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0214 - Die Leichenkutsche von London

0214 - Die Leichenkutsche von London

Titel: 0214 - Die Leichenkutsche von London
Autoren: Jason Dark
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drücken, war nicht unsere Sache. Mit dem Wagen fuhren wir bequemer, zudem ging die Rechnung auf Spesen.
    Viel Verkehr herrschte nicht mehr. Während hinter uns die Lichter des Airports verschwunden waren, sahen wir weit vor uns den hellen Schein der Riesenstadt London.
    Es ist schon ein gewaltiges Gebiet, das sich London nennt. City, pulsierender Nerv einer hektischen Zeit, aber auch Parks, ruhige Gegenden, Tradition, Geschichte. Ich finde, daß sich dies alles in London zu einer homogenen Mischung vereinigt. Vielleicht liebe ich aus dem Grunde diese Stadt so sehr, zudem bin ich dort geboren und rechnete damit, in London auch irgendwann einmal begraben zu werden und nicht in einer anderen windigen Ecke der Welt.
    Man hatte die Verbindungsstraße vom Flughafen bis zur City autobahnähnlich ausgebaut. Es gab wenig Kurven, dafür viele gerade Strecken, und der Fahrer konnte aufdrehen.
    Als ich einen Blick über die Schulter nach hinten warf, schaute ich in die zufriedenen Gesichter meiner Freunde. Hinter uns lag eine Hölle, jetzt war erst einmal Pause.
    So dachten wir…
    Bill sprach mich auf meinen Urlaub an. »Hast du dir das mit der Kreuzfahrt noch einmal überlegt, John?«
    »Im April?«
    »Warum nicht? Wir sind ja auf dem Schiff. Und die Fjorde von Norwegen sind auch um diese Jahreszeit reizvoll.«
    Suko meinte: »Du kannst ruhig fahren. Ich halte schon die Stellung im Büro.«
    »Mal sehen, was der Alte sagt.«
    »Den überrede ich«, erwiderte Bill. »Eine meiner leichtesten Übungen.«
    Mein Freund haute mal wieder schwer auf den Putz.
    Auch der Fahrer wollte etwas sagen. »Ich habe auch seit zwei Jahren keinen Urlaub mehr gemacht. Das schlaucht ganz schön.«
    »Bekommen Sie keinen?« fragte Bill.
    »Ich arbeite auf eigene Rechnung, und da ist man wählerisch, was Urlaub angeht.«
    »Das stimmt.«
    »Wissen Sie, mein Junge studiert, meine Tochter geht noch zur Schule, ich…«
    »…und der Alte legt sich dafür krumm«, vollendete der Reporter. »Wie schon so oft gehabt.«
    »Stimmt, Sir.«
    Danach schlief das Gespräch ein. Wir waren auch ein wenig abgespannt. Ich dachte daran, wieviel Arbeit wieder auf meinem Schreibtisch liegen würde, und an den dämlichen Bericht, den ich über den letzten Fall schreiben mußte. Dabei hatte ich mir vorgenommen, dies einmal abzuschieben. Damit konnte sich Glenda Perkins, Sukos und meine Sekretärin, beschäftigen. Ich wollte ihr gern Stichworte liefern, daraus konnte sie dann den Bericht schneidern. Allerdings mußte Sir James noch seine Zustimmung geben. Wenn ich ihm damit lange genug auf den Wecker fiel, würde er bestimmt einlenken.
    Da wurde der Wagen langsamer, weil unser Fahrer auf die Bremse getreten hatte. Wir schaukelten ein wenig, ich warf einen schnellen Blick nach rechts und wunderte mich über das angespannte Gesicht des Drivers.
    »Was ist los?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Ob Sie es glauben oder nicht, da war etwas auf der Fahrbahn.«
    »Ein Hase?« fragte Bill aus dem Fond. »Nein, kein Hase. Ein Leichenwagen, Sir. Ein richtiger Leichenwagen.«
    Auch ich mußte lächeln. »Ist doch nichts Besonderes. Da wird ein Toter überführt.«
    »No, no, Mister, so meine ich das nicht. Der Leichenwagen war kein normaler, sondern eine alte schwarzlackierte Kutsche, wie sie vielleicht vor hundert Jahren mal gefahren ist.«
    »Mit Motor?« spottete Bill.
    »Nein, mit Pferden. Die Leichenkutsche wurde von zwei Pferden gezogen, das habe ich deutlich gesehen.« Der Fahrer sprach sehr bestimmt, und ich warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. Allerdings hatten weder Suko, Bill noch ich etwas gesehen. Ich mußte auch zugeben, daß ich nicht auf die Straße geachtet hatte und mit meinen Gedanken woanders gewesen war.
    »Doch, da war etwas.« Suko hatte gesprochen. Er beugte sich vor, und als ich den Kopf drehte, sah ich sein Gesicht dicht hinter meiner Schulter. »Wirklich, John.«
    »Und was hast du gesehen?«
    »Mehr einen Schatten.«
    »Dann war es ein großer Hase«, meinte Bill. »Schon bald ein Panther, wie?«
    Er bekam von uns keine Antwort. Dafür bat ich den Driver, schneller zu fahren.
    Er nickte. Zwar ist der Diesel keine Rakete, aber er kommt langsam, stetig und sicher. Da im Moment kein Gegenverkehr herrschte, erinnerte ich den Fahrer an das Fernlicht des Wagens.
    »Auf Ihre Verantwortung, Sir!«
    »Ist klar.«
    Der Mann schaltete das Fernlicht ein. Zwei lange, dicke Strahlen rissen helle Lichtschläuche in die Finsternis, fächerten auseinander und
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