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0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte

0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte

Titel: 0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte
Autoren: Jason Dark
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gehörte.
    Jemand tippte mir auf die Schulter. Ein Schnäuzer blickte mich an. Jedenfalls sah man kaum mehr von dem Gesicht des Mannes.
    Der Schnäuzer glich wirklich schon einem Propeller.
    »Möchten Sie was trinken?«
    »Ja, bringen Sie mir ein Bitter Lemon. Pur.«
    Der Schnauzbart mit den schmalen Schultern verschwand. Ich stellte mich an die Theke, wo die Gläser der Gäste ein halbleeres oder leeres Dasein fristeten.
    Ich bekam meine kleine Flasche, schenkte mir ein und drückte dem Wirt Geld in die Hand. Die Gäste an den Fenstern unterhielten sich über das schreckliche Ereignis, auch der Wirt wollte wieder hin, doch ich stoppte ihn und zeigte ihm meinen Ausweis.
    »Scotland Yard?«
    »Ja, Mister.«
    »Ich habe nichts gesehen«, sagte er sofort.
    »Das glaube ich Ihnen gern. Ich möchte auch nichts über den Hergang des Unfalls von Ihnen wissen, ich suche einen Mann.«
    »Davon gibt es viele.«
    »Warten Sie erst einmal die Beschreibung ab.«
    Er bekam sie von mir und dachte tatsächlich nach. Eine Weile später nickte er. »Ich glaube, so einen habe ich gesehen. Da war jemand mit einer Pelzmütze.«
    »Und?«
    Der Wirt hob die Schultern. »Keine Ahnung, Mister. Hier ist er jedenfalls nicht mehr.«
    »Haben Sie ihn rausgehen sehen?«
    Der Wirt dachte einen Moment nach, wobei er mit Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand den Schnäuzer zwirbelte. »Nein, Sir, ich habe ihn auch nicht rausgehen sehen. Hier war soviel los. Ich bin nur froh, daß kein Splitter die Scheibe getroffen und Gäste verletzt hat.«
    »Hat er etwas bestellt?«
    »Nein. Es herrschte auch das reinste Chaos. Wir sind ja alle zu den Fenstern gelaufen.«
    »Klar, kann ich verstehen.« Ich leerte mein Glas und warf einen Blick in die Runde.
    Von den Gästen saß noch niemand am Tisch. Jeder schaute auf die Straße. Mir schräg gegenüber, an der mit Holz getäfelten Wand, befanden sich zwei Türen.
    Eine für Gentlemen, die andere für Ladies. Die Männertoilette lag von mir aus gesehen links.
    Und die Tür wurde aufgestoßen.
    Ich hatte mich wieder halb abgewendet und bemerkte es nur aus den Augenwinkeln.
    Dann schaute ich noch einmal hin und sah den Mann.
    Ich kannte ihn.
    Es war der mit der Pelzmütze!
    ***
    Er hatte seine Kopfbedeckung sogar noch auf und machte einen völlig harmlosen Eindruck. Wenigstens auf den ersten Blick hin.
    Schaute man ihn genauer an, so bemerkte man den gespannten Ausdruck auf seinem Gesicht. Der Mann wollte das Lokal verlassen, das wiederum paßte mir ganz gut, aber dem Wirt nicht.
    Vielleicht hatte er es gut gemeint, aber er tat in diesen Augenblicken genau das falsche.
    »He, Mister!« rief er. »Das geht aber nicht. Sie kommen hier rein, pinkeln und wollen verschwinden. Nichts da, einen Schluck müssen Sie schon trinken.«
    Der Mann blieb stehen. Es schien, als lauschte er den Worten nach. Mir paßte die Entwicklung überhaupt nicht, und ich spürte das Gefühl im Magen, das ich immer dann hatte, wenn Ärger in der Luft lag. Mein Gesicht verzog sich, aber ich kam nicht dazu, dem Wirt irgend etwas zu sagen, denn der Mann mit der Pelzmütze steuerte die Theke an.
    »Was soll’s denn sein?« fragte der Wirt.
    »Bier.«
    Obwohl der andere nur dieses eine Wort sagte, merkte ich sofort, daß er kein Engländer war. Er sprach mit einem harten Akzent, wie ihn die Leute aus Osteuropa besitzen.
    Ein Fremder also.
    Der Wirt zapfte, schob ihm das Glas hin und sagte im gleichen Moment wieder etwas Dummes. »Hier ist auch ein Herr von der Polizei, der sich mit ihnen beschäftigen will.«
    Der andere hielt seinen Krug umklammert. Nach den Worten ließ er ihn so hastig los, als hätte er sich verbrannt. Das Wort Polizei mußte ihn aufgeschreckt haben.
    Wir schauten uns an.
    Und in diesem Augenblick spürte ich, daß wir Feinde waren. Ja, wir standen auf verschiedenen Seiten. Zwischen uns gab es keinerlei Gemeinsamkeiten.
    »Ich bin Oberinspektor Sinclair«, stellte ich mich vor, »und habe ein paar Fragen an Sie.«
    »Und?«
    »Sie haben den Unfall gesehen?«
    »Ja.«
    »Können Sie auch eine Erklärung dafür abgeben?«
    »Nein, wieso sollte ich?«
    Ich schaute den Mann genau an. Er war schon älter. Mindestens sechzig. Das Haar, das ich rechts und links der Mütze sah, war weiß. An seinem Gesicht war nichts Besonderes, vielleicht die Augen, sie hatten einen seltsamen Glanz. Irgendwie metallisch, blaß, gleichzeitig aber auch kalt und gnadenlos.
    Ein Feind!
    »Sie haben also nichts gesehen?«
    »Nein.«
    Ich lächelte
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