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0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte

0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte

Titel: 0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte
Autoren: Jason Dark
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verließ ich meine Wohnung. Wenn Shao jetzt zufällig kam, sah ich lecker aus.
    Alles ging glatt. Auf dem Flur begegnete mir zwar eine Nachbarin, aber die wußte nichts von meiner Krankheit. Ich drückte mich an ihr vorbei zum Lift, fuhr nach unten in die Parkgarage, wo auch mein silbergrauer Bentley stand.
    Seltsamerweise konnte ich mich wieder besser bewegen, die Dusche hatte wohl geholfen. Einige Pflaster hatte ich nicht mehr erneuert, allerdings mußte ich das auf meiner Stirn lassen.
    Als ich startete und den Wagen in Bewegung setzte, grinste ich wie ein Lausbub, dem ein besonderer Streich gelungen war. Daß der Streich allerdings in einen tödlichen Strudel führen würde, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen…
    ***
    In London hatte er nur selten zu tun, denn sein Schloß lag außerhalb der Millionenstadt. Er fuhr nur in die City, wenn es sich nicht vermeiden ließ und geschäftliche Belange ihn dazu zwangen.
    Sein Wohnsitz lag nahe der Stadt Rochester, wo der Medway River durch eine ruhige Landschaft floß und mit seinem Südufer die Nordgrenze des gräflichen Besitzes bildete.
    Der Earl of Rankin war einer der bekanntesten Leute in Rochester und Umgebung. Er konnte es sich leisten, auf einem Schloß zu wohnen. Dafür war es auch nicht so teuer im Unterhalt. Man sagte dem Earl of Rankin beste Beziehungen zum Oberhaus nach, aber in den unmittelbaren Dunstkreis der Königsfamilie war er nie gelangt, denn da gab es einen grauen Fleck auf seiner sonst blütenweißen Adelsweste.
    Einer seiner Vorfahren war nach Rußland emigriert. Er hatte Ärger mit dem Königshaus gehabt und hatte anschließend in Rußland unter dem Zarregime den Namen Rankin nicht sterben lassen.
    Er sorgte für zahlreiche Nachkommen, die allerdings bald ihren Ursprung vergaßen und sich mit den angelsächsischen Verwandten nicht mehr in Verbindung setzten. Nach der Oktoberrevolution wurde das Geschlecht der Rankins ausradiert. Stalin und Genossen sorgten dafür, daß die meisten verschwanden. Die englische Verwandtschaft erfuhr nicht einmal davon. Man nahm eben an, daß kein Rankin überlebt hatte.
    Das war ein Irrtum.
    Es gab noch einen Rankin. Fjodor Rankin, und der hatte sich bei dem Earl of Rankin gemeldet. Das war von einer Woche gewesen.
    Als nahezu unverschämt konnte man seine Forderungen bezeichnen. Er erhob Anspruch auf einen Teil des Schlosses und damit auch auf das Vermögen des Earls.
    Der war natürlich zuerst baff. Dann begann er nachzudenken und kam zu dem Entschluß, seinem armen russischen Verwandten keinen einzigen Shilling in den Hals zu stecken. Zudem wollte er das mit seiner Hausbank abklären.
    Deshalb der Trip nach London.
    Er fuhr nie selbst, denn dafür bezahlte er Charles, den Chauffeur.
    Charles stand bereits sehr lange in den Diensten der Familie und gehörte einfach dazu. Allerdings hatten die Rankins immer die nötige Distanz bewahrt. Lady Rankin, die vor zwei Jahren verstorben war, ebenso wie der Earl.
    Gaylord, der Sohn, sah das allerdings ein wenig lockerer. Nun ja, was konnte man von einem Studenten schon erwarten? Reginald Earl of Rankin, der Vater, hatte mit seinem Sohn über den russischen Verwandten noch nicht gesprochen. Das erfuhr Gaylord früh genug, denn er wollte am heutigen Tag den väterlichen Sitz besuchen.
    »Wir sind in London, Sir«, meldete Charles mit seiner leichten Trauerstimme.
    »Ich stellte es bereits fest.« Der Earl hob mißbilligend die Augenbrauen, wobei sich seine Stirn in Falten legte. Er haßte die City von London, all den Trubel, den Verkehr, nein, das war nichts für ihn.
    Auf dem Land fühlte er sich wohler.
    Steif wie ein Ladestock saß er im Fond des dunkelblauen Rolls.
    Der Wagen war zum Glück so hoch, daß er auch dann nicht mit dem Kopf gegen den Fahrzeughimmel stieß, wenn er seinen schwarzen Bowler trug. Ihn nahm der Earl nur ab, wenn er ein Haus oder ein Gebäude betrat, was seinen Ansprüchen gereichte, sonsten behielt er den typisch englischen Hut auf.
    Zudem war er auch wie der Bilderbuch-Engländer gekleidet. Ein dezenter dunkler Anzug, die passende Weste, das weiße Hemd und die schmale Krawatte aus bester Highland-Wolle. Er wußte, was er sich und seinem Ruf schuldig war.
    Die Fahrt wurde jetzt unruhiger. Zahlreiche Ampeln zwangen Charles, den Rolls häufiger zu stoppen. Zwar vibrierte das Fahrzeug nicht oder federte nach, aber der Fahrfluß war doch gestört.
    Zudem schauten zahlreiche Menschen in das Innere des Fahrzeuges, und der Earl sah sich gezwungen,
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