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0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte

0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte

Titel: 0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte
Autoren: Jason Dark
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der Vorhang den Raum teilte. Hinter dem groben Stoff befand sich die Speisekammer. An der Holzwand hing eine Öllampe. Der Ofen verbreitete eine bullige Hitze. Die Eisenplatte glühte blaßrot.
    Zitternd griff die Frau nach ihrem Mantel, der über einer Kiste lag. Er bestand aus Fell, ebenso die Stiefel, in die sie schlüpfte.
    Dabei schaute sie Fjodor an, der unbeweglich stand und sie aus gefühllosen Augen beobachtete.
    »Geh«, sagte er nur.
    Edwina öffnete den Mund. Es sah wirklich so aus, als wollte sie noch etwas sagen, doch sie traute sich nicht. Die Lippen blieben verschlossen. Ihr Gesicht war blaß, als sie sich umdrehte und nach der schweren Klinke griff. Sie drückte sie nach unten und zog die schwere Tür langsam auf. Sie mußte dabei Kraft einsetzen, und als sie sie endlich offen hatte, da drang die Kälte als eine eisige Wolke in das Haus.
    Es lag ein paar Kilometer vom nächsten Dorf entfernt, ziemlich nahe am Wald. Die hohen Bäume schienen eingefroren zu sein, so wie sie da in ihrer weißen Pracht standen. Der Schnee lag dick auf den Zweigen und Ästen. Der Frost hatte ihn erstarren lassen.
    Zur Haustür führte ein schmaler Weg. Fjodor hatte ihn freigeschaufelt. Er endete nach wenigen Metern, denn die Straße zum Dorf war nicht mehr zu sehen. Sie bildete eine schimmernde weiße Fläche. Wie ein gewaltiges Leichentuch hielt der Schnee das Land bedeckt und würde es erst in einigen Wochen wieder freigeben. An der Grenze zwischen Taiga und Tundra hielt sich der Winter sehr lange.
    Edwina stolperte über die Schwelle. Trotz des dicken Mantels wirkte sie klein und hilflos, eine Frau, die in der endlosen Weite des Landes verlorenging.
    Sie lief, und Fjodor wartete.
    Ebenso wie die beiden Genossen aus der Zentrale. Sie waren sogar von Moskau angereist und hatten Entbehrungen und Strapazen auf sich genommen.
    Edwina lief.
    Sie hatte Mühe, sich auf dem glatten Untergrund zu halten. Ihre Bewegungen waren taumelig. Mit den ausgebreiteten Armen, die hin und wieder schlenkerten, sorgte sie dafür, daß sie das Gleichgewicht behielt.
    »Du läßt sie ja doch laufen, Genosse Rankin!« sagte einer der Männer.
    »Noch!«
    Der zweite hob seine Waffe und zielte auf den Rücken. Da schlug ihm Fjodor die Hand nach unten.
    »Laß es!«
    Der Mann sah aus, als wollte er sich wehren. Als er in die Augen des anderen schaute, ließ er es bleiben und senkte die schwere Armee-Pistole.
    Rankin drehte sich um. Er wandte den beiden Männern den Rücken zu und schaute auf den Ofen, dessen Platte inzwischen einen intensiveren Farbton angenommen hatte.
    Sie war knallrot geworden. Ein glühendes, düsteres Rot, das eine große Hitze abstrahlte.
    Rankin konzentrierte sich.
    Er blickte nur auf die Platte. Ihr allein galt sein Augenmerk, und er wollte es versuchen. Seine Kräfte waren unheimlich zu nennen, er war ein Phänomen. Nicht allein, daß er nicht sterben konnte, sein Geist beherrschte auch die Materie.
    Sie gehorchte ihm!
    Und auch die runde Ofenplatte.
    In seine Augen war ein seltsames Schimmern getreten. Ein geistiger Kraftstrom floß zwischen ihm und der Platte. Er befahl ihr, daß sie seinen Befehlen gehorchte.
    Und die Platte reagierte.
    Auch die Manner aus Moskau sahen das Phänomen. Als würde sie von unten her angestoßen, so hob sie sich vom Ofen ab und schwebte einen Atemzug später über ihm.
    »Ja!« flüsterte Rankin. »Sie gehorcht mir. Ich bin ein Telepath. Ich kann Gedanken lesen und Materie bewegen. Ich spiele mit der Natur.« Er lachte, wobei sich sein Gesicht auf erschreckende Art und Weise verändert hatte.
    Der gleiche Schimmer, der in seinen Augen lag, hatte auch das Gesicht erfaßt. Es wirkte kalt, metallisch glänzend. In seinem Innern mußten unheimliche Kräfte toben, die Rankin gezielt einsetzte.
    »Geht zur Seite!« flüsterte er.
    Die Männer aus Moskau traten zurück. Sie wollten nicht im Wege stehen.
    Noch schwebte die Platte über dem Ofen, dann jedoch erreichte sie der gedankliche Befehl.
    Wie ein glühender Diskus zischte sie ab. Auf die flüchtende Frau zu!
    Es zischte regelrecht, als sie an den Männern vorbeifauchte, und die Kerle aus Moskau traten noch weiter zurück.
    Nur Rankin blieb stehen. Er beobachtete den Weg der mörderischen Waffe.
    Sie war schnell, ungemein schnell, und sie hob sich als knallroter Fleck vor dem weißen Schnee ab, deshalb war ihr Weg auch so gut zu verfolgen. In Kopfhöhe raste sie in die kalte Nacht hinein, geleitet von mörderischen Gedankenströmen, die die
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