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021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

Titel: 021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'
Autoren: Jo Zybell
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Raspun kniff die Augen zu.
    Als er sie wieder öffnete, ließ Cregg einen Klumpen Fleisch in den Kies fallen. Raspun sah das triumphierende Lächeln in Nuelas herben Gesichtszügen. Rückwärts bewegte sie sich ein Stück von dem Pfahl weg. Fylladschio stöhnte und starrte auf die blutende Wunde zwischen seinen Beinen. Der Schock hielt den Schmerz noch zurück. Raspuns Magen krampfte sich zusammen. Tief atmete er durch, um den Brechreiz zu unterdrücken.
    Der britanische Seemann - er gehörte erst seit ein paar Wochen zur Mannschaft der Santanna - zog sein Kurzschwert aus dem Gürtel. Ganz nah trat er Fylladschio heran. Der hob nicht den Kopf, starrte nur auf die klaffende Wunde. Cregg holte aus, stieß die Klinge in Fylladschios Unterbauch und riss sie nach oben. Wie um dem Kapitaan den Blick auf seinen ehemaligen Steuermann freizugeben, machte er einen großen Schritt zur Seite und zog dabei das Schwert aus Fylladschios Leib.
    Etwas Säuerliches sickerte auf Raspuns Zunge. Geschmack von Galle. Er senkte den Kopf und kniff erneut die Augen zusammen. Die Ohren konnte er sich nicht zuhalten. Kapitaan Colomb hätte es bemerkt. Und der legte Wert darauf, dass man einer Hinrichtung in jeder Phase aufmerksam folgte. Raspun hörte das gurgelnde Röcheln Fylladschios. Und dann, wie etwas Feuchtes in den Kies klatschte…
    ***
    ###
    Vier Tage verbrachten sie in der Halle und den Räumen der angrenzenden Häuser. Durch Holzöfen geheizte Räume, in denen man auf Strohsäcken schlafen konnte.
    Gerüchte machten die Runde. Ein Ge- fangener behauptete zu wissen, dass Emroc niemals Paare verkaufte. Eine Frau hatte das Gespräch zweier Sklaventreiber belauscht. Zwei Tage angeblich noch, dann sollten Männer, Frauen und Kinder getrennt werden, um auf unterschiedlichen Märkten verkauft zu werden.
    Die Frau, die das Gespräch belauscht hatte, klammerte sich schluchzend an ihrem Mann und ihren beiden Kindern fest. Und bald wussten es alle.
    »Zwei Tage noch, Maddrax«, flüsterte Aruula. Sie schlang die Arme um Matts Brust und drängte sich an ihn.
    Sie lagen auf einem Strohsack in dem großen Raum, den sie sich mit zehn Leidensgefährten teilten und der an den Hof grenzte. Die Feuer in den beiden Holzöfen prasselten. Die Frau, die das Gespräch von Emrocs Wächtern belauscht hatte, weinte laut, und ihr Mann versuchte sie mit hilflosen Worten zu trösten. Die anderen Sklaven lagen schweigend auf ihren Strohsäcken. Nur wenige betraf die Neuigkeit persönlich. Die meisten waren ohne Familie in Gefangenschaft geraten.
    Matt hielt Aruula fest. Es gab kein Ausweichen mehr - die Wahrheit richtete sich vor ihm auf wie die Steilwand im Tal des Todes. Er fühlte ihre Höhe, Klüfte und Abgründe und wusste, dass er alles tun würde, um sie zu überwinden.
    Ein Rufen von draußen erregte Matts Aufmerksamkeit. Besuch schien sich an- zukündigen. Er schob Aruula von sich und richtete sich auf, blickte durch das Fenster in die Halle. Vier Sklaven trugen Emroc eben aus einem breiten Portal in die Halle hinein. Von der Sänfte aus warf er prüfende Blicke auf seine menschliche Ware.
    »Ich werde mit ihm reden«, zischte Matt. Er stand auf. Die Handkette vor sich her tragend, die Fußkette hinter sich her ziehend verließ er den Raum und betrat die Innenhofhalle.
    Die beiden Wächter rechts und links des Ausgangs beäugten ihn misstrauisch. Knapp die Hälfte der Sklaven hielt sich unter der Überdachung im Freien auf. Sie drehten teilnahmslos ihre Runden oder hockten zu zweit oder dritt um Holzfässer und Kisten. Insgesamt acht schwerbewaffnete Männer Emrocs flan- kierten die Hauseingänge und das verschlossene Rundbogenportal, durch das man ins Freie gelangte.
    »Wohin, Blonder?«, grunzte einer der Wächter hinter Matt.
    »Ein bisschen die Beine vertreten.«
    »Stolper nicht über dein Kettchen«, feixte der andere.
    Matt schlurfte Emroc entgegen. Seine Fußkette rasselte über den gefliesten Hallenboden. Er hörte Aruulas Schritte hinter sich über die Türschwelle klirren - sie folgte ihm also. Gut, vielleicht würde er Hilfe brauchen können.
    Der Sklavenmeister hieß die Sänftenträger mitten in der Halle anzuhalten. Seine Schweinsäugelein wanderten über die Sklaven.
    »Gut seht ihr aus, richtig gesund !«, kicherte er und rieb sich die Hände. »Kein Wunder, schließlich lasse ich mir eure Pflege eine Kleinigkeit kosten.«
    »Hey, Emroc!« Matt bewegte sich auf die Sänfte zu. Die Ketten zwangen ihn zu kleinen Schritten. »Jemand
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