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021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

Titel: 021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'
Autoren: Jo Zybell
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hatte ihr schwarzes Haar im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden. Schwere Kreolen zogen ihre Ohrläppchen nach unten. Auch auf der Stirn, zwischen den Brauen hing ein kleiner Goldreif. An ihren langen Fingern funkelten Edelsteine.
    Raspun nahm seinen Platz rechts neben dem Sessel ein. Keine Geste, nicht das flüchtigste Mienenspiel seines Herrn entging ihm.
    Das verwaschene Brabbeln und Schluchzen des Steuermanns hallte von den Fassaden wider, die den Innenhof einschlossen. Fylladschio kniete im weißen Kies. Sein Oberkörper lag auf den Schenkeln und seine Hände zerwühlten das schwarze Lockenhaar. Raspun nahm ein flüchtiges Nicken des Kapitaans wahr. Darauf hob er die Hand und winkte Tuman, den Ersten Lytnant heran.
    Alles spielte sich ab wie bei den Stücken der Schausteller, die ihre Bühnen auf den Märkten großer Städte aufzubauen pflegten und deren Geschichten Raspun so liebte: Einstudiert jeder Schritt, jede Geste, jedes Wort.
    Tuman löste sich aus der Reihe der Trommler. Nicht zu schnell, nicht zu langsam stelzte er über den Hof auf den Sitz des Kapitaans zu. Fylladschio hörte auf zu schluchzen und hob den Kopf. Sein Blick folgte dem Ersten Lytnant. »Bitte nicht«, jammerte er.
    »Ich bin unschuldig, bitte nicht…«
    Vor Kapitaan Colombs erhöhtem Sessel blieb Tuman stehen. Ein drahtiger Mann, nicht besonders groß, mit blauschwarzem offenen Langhaar und dichtem Bartwuchs. Wie Degenklingen zeichneten sich die Sehnen unter seiner bräunlichen Haut ab. Er trug kurze Beinkleider aus schwarzem Taratzenfell und eine lange Weste aus ebenfalls schwarzem Taratzenleder darüber. Seine Augen - braun und weich - wollten nicht zu seiner verwegenen äußeren Erscheinung passen. Vor allem wenn sie Kapitaan Colomb anblickten, hatten sie etwas Kindliches, fast Unterwürfiges.
    Raspun kannte den Mann aus Baacelonna seit vielen Wintern. Niemand war dem Kapitaan so ergeben wie er. Außer Raspun selbst vielleicht.
    Der schwarze Leibsklave nickte Tuman zu. Der zog einen Dolch aus seinem schwarzen Ledergürtel und reichte ihn Nuela. Dann drehte er sich zu Fylladschio und den vier Bewaffneten um.
    »Fylladschio von Rooma!«, sprach er mit dunkler Stimme. »Du hast die Ehre unseres Kapitaans angetastet. Du bist in die Gemächer seines Harems eingedrungen und hast versucht, Nuela, der ehrenwerten Hauptfrau unseres Kapitaans Gewalt anzutun!«
    »Nein, nein!« Fylladschio richtete sich auf den Knien auf. Er knetete seine Hände, als wollte er sie waschen. »So war es nicht, so war es nicht…!« Auf den Knien rutschte er durch den Kies dem Sitz des Kapitaans entgegen. Einer der vier Männer hinter ihm packte ihn an den Haaren und hielt ihn fest.
    Tuman wandte sich zu Raspun um. »Kannst du das bezeugen, Raspun, Leibsklave des Kapitaans?«
    »Ich habe den Steuermann mit entblößtem Geschlecht in der Schlafkammer der ehrenwerten Nuela angetroffen«, antwortete Raspun.
    »Und du, Nuela, Hauptfrau unseres Kapitaans - kannst du das bezeugen?«
    Sie streckte den Arm aus und deutete auf Fylladschio. Stocksteif kniete der plötzlich im Kies. Er jammerte nicht mehr, seine Hände pressten sich an seine Wangen. »Dieser Mann hat mich im Schlaf überfallen, um mir Gewalt anzutun!« Nuelas Stimme hallte durch den Hof.
    »Warum lügst du?!«, schrie Fylladschio.
    »Warum stürzt du mich ins Verderben…?!« Tuman wandte sich wieder dem Gefangenen und seinen Bewachern zu. »Zwei Zeugen gegen deine Aussage, Fylladschio von Rooma! Hiermit entbinde ich dich von deinen Pflichten als Steuermann der Santanna und spreche dir den Rang des Zweiten Lytnants ab. Du kennst die Strafe. Sie treffe dich, wie die Faust Wudans jeden trifft, der sich gegen die Götter und unseren Kapitaan vergeht!« Er reichte Nuela seinen Dolch und trat beiseite.
    »Nein!«, brüllte Fylladschio. »Bitte nicht…!« Zwei der Männer neben ihm rissen ihn hoch und schleiften ihn durch den Kies zu dem Holzpfahl. Die anderen beiden fesselten seine Arme und Beine an den Pfahl. »So war es nicht…! Gnade, mein Kapitaan, Gnade…!«
    Die Trommler griffen zu den Stöcken. Ein hämmernder Wirbel brach sich an den Fassaden. Raspuns Nackenhaare stellten sich auf. Ohne jede Unsicherheit lief Nuela über den Hof zu dem Gefesselten. Einer der Männer, die ihn an den Pfahl gebunden hatten - ein britanischer Seemann namens Cregg - riss ihm den Lendenschurz ab und packte seine Ge- schlechtsteile. Fylladschio kreischte, sein Körper wand sich am Holz. Nuela setzte die Klinge an, und
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