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021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

Titel: 021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'
Autoren: Jo Zybell
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antun…« Die Fliesen unter Fylladschios nackten Füßen schwankten, als würde er auf der Brücke der Santanna hinter dem Steuerruder stehen.
    »Legt ihn in Ketten!«, befahl Raspun hart.
    ***
    »Ich hasse ihn…« Die Stimme neben Matthew Drax stieß böse Worte aus. Flüche, Beschimpfungen, Mordphantasien. Matt hörte das heisere zischende Geflüster und hörte es doch nicht.
    Männerstimmen grölten Befehle. Holz knarrte, Metall scheuerte über Metall, Ketten rasselten. Das schwarze Rechteck in der Mauer bewegte sich, löste sich aus schroffen, nur oberflächlich behauenen Steinblöcken. Das Rasseln der Ketten, die es festhielten, steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Getöse. Auch das hörte Matt wie von fern.
    »Ich hasse ihn… Hätte ich mein Schwert, wäre ich frei…«
    Das schwarze Rechteck aus geteerten Holzbalken senkte sich auf den Wassergraben vor der Mauer. Schneller, immer schneller.
    Krachend schlug es am diesseitigen Ufer des Grabens auf. Das rasselnde Getöse verstummte.
    »Hinein in die Stadt!«, brüllte der oberste Sklaventreiber.
    Peitschen knallten, Andronenbeine trampelten, die schwarzen Körper der Riesenameisen glitten rechts und links an Matt vorbei. Die Andronenreiter schwangen ihre Peitschen und der Sklavenzug setzte sich in Bewegung.
    Willenlos wie ein Stück Vieh trottete Matt der schwarzen Brücke entgegen, und neben ihm zischte Aruula refrainartig ihr böses »Ich hasse ihn«.
    Der Mann, von dem sie sprach, betrat eben die Zugbrücke über dem Graben. Oder nein - er betrat sie gar nicht: Die vier Leibsklaven, die seine Sänfte trugen, betraten sie. Er selbst schaukelte zwischen deren Schultern. Ein unförmiger Kahlkopf - wie eine Qualle waberte sein Fleisch im fellbespannten Sessel der Sänfte hin und her: Emroc, der Meister der Sklaven.
    »Heil und Frieden eurer Stadt«, schrillte die Fistelstimme des Eunuchen. »Wohlstand und Glück für Plymeth, der Mutter der Seefahrer!«, rief er den Wächtern auf den Türmen zu. »Das große Haus am Hafen - hat der Rat es für mich reservieren lassen?« Die Soldaten auf den Wachtürmen verbeugten sich und nickten.
    »Ich möchte mein Schwert in seine Fettschwarten versenken«, zischte Aruula.
    »Du hast kein Schwert.« Matt schleppte sich an ihrer Seite über die Zugbrücke. Hohl klang das Getrampel des Sklavenzuges auf den geteerten Holzbohlen.
    »Ich will ihn erwürgen.« Aruula schien überhaupt nicht zuzuhören. Ihre Kaumuskeln pulsierten; aus schmalen Lidern fixierte sie den Fettsack in der Sänfte, den Mann, der ihnen das wichtigste Gut geraubt hatte, das sie - abgesehen von ihrem Leben - besaßen: Ihre Freiheit.
    »Erwürgen…« Matt stieß ein bitteres Lachen aus. »Deine Hände sind in Ketten gebunden. Wie willst du ihn erwürgen?«
    Nicht nur zwischen ihren Handgelenken hingen schwere Ketten - auch zwischen ihren Knöcheln. Rasselnd scheuerten sie über die Zugbrücke. Nur sie beide hatte Emroc in Ketten legen lassen - die Einzigen, die den Ausbruchsversuch während des langen Weges entlang der Küste überlebt hatten. Alle Leidensgefährten, die mit Matt und Aruula die Flucht gewagt hatten, waren tot - Arzak, Nerk, Grath und die Taratzen.
    Die erste Zweierreihe der Sklaven erreichte das Stadttor. Soldaten mit braunen Helmen und Harnischen aus Leder und mit langen Spießen tauchten rechts und links des Tores auf - Wächter. Sie höhnten laut.
    »Willkommen unter Menschen, Sklavengesindel!«, rief einer. Und ein anderer:
    »Am Fleischmarkt unten warten sie schon auf euch!« Einer schlug die flache Seite seines Spießes auf das Gesäß eines Sklaven, andere zogen die Gefangenen an den Haaren oder fassten den Frauen an die Brüste.
    Ein Tier bin ich geworden,.. Matt knirschte mit den Zahnen. Ein Tier in Ketten und der Willkür irgendwelcher Idioten ausgeliefert,…
    Ausgebrannt war er. Ausgebrannt und ohne Hoffnung. Abenteuerliche vier Wochen lagen hinter ihm und der Barbarin: Die Gefangennahme durch die Rojaals zunächst, dann der Kampf um die nackte Existenz im Tal des Todes, der Verkauf an den fetten Emroc, dir Schlitze und Demütigungen seiner Schergen, der Fluchtversuch und bald darauf dir Auseinandersetzungen mit dem irren Mörder Crane. Die Hydriten hatten Matt und Aruula gerettet, jenes geheimnisvolle unterseeische Volk, das sich seit Urzeiten vor den Menschen verbarg.
    Gern hätte Matt mehr über sie erfahren, doch dann war ihr Begleiter Quart'ol von Emrocs Wächtern getötet und er selbst wieder in den Sklavenzug
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