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0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte

0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte

Titel: 0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte
Autoren: Jason Dark
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die Gardinen vorzuziehen.
    »Wann werden wir die Bank erreichen, Charles?«
    »Ich schätze in etwa zehn Minuten, Sir.«
    »Aha.«
    Wieder breitete sich Schweigen aus. Reginald Earl of Rankin nahm seinen Stockschirm, stellte ihn zwischen die Beine, zog die Handschuhe aus feinstem Leder an und legte beide Hände übereinandergeschlagen auf die Krücke.
    »Sir, wir haben unser Ziel erreicht«, meldete Charles nach einer Weile.
    »Ich sehe es.«
    Charles schaltete den Motor aus, verließ den Wagen und öffnete die Fondtür. Er hielt seine Mütze in der Hand, als sein Brötchengeber ausstieg. Die Bank, zu der der Earl wollte, stand unter privater Leitung. Und die Manager hatten es geschafft, tatsächlich hier am Trafalgar Square privaten Parkgrund für ihre Kunden zu schaffen.
    Hier hatte auch Charles den Wagen abgestellt, neben einem braunen Mercedes 450.
    Mißbilligend schaute der Earl auf die zahlreichen Tauben, die über den Platz huschten und von den Touristen noch gefüttert wurden, als wäre London Venedig. Einen kurzen Blick gönnte er der Siegessäule des Lord Nelson, dann überquerte er die Straße und schritt auf das altehrwürdige Bankgebäude zu, dessen Fassade noch den Stuck und den Pomp der letzten Jahrhunderte zeigte.
    Die Sicherungen waren allerdings modern. Nur auf den Türsteher hatte man nicht verzichtet. Er begrüßte den Earl mit einem eleganten Bückling.
    Der Earl hatte nicht nach links und rechts geschaut. Vielleicht wäre ihm dann ein Mann aufgefallen, der vor dem Portal der Bank auf dem Gehsteig stand und in dessen Augen es tückisch aufleuchtete.
    Doch woher sollte der Earl auch seinen letzten russischen Verwandtschaftssproß kennen? Und wenn, dann hätte er ihn sicherlich mit keinem Blick gewürdigt.
    Fjodor Rankin blieb für einen Moment stehen. Er sah nicht die hohen, doppelstöckigen, roten Busse, die um den Square fuhren, er nahm auch nicht die Menschen wahr, die an ihm vorbeihasteten und in zahlreichen Sprachen redeten.
    Für ihn war einzig und allein der Auftrag wichtig. Er hatte seinen englischen Verwandten angerufen. Dieser jedoch lachte ihn nur aus. Das war ein Fehler, denn Fjodor Rankin, auf abenteuerliche Art und Weise nach England gelangt, wollte ein grausames Exempel statuieren.
    Und zwar mitten in London, im Herz der Millionenstadt, hier am Trafalgar Square…
    ***
    Ich hatte mit einem Parkplatz weniger Glück. Zudem gehörte ich nicht zu den Privilegierten und mußte suchen.
    An der National Gallery war auch alles voll, aber ich hatte trotzdem Glück, weil jemand wegfuhr und ich eine Minute gewartet hatte. Der Fahrer winkte mir noch freundlich zu, und ich quetschte den Silbergrauen in die Lücke, neben einen Ford Capri 3,0 l.
    Es tat wirklich gut, nicht dienstlich in der Heimatstadt unterwegs sein zu müssen, so nahm ich mir die Zeit und schritt einmal um den Trafalgar Square.
    Es war mehr ein Schlendern in der winterlichen Kälte. Der Atem dampfte vor meinen Lippen, ich schaute den Tauben zu und bekam prompt einen Gruß von oben mit, der zum Glück nur meine Schuhe traf.
    Das weiße Zeug lief an der Seite entlang. Mit Papier wischte ich es weg.
    Das Wasser des großen Brunnens war gefroren. Als ich daran vorbeischritt, fiel mir die dicke Eisschicht auf. Kinder rutschten darauf. Langsam war ich den Winter leid. Noch eine Woche, dann hatten wir März, den Frühlingsmonat.
    Ich überquerte die Straße und suchte das kleine Café. Es lag versteckt zwischen alten Gebäuden, man mußte in eine schmale Passage gehen, um den Eingang zu finden.
    Der Raum, in dem serviert wurde, lag allerdings zum Square hin, sogar in der Nähe eines Parkplatzes, den eine Privatbank angelegt hatte.
    Ich schaute mich um.
    Eine völlig andere Atmosphäre hielt mich umfangen. Französische Musik drang aus dem Lautsprecher. Lieder über Paris. Kleine Tische, rund in der Form, die Stühle waren ziemlich schmal, eine lange Theke mit zahlreichen Flaschen dahinter und als Prunkstück auf der Theke eine große Kaffeemaschine.
    Das Café war gut besucht, und ich entdeckte Sarah Goldwyn hinten am Fenster.
    Es war ihr tatsächlich gelungen, dort noch einen Tisch zu ergattern. Sie hatte mich ebenfalls gesehen und winkte mir zu. Lady Sarah war fidel wie immer. Und wie immer trug sie mehrere Ketten um ihren Hals. Das Sammeln von Ketten gehörte zur Leidenschaft der mehrfachen Witwe. Allerdings sammelte sie noch stärker alles, was mit Horror irgendwie in Zusammenhang stand. Das ging von Taschenbüchern, Romanen,
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