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0205 - Der Tiefsee-Schrecken

0205 - Der Tiefsee-Schrecken

Titel: 0205 - Der Tiefsee-Schrecken
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Mach dich doch nicht selbst verrückt…
    Sternenlicht schimmerte auf der glatten Wasserfläche, die sich endlos zu erstrecken schien, und schuf verwirrende Reflexionen. Laureen vergaß zu atmen. An einigen Stellen schien der Ozean regelrecht zu glühen. Ein seltsamer blauschwarzer Glanz war zu erkennen.
    Laureen trat näher an die Reling, um Einzelheiten des Phänomens auszumachen. Sie hatte von ähnlichem schon gelesen. Von Elmsfeuern, die des Nachts um die Masten von Schiffen tanzten wie funkelnde Kobolde, und die von abergläubischen Seeleuten als böse Omen gedeutet wurden. Oder von Kugelblitzen, die wie winzige Sonnen plötzlich aus dem Nichts auftauchten, durch Wohnungen und über Möbelstücke rollten, um nach gewisser Zeit wieder ins Unsichtbare zu entschwinden. Solche Lichterscheinungen wurden von nüchternem Forschergeist allerdings stets sehr vehement verleugnet und ihre Existenz als Sinnestäuschung hingestellt. Wie man es auch mit dem UFO-Phänomen handhabte…
    Laureen Basall stöhnte dumpf auf. Ihre Hände krampften sich um das eiserne Geländer. Eine Halluzination, versuchte sie sich einzureden. Eine gottverdammte Wasserspiegelung! Die Sterne, der Mond… oder die unzähligen Schiffslampen, die das Schiff wie einen Weihnachtsbaum herausputzten, mußten dafür verantwortlich sein… !
    Da hörte sie es wieder.
    Dieses Geräusch, das ihr die Kopfhaut zusammenzog und ein Frostgefühl hervorrief!
    Ein saugender Ton, genau unterhalb ihres Standortes. Als würde ein massiger Körper aus dem Wasser steigen…
    Wie ein Peitschenhieb schnitt plötzlich die Erkenntnis durch ihr Bewußtsein!
    Sie wollte nach unten blicken, dorthin, wo sie den Ursprung des Geräusches vermutete. Doch bevor sie dazu kam, schnellte etwas die Schiffswand empor, stieß einen gurgelnden Laut aus und umkrallte ihre Fußgelenke!
    Die Berührung war eiskalt, glitschig und grauenhaft!
    Laureen Basall schrie wie von Sinnen, denn in dieser Sekunde streifte ihr Blick das wassertriefende Geschöpf, das halb an der Schiffswand und zur anderen Hälfte an ihrem Körper zu kleben schien.
    Schock und Ekel ließen sie fast das Bewußtsein verlieren. Sie wußte selbst nicht, woher sie die Kraft nahm, gegen die Ohnmacht anzukämpfen.
    Die Gestalt unter ihr war in zerfetzte, vom Meerwasser aufgelöste Kleidung gehüllt und sah grauenhaft zugerichtet aus. Laureen hatte zwar noch nie Wasserleichen gesehen, dennoch zuckte dieser Begriff als erstes beim Anblick des Fremden durch ihren Kopf.
    Wie ein lebender Toter sah der tatsächlich aus, und doch war dieser Anblick noch nicht das Schlimmste!
    Da gab es Erschreckenderes.
    Wo normalerweise das Gehirn war, saß bei dem Unbekannten stattdessen ein blauschwarzer, faustgroßer Kristall, der das zerfressene Gesicht von innen heraus wie einen Totenschädel ausleuchtete!
    Da erwischte es Laureen Basall doch noch. Ihr bißchen Geist versank in gnädiger Ohnmacht.
    Und der Unheimliche schwang sich über die Reling…
    ***
    Brian Halloway war neunundzwanzig Jahre alt, fast zwei Meter groß, hager und blauäugig. Blauäugig, aber nicht naiv!
    Dennoch hielt er den grellen Männerschrei zunächst für die Stimmungsmache eines Betrunkenen, der an der frischen Luft seinen aufsteigenden Kater vertreiben wollte.
    Erst als der Schrei nicht abbrach wurde Halloway, der in seiner Funktion als Zweiter Offizier der ESMERALDA an diesem Abend Deckwache hatte, argwöhnisch. Er nickte Cluster, dem Steuermann zu und gab ihm zu verstehen, daß er auf keinen Fall das Ruder verlassen sollte.
    »Ich seh’ mal nach, was los ist«, sagte er.
    Cluster grinste breit, weil er sich nicht vorstellen konnte, daß hinter dem Schrei etwas Ernsthaftes steckte. Eher teilte er Halloways Ansicht, daß sich hier einer in seinem Rausch wieder einmal besonders stark fühlte und machte.
    »Ist gut.«
    Halloway knöpfte die oberen Verschlüsse seiner Uniformjacke zu, um an seiner äußerlichen Autorität keinen Makel zu lassen, wenn er einschreiten mußte, und öffnete die Tür der Kabine.
    »Soll ich den Käp’ten informieren?« fragte der Steuermann noch an.
    Der Zweite schüttelte den Kopf. »Wenn er nicht schon von selbst wach geworden ist, lassen sie’s.«
    Halloway trat auf die schmale Treppe und schloß die Tür hinter sich.
    In diesem Augenblick hörte der Schrei auf.
    Für eine einzige, seltsame Sekunde war es völlig still. Erst dann drang wieder die Geräuschkulisse aus der Schiffsbar, wo sich die zahlenden Besatzungsmitglieder vergnügten,
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