Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0203 - Die Geisterfrau

0203 - Die Geisterfrau

Titel: 0203 - Die Geisterfrau
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Geldbeutel ist«, murmelte Bill, der kein Millionär war, es aber auch nicht nötig hatte zu betteln. Das Geld, das er brauchte, besaß er immer, und das reichte ihm vollkommen.
    Menschen strömten aus dem Flughafengebäude, von anderen begleitet, die sie trotz der späten Stunde noch abholten. Andere strebten dem Taxistand entgegen. Und ganz zum Schluß, als Bill schon resignieren wollte, tauchten die Erwarteten auf.
    Mit der Geschwindigkeit eines Düsenjägers fegte Nicole Duval im silberschimmernden Overall auf Rollschuhen auf Bill zu und rannte ihn fast um. Ihm wollten fast die Augen aus dem Kopf fallen. »Hey, Nicole!« stöhnte er. »Hast du die Dinger etwa im Flugzeug angehabt?«
    »Klar«, stellte sie fest. »Wo hast du deinen Morris Mini?«
    Seufzend streckte Bill den Arm aus und deutete auf den weißen Daimler.
    Nicole umrundete den Wagen zweimal. »Nicht schlecht für den Anfang«, bemerkte sie. »Aber 'n bißchen groß für einen Morris Mini.«
    »Es ist ja auch kein Mini«, stöhnte Bill. »Was ist heute mit dir los, daß du so aufgekratzt bist?«
    Er sah wieder zum Flughafengebäude. Ächzend und mit drei Koffern beladen, war Zamorra schon fast herangetaumelt. Bill stürmte ihm entgegen und nahm ihm zwei der Koffer ab, in denen er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Teil von Nicoles Kleiderkammer vermutete. Er öffnete den Kofferraum des Daimler und ließ die Gepäckstücke darin verschwinden.
    »Stell dir vor, Zamorra«, beklagte sich Nicole. »Bill ist ein unhöflicher Mensch geworden. Hat mir nicht mal 'nen Begrüßungskuß gegeben. Nur abgetatscht.«
    »Nerv mich nicht«, murmelte Zamorra und öffnete die Beifahrertür des Wagens, um sich in den Ledersitz fallen zu lassen. Nicole war schneller und schlüpfte an ihm vorbei. »Danke, James«, flötete sie.
    »Irgendwann in naher Zukunft«, drohte Zamorra dumpf, »wird es geschehen, daß ich dir deinen entzückenden Hintern versohle.«
    »Gewalttätig ist er, Bill«, protestierte Nicole. »Hast du das gehört?«
    Bill ließ sich hinter das Lenkrad sinken, während Zamorra im Fond Platz nahm. »Sag mal, alter Geisterjäger«, sagte er und ließ den Motor an, »was hast du mit ihr gemacht? Die ist ja total durchgedreht heute!«
    »Das muß an diesen dämlichen Rollschuhen liegen«, seufzte Zamorra.
    »Seit sie die hat, ist sie wie umgedreht. Sie möchte fristlos entlassen werden.«
    »Ich trete in die Gewerkschaft ein«, drohte Nicole im Gegenzug, während der Wagen anrollte. Die weißen Lichtkegel tasteten den Parkplatz ab und fraßen sich an der Ausfahrt fest.
    Bill Fleming sah wieder zum Himmel empor. Die Regenwolken waren näher gekommen.
    »Habt ihr schon eine Unterkunft?« fragte er.
    »Woher?« gab Zamorra zurück. »Wir sind ja gerade erst angekommen und wissen nicht einmal genau, wo dieses Castle sich befindet.«
    Bill ließ den Daimler auf die Straße hinausrollen und gab den 295 Pferden die Sporen. Wie eine Rakete jagte der Wagen davon.
    »Okay, ich versuche, euch im Castle einzuschleusen. Zimmer gibt's da genug, und dann bekommt ihr direkt den richtigen Eindruck von dem Gespenst, das da sein Unwesen treibt.«
    »Und was sagen deine Gastgeber dazu?«
    »Weiß ich noch nicht«, erwiderte Bill schulterzuckend. »Aber nach Mitternacht bekommt ihr keine Hotelzimmer mehr. Die Pendrakes werden sich also vorerst damit abfinden müssen, daß sie noch mehr Gäste haben. – Wir fahren etwa eine Dreiviertelstunde«, verkündete er nach einem Blick auf die Uhr.
    »Dann hast du ja genug Zeit, uns ein wenig über die Spuk-Erscheinungen zu erzählen«, sagte Nicole.
    ***
    Ein seltsames Wispern und Raunen durchdrang die uralten Mauern und flüsterte zwischen den Erkern. Draußen sang der Wind in den Bäumen.
    Jemand kommt, hauchte es zwischen Wänden und Türen. Vielleicht mehr Abwechslung, vielleicht aber auch…
    Kampf?
    Vielleicht. Niemand weiß es. Was werden wir tun?
    Doch es erfolgte keine Antwort mehr. Irgendwo wurde eine Tür fast lautlos in ihr Schloß gedrückt. Schleichende Schritte glitten über die Korridore und verklangen irgendwo in den Wänden.
    Ein eigentümliches Lächeln umspielte die Lippen von Lady Beatrice Pendrake, als sie sich aus dem hochlehnigen Sessel erhob und ihrem ehelichen Schlafgemach entgegenschritt.
    In Pendrake Castle kehrte Ruhe ein.
    ***
    Von Bill Fleming war man es inzwischen gewohnt, daß er meist nicht vor Mitternacht heimkehrte, wenn er in die Stadt gefahren war, um sich in Pubs oder Discotheken zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher