
    »Klar. Sag mir nur wie!«
    »Vielleicht mit dem Stab«, schlug Suko vor.
    »Nein, das geht nicht. Die Zeit ist zu kurz. Was willst du in fünf Sekunden?«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Erst einmal müssen wir sehen, was Xorron vorhat und wo er hin will.«
    Ich sprach danach mit dem Fahrer. »Stoppen Sie auf keinen Fall. Verstanden?«
    »Ja, ja.«
    Im nächsten Augenblick wurde ich geblendet. Der zweite Außenspiegel schien zu explodieren, weil er von einer grellen Lichtfülle getroffen wurde.
    Und schon hörten wir das Donnern.
    Da waren Motorräder hinter uns, und sie wollten überholen. Auch das noch.
    Nicht nur im Rückspiegel wurde es hell, auch im Innenraum des Taxis.
    Unsere Gestalten erschienen geisterhaft bleich.
    »Verdammt, das sind Rocker«, sagte Bill, der sich umgedreht hatte und eine Hand schützend gegen die Stirn legte.
    »Hoffentlich machen die keinen Mist«, sagte ich und schaute weiter geradeaus. Wenn die Kerle durchdrehten, dann war es um sie geschehen. Sie kannten Xorron nicht, aber wir.
    Obwohl der Leichenwagen sehr schnell dahinsauste, machte es Xorron nichts aus, den Sarg zu verlassen. Geschmeidig waren seine Bewegungen, mit denen er aus der schwarzen Totenkiste kletterte und für einen Moment in geduckter Haltung neben ihr hockenblieb.
    Dabei drehte er den Kopf in unsere Richtung. Erkannte er uns? Wohl kaum, denn die Lichtfülle der Scheinwerfer würde auch ihn treffen.
    Zudem wußte ich nicht einmal, ob diese Begegnung zwischen uns und dem Leichenwagen gesteuert oder nur rein zufällig zusammengetroffen war.
    Wie dem auch sei, wir hatten uns mit einem mörderischen Dämon auseinanderzusetzen.
    Was Xorron eigentlich vorhatte, erkannte ich erst jetzt. Er blieb zwar auf seinem Platz, doch er streckte seine Arme aus und machte sich an den Verschlüssen des zweiten Sargs zu schaffen. Ich nahm dies jedenfalls an, denn genau sah ich die Verschlüsse nicht.
    Dann waren die Rocker da. Der Lärm ihrer Maschinen steigerte sich zu einem wahren Inferno. Eine Orgie aus Gebrüll, röhrendem Sound, gleißendem Licht und über den Asphalt schmatzenden Reifen.
    Die Maschinen waren mit uns auf gleicher Höhe. Sie fuhren jetzt nebeneinander. Ich wandte meinen Kopf nach rechts und machte ebenso wie Bill und Suko verzweifelte Zeichen, die hoffentlich von den Fahrern bemerkt wurden, damit sie zurückblieben.
    Einer drehte zwar den Kopf und warf einen Blick in das Innere unseres Taxis, aber zurück blieben sie nicht. Der Rocker kam mir vor wie ein Wesen aus einem utopischen Film. Der Helm leuchtete in einer blutigroten Farbe, an seiner Seite sah ich einen Totenschädel mit über dem Gesicht gekreuzten Knochen und hinter der Maske war das Gesicht mehr zu ahnen, als zu sehen.
    Sie gaben Gas.
    Uns schien es, als hätten ihre Maschinen von unsichtbaren Händen Anschübe bekommen, so rauschten sie ab. Geduckt hockten die Fahrer auf den donnernden Feuerstühlen. Die Heckleuchten glühten wie heiße Herdplatten. Die Lederkleidung der Fahrer war mit Abzeichen übersät, deren Metall im Licht unserer Scheinwerfer glänzte. Ich erkannte eiserne Kreuze und andere Embleme aus dem Zweiten Weltkrieg.
    »Das gibt eine Katastrophe!« knirschte Bill.
    Unser Fahrer sagte überhaupt nichts. Stumm hockte er hinter dem Steuer. Wie eine erstarrte Wachspuppe. Er fuhr nur, und das war die Hauptsache. Er mußte dranbleiben.
    Die hellen Scheinwerferaugen der Rockermaschinen waren voll auf die unheimliche Kutsche gerichtet. Das grelle Licht spiegelte sich in dem Glasaufsatz und zeichnete die schwarzen Holzbalken nach, als wäre ein matter Bronzeaufstrich über dem Material verteilt.
    Wir konnten natürlich nicht hören, was die Rocker sich alles zuschrieen.
    Nur an den Handbewegungen erkannten wir, daß sie sich die Leichenkutsche
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