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0205 - Der Tiefsee-Schrecken

0205 - Der Tiefsee-Schrecken

Titel: 0205 - Der Tiefsee-Schrecken
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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dumpf.
    Er streckte unsicher den Arm aus und zeigte auf die Tür hinter ihr.
    »Gehen Sie«, sagte er schwer. »Gehen Sie zu den ändern. Dort sind Sie besser aufgehoben.«
    »Ob ich das wohl selbst entscheiden kann?« spottete sie. »Vielleicht interessiere ich mich vor allen anderen für Sie?«
    Lügen, dachte Calder benommen. Gottverdammte Lügen! Dabei starrte er unverhohlen in das offenherzige Dekolleté ihres schwarz-blauen Abendkleides.
    »Nun?«
    Ihre Stimme wurde einschmeichelnder, erreichte aber das genaue Gegenteil. Sie trat noch näher an Calder heran und wollte die Arme um seinen feisten Hals legen, aber in diesem Augenblick fiel die Erstarrung von ihm ab.
    »Verschwinde!« fauchte er. »Mach, daß du wegkommst!«
    Die Frau zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Sie sind ja betrunken«, erwiderte sie ungerührt. »Stockbesoffen…«
    »Und wenn?«
    Sie antwortete nicht mehr, drehte sich nur um und ging davon. Nicht zurück in die überfüllte Schiffsbar, sondern das Touristendeck hinauf, bis sie das Ende der Aufbauten erreichte. Dann wandte sie sich nach rechts und verschwand hinter einer Biegung. Wahrscheinlich wollte sie zur anderen Schiffsseite.
    Calder starrte ihr nach, bis sie aus seinem Blickfeld geriet. Er atmete auf, weil er froh war, wieder allein zu sein. Wenn er betrunken war, war er nichts lieber als das. Allein. In alkoholisiertem Zustand empfand er die Einsamkeit nicht in negativer Weise, sondern als eine Art der Befreiung.
    Er stützte sich schwer auf die Reling. Das Metall des Geländers war im Gegensatz zu seinem fiebrigen Körper fast schmerzhaft kalt.
    Calder sah auf den Ozean, der unverändert dalag. Irgendwo dort draußen, von der Dunkelheit hoffnungslos verschluckt, lag in diesen Sekunden die Nordküste Australiens.
    Plötzlich stutzte Calder.
    Sein Blick blieb an einem bestimmten Punkt der öden Wasserfläche hängen.
    Dort stimmte etwas nicht!
    Leon Calder blinzelte. Zunächst schob er das merkwürdige Bild auf seine Schlagseite, doch dann kamen ihm Zweifel.
    Er wischte sich benommen über die Augen. Dabei verlor er fast das Gleichgewicht.
    Das Bild jedoch blieb das Gleiche!
    Calder stieß einen halberstickten, gurgelnden Laut aus.
    Das gibt es doch nicht, dachte er.
    Vor ihm, höchstens fünfzig Meter entfernt, trieb auf dem ruhigen Wasser ein regloser, menschlicher Körper!
    Aber das wirklich Schreckliche, Unbegreifliche war, daß dieser Körper am Kopfende leuchtete wie eine kleine rote Sonne… !
    Calders Schrei wollte nicht mehr abreißen, als er kurz darauf erkennen mußte, daß es nicht bei diesem einen schwimmenden Körper blieb.
    Wie aus dem Nichts heraus glitt dieses haarsträubende Treibgut plötzlich von allen Seiten auf die ESMERALDA zu…
    ***
    Der Meegh-Spider drang in das System der gelben Sonne ein. Noch immer flog er mit Überlichtgeschwindigkeit. Die würde er bis dicht über dem Zielplaneten beibehalten, um dann verzögerungsfrei abzubremsen, weil Magie keine Rücksicht auf Beharrungskräfte zu nehmen brauchte.
    Der Meegh-Kommandant ließ sich die ersten Daten überspielen. Lautlos und deshalb gespenstisch verlief die Kommunikation innerhalb des Schattenschiffes. Gedankenbefehle hämmerten in den überstrapazierten Antriebskristall und veranlaßten geringfügige Kurskorrekturen. Der Kristall reagierte trotz Überlastung verzögerungsfrei.
    Fünfzig Lichtjahre lagen hinter dem Spider - eine ungeheuerliche Kluft zwischen den Sternen. Dort, in fünfzig Lichtjahren Entfernung befand sich das nunmehr nächstliegende Weltentor, das den Meeghs einen Übergang von ihrer Dimension in den Kosmos der Menschen ermöglichte, seit Merlin das auf der Erde befindliche Tor in einer spektakulären Aktion geschlossen hatte und auch die Straße der Götter wieder versiegelt war!
    Daß der nächste Übergang nun in fünfzig Lichtjahre weiter Feme angesiedelt war, störte die Eroberungspläne der Dämonenrasse empfindlich. In dieser verfahrenen Situation hatte man sich eines fast vergessenen Faktums erinnert, einer Möglichkeit, das ferne Tor zu umgehen ! Der Schlüssel zu diesem unkonventionellen Weg lag jedoch in der Vergangenheit, das Wissen darum war größtenteils verschüttet. Und da es auch den Meeghs nicht möglich war, sich in den Zeitstrom einzufädeln und ihn rückwärts zu gehen, mußten sie es auf beschwerlichere Weise versuchen.
    Zuerst aber mußten sie zur Erde.
    Dort, und nur dort, würde sich entscheiden, ob die Menschen künftig das Schicksal der silberhäutigen
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