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0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte

0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte

Titel: 0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte
Autoren: Jason Dark
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populärwissenschaftlichen Schriften bis zu Filmen und Tonbandprotokollen. In ihrem Haus hatte sie den Dachboden ausbauen lassen und aus ihm einen Filmraum gemacht.
    Lady Sarahs Privatkino.
    Ich küßte ihr die Hand. Da Lady Sarah sitzenblieb, mußte ich mich bücken und bekam einen Stich, der sich durch das gesamte Kreuz zog. Ich verzog das Gesicht, worauf die Lady meinte: »Sie hätten doch lieber im Bett bleiben sollen, John.«
    »Das gibt sich wieder.« Ich nahm auf einem unbequemen Stuhl Platz und schaute nach, was sich Lady Sarah bestellt hatte.
    Es war Kaffee.
    »Trinken Sie keinen Tee?«
    »Nein, mein Junge. Sie können sich doch nicht in einem französischen Bistro Tee bestellen. Das ist das gleiche, als würden sie in einem Drei-Sterne-Restaurant nach Ketchup verlangen.«
    »Sorry, soweit dachte ich nicht.«
    »Ich schreibe es Ihrer Jugend gut.«
    Worauf ich lachen mußte. »Jugend ist gut. Wenn man die 35 erreicht hat, ist der erste Lack auch schon weg.«
    »Was soll ich denn sagen?«
    »Sie sind ein Phänomen, Lady Sarah.«
    »Das sagen Sie so, mein Junge.«
    »Wer vier Männer überlebt hat…«
    »Glück.«
    Die Bedienung kam. Es war ein hübsches, braunhaariges, junges Ding und sprach mit einem französischen Einschlag.
    Ich bestellte Kaffee, Croissants, Marmelade und Butter, da ich noch nicht gefrühstückt hatte. »Und das zweimal«, sagte ich, wobei ich auf Lady Sarah deutete.
    Die schüttelte den Kopf. »Nein, danke, für mich bitte nicht. Ich kann nicht soviel essen.«
    »Wollen Sie mich wirklich allein frühstücken lassen?«
    »Ja.«
    »Dann nur einmal.«
    »Danke, Sir«, sagte das Mädchen und ging davon.
    »Haben Sie sich gut wegschleichen können?« fragte mich Lady Sarah.
    Ich nickte. »Und wie. Dabei kam ich mir vor wie auf dem Kriegspfad. Wenn Shao jetzt klingelt, wird sie sich wundern.«
    »Und Scotland Yard verrückt machen«, meinte Mrs. Goldwyn.
    »Das glaube ich nicht.«
    Mein Frühstück kam. Die Croissants waren frisch und dufteten herrlich. Zwei lagen auf dem Tablett. Die Marmelade konnte man schon als Konfitüre bezeichnen. In einer Schale sah ich ganze Erdbeeren, in der anderen zerteilte Aprikosen.
    Der Kaffee war schwarz wie die Nacht. Milch gab es ebenfalls, und meine Augen strahlten, was auch Lady Sarah bemerkt hatte, denn sie wünschte mir einen guten Appetit.
    Den hatte ich.
    Die Croissants sahen nicht nur stark aus, sie schmeckten auch dementsprechend. Ich tunkte Konfitüre auf die Stücke und vergaß sogar die Butter.
    Mrs. Goldwyn ließ mich in Ruhe essen, obwohl ihr sicherlich einige Fragen auf der Seele brannten, denn wir hatten uns einige Wochen nicht mehr gesehen. Inzwischen war einiges passiert. Asmodina lebte nicht mehr, die Mordliga hatte Verluste einstecken müssen, und bei den Dämonen gab es Verschiebungen. Die Hierarchie stimmte nicht mehr. Inwiefern meine Freunde und ich davon profitieren konnten, stand noch nicht fest. Es würde sich zeigen.
    Mein Blick fiel nach links, so daß ich durch die Scheibe schauen konnte.
    Auf dem kleinen Privatparkplatz der Bank standen ein Mercedes und ein Rolls. Beides Prachtkarossen. Im Rolls hatte es sich der Chauffeur bequem gemacht. Er saß hinter dem Lenkrad und las die Zeitung. Es war ein Londoner Boulevardblatt.
    Die Menschen flanierten vorbei. Winterlich gekleidet waren sie und warfen hin und wieder einen Blick durch die Scheibe in das Innere des kleinen Cafés.
    Ein Mann fiel mir auf.
    Den Grund konnte ich nicht nennen. Vielleicht weil er einen unmodernen Mantel trug und eine Pelzmütze auf dem Kopf hatte. Der Mantel zeigte eine graue Farbe und endete an den Knien. So lief man heutzutage nicht mehr herum.
    Der Mann stand nicht weit von den beiden Wagen entfernt, hatte die Hände in den schrägen Taschen vergraben und schaute starr auf den Rolls. Auch mich sah er.
    Unsere Blicke trafen sich.
    Ich sah die Augen nicht, dafür war der Mensch zu weit entfernt, aber ich glaubte, ein Glitzern darin gesehen zu haben und krauste nachdenklich die Stirn.
    »Was ist mit Ihnen?« erkundigte sich Lady Sarah.
    »Wieso? Was sollte denn sein?«
    »Eigentlich nichts, aber Sie sehen aus, als hätten Sie irgend etwas entdeckt, mein Junge.«
    »Mich interessiert der Trubel.«
    Lady Sarah setzte die Brille auf, die ansonsten an einer Kette um ihren Hals hing. »Oder meinen Sie den Mann mit der Pelzmütze?«
    Ich teilte das zweite Croissant. »Ist er Ihnen auch schon aufgefallen?«
    »Ja, er paßt nicht hierher.«
    »Das meine ich
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